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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Singer trat vom Fenster zurück. »Es ist so viel einfacher, alles kaputtzumachen als etwas aufzubauen, Guy. Mount Dragon ist das sicherste Genlabor auf der Welt. Niemand, ich wiederhole, niemand hat mehr Interesse an der Sicherheit seiner Angestellten und seiner Produkte als Brent Scopes.«
    Fast hätte Carson erwähnt, daß Levine einer seiner Professoren an der Universität gewesen war, hatte es sich aber dann doch anders überlegt. Aber vielleicht wußte es Singer ja auch ohnehin schon. »GeneDyne will die Öffentlichkeit also bei der Präsentation der X-FLU-Therapie vor vollendete Tatsachen stellen. Das ist dann wohl auch der Grund für die Eile, mit der das Projekt vorangetrieben wird, oder?«
    »Teilweise ja«, sagte Singer und zögerte, bevor er fortfuhr: »Außerdem ist X-FLU von höchster Wichtigkeit für die Firma. Überlebenswichtig sogar. Denn Scopes' Patent auf seinen resistenten Mais, das bisher das finanzielle Rückgrat der Firma bildete, läuft in wenigen Wochen aus.«
    »Aber Scopes wird doch dieses Jahr erst vierzig«, sagte Carson erstaunt. »So alt kann das Patent also gar nicht sein. Warum erneuert er es denn nicht einfach?«
    Singer zuckte mit den Achseln. »Die genauen Details kenne ich auch nicht. Ich weiß nur, daß es ausläuft und nicht erneuert werden kann. Und wenn das geschieht, entgehen Scopes sämtliche Lizenzgebühren. PurBlood wird erst in ein paar Monaten ausgeliefert werden können, und dann muß es erst einmal seine immensen Entwicklungskosten einbringen. Alle anderen neuen Produkte von GeneDyne stecken noch mitten in der Zulassung. Wenn X-FLU also nicht bald kommt, wird die Firma keine so großzügige Dividende mehr zahlen können wie bisher, und das hätte katastrophale Auswirkungen auf den Kurs der Firmenaktie, von dem wir beide schließlich ebenfalls profitieren.« Er drehte sich um und winkte Carson ans Fenster. »Kommen Sie doch mal her, Guy.«
    Carson trat neben Singer. Vor der Scheibe bot sich ein weiter Blick über die Jornada-del-Muerto-Wüste, die sich am Horizont in gleißendem Hitzeflimmern aufzulösen schien. Die Gebäude des Laboratoriums warfen scharfe Schatten in östlicher Richtung, und im Süden konnte Carson im Sand gerade noch einen Schutthaufen erkennen, der aussah wie die Ruinen einer indianischen Ansiedlung.
    Singer legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Aber das alles braucht Sie momentan nicht zu belasten. Denken Sie einfach an die unglaublichen Möglichkeiten, die sich Ihnen hier bieten. Ein normaler Arzt kann, wenn er Glück hat, ein paar hundert Menschenleben retten, ein Mediziner in der Forschung vielleicht Tausende. Wir aber, Guy, Sie, ich und GeneDyne, wir werden Millionen von Menschen das Leben retten. Vielleicht sogar Milliarden.«
    Er deutete hinaus auf die niedrige Bergkette im Nordosten, die wie eine Reihe von dunklen Zähnen aus dem hellen Wüstenboden aufragte. »Vor fünfzig Jahren hat die Menschheit kaum fünfzig Kilometer von hier entfernt am Fuß dieser Berge die erste Atombombe gezündet. Das war die dunkle Seite der Wissenschaft. Jetzt, ein halbes Jahrhundert später, haben wir in derselben Wüste die einmalige Chance, den guten Ruf der Forschung wiederherzustellen. So grundlegend und einfach ist das alles.« Der Druck von Singers Hand auf Carsons Schulter wurde stärker. »Dies hier wird das größte Abenteuer Ihres Lebens, Guy, das kann ich Ihnen garantieren.«
    Während sie nebeneinander hinaus in die Wüste blickten, spürte Carson ganz intensiv die fast schon religiöse Kraft dieser Landschaft und wußte, daß Singer recht hatte mit dem, was er eben gesagt hatte.

    Um halb sechs wachte Carson auf, setzte sich auf die Bettkante und blickte durch das offene Fenster hinüber zum San-Andres-Gebirge. Die Luft war noch angenehm kühl, und das Zimmer war erfüllt von der tiefen Stille, die so typisch für die Zeit vor Sonnenaufgang ist. Carson holte tief Luft. In New Jersey hatte er es nie geschafft, sich vor acht aus dem Bett zu quälen. Jetzt, an seinem zweiten Morgen am Mount Dragon, hatte er bereits wieder die gleichen Gewohnheiten angenommen, die er als junger Mensch hier in der Wüste gehabt hatte. Carson sah zu, wie die Sterne am wolkenlosen Himmel langsam verblaßten, bis nur noch die Venus zu sehen war. Dann kroch von unterhalb des Horizonts der seltsame, leicht grünliche Schimmer der Morgendämmerung herauf, der sich rasch in ein fahles Gelb verwandelte. Langsam schälten sich die Umrisse von Pflanzen aus dem Schwarzblau des

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