Mount Dragon - Labor des Todes
rationale Anpassung an eine verrückte Welt.« Laing.
Aus dem Lautsprecher ertönte ein Gong, und die Tür ging auf. Grinsend registrierte Levine, daß Scopes seine geliebten Aphorismen offenbar als Paßwörter verwendete. Er erinnerte sich noch gut an ein Spiel, das er früher öfters mit Scopes gespielt hatte und bei dem es um Sprichwörter und Zitate gegangen war. Außerdem gaben solche Sinnsprüche gute Paßwörter ab: Sie waren lang und kompliziert und kaum dadurch zu knacken, daß man per Computer sämtliche Wörter eines Lexikons abfragte. Weil Scopes sie auswendig kannte, mußte er sie auch niemals irgendwo aufschreiben. Besser ging es kaum. Fido würde für Levine noch viel hilfreicher sein, als es dem kleinen Hund bewußt war.
Rasch manövrierte sich Levine mit dem Trackball ins Innere des Gebäudes und an der Portierstheke vorbei. Dann blieb er einen Augenblick stehen und versuchte, sich an die Pläne des Bauwerks zu erinnern, die der Clown ihm vor vielen Stunden auf seinen Laptop überspielt hatte. Er ging an den Aufzügen vorbei zu einer zweiten Sicherheitsstation. Im wirklichen Gebäude war diese Station rund um die Uhr mit vielen Wachmännern besetzt. Dahinter waren weitere Aufzüge. Levine trat auf den nächstgelegenen zu und drückte auf den Knopf. Die Türen gingen auf, und Levine bewegte sich hinein. Er tippte auf der Tastatur seines Laptops die Zahl 60, die Zahl des Stockwerks, in dem sich der achteckige Raum von Brent Scopes befand.
Danke, sagte dieselbe, neutrale Stimme, die auch aus den Lautsprechern der wirklichen Aufzüge kam. Bitte geben Sie jetzt das Paßwort ein. Fido, gib mir die Tastaturkommandos von diesem Ort, tippte Levine. »In der Auswahl seiner Feinde kann man nicht sorgfältig genug sein.« Wilde.
Während der Aufzug im Cyberspace zum sechzigsten Stockwerk hinauffuhr, zwang sich Levine, nicht weiter über die paradoxe Situation nachzugrübeln, in der er sich gerade befand: Da hockte er im Schneidersitz in einem Aufzug, der zwischen zwei Stockwerken festsaß, und war mit einem Computernetzwerk verbunden, in dem er gerade mit demselben, aber virtuellen Aufzug fuhr.
Der Cyberspace-Fahrstuhl wurde langsamer und hielt schließlich an. Mittels Trackball stieg Levine aus und begab sich in einen langen Korridor, an dessen Ende sich eine weitere Sicherheitsstation mit auffallend vielen Videoschirmen befand. Offenbar konnte man von hier aus sämtliche Räume im sechzigsten Stock und in den Stockwerken darunter überwachen. Levine ging zu den Monitoren und besah sich die Bilder auf jedem einzelnen von ihnen. Sie zeigten Räume, Korridore, große Computeranlagen und sogar die Sicherheitsstation, in der er sich selbst gerade befand. Nur Scopes war nirgendwo zu sehen. Aus den Plänen des Clowns hatte Levine erfahren, daß der achteckige Raum sich genau in der Mitte des Gebäudes befand. Scopes konnte also nie aus dem Fenster schauen, aber das brauchte er auch gar nicht. Der einzige Blick, der Scopes interessierte, war der auf einen Computerbildschirm. Levine ging an der Sicherheitsstation vorbei und bog nach links in einen schwach erleuchteten Korridor ab, an dessen Ende sich ein weiterer Wachraum befand. Dahinter lag ein kurzer Gang mit Türen an beiden Längsseiten. Auch am Ende des Ganges gab es eine Tür. Sie sah massiv aus und war geschlossen. Fido, ich brauche die Tastaturkommandos für diese Tür, schrieb Levine. Verlassen Sie mich jetzt? fragte der Cyberhund. Levine glaubte, so etwas wie Bedauern in seiner Stimme hören zu können.
Warum fragst du?
Weil ich ihnen durch diese Tür nicht folgen kann.
Levine zögerte einen Moment. Tut mir leid, Fido, tippte er dann, aber ich muß weitermachen. Bitte gib mir die Tastaturkommandos für diese Tür. Na schön. »Eine Zeitlang trug Mrs. Lanier aus der Verpflichtung des Modells, dem Portrait gleichzusehen, an den Abenden Gelb.« Dorothy Parker.
Mit einem satten Klicken sprang die dicke Tür einen Spalt auf. Levine atmete tief durch und rückte die Hand auf dem Trackball zurecht. Dann bewegte er sich ganz langsam nach vorne ins Zentrum von Scopes' mysteriösem Cypherspace.
Carson flog. Er flog so hoch über der Wüste, daß die verschlungenen Lavaströme unter ihm wie dünne Schnüre aussahen, aber er kämpfte sich immer höher und höher, der heißen Sonne entgegen. Vor ihm erhob sich ein hoher, schmaler Felsturm, der viele Kilometer über dem Wüstensand in einer scharfen Spitze auslief.
Carson versuchte, hinauf zu dieser Spitze
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