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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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hierher versetzt. Eigentlich war ich für die Krankenstation vorgesehen, aber jetzt muß ich Dr. Burts Assistentin ersetzen, die ein paar Tage nach ihm gegangen ist.«
    »Wo kommen Sie her?«
    »Aus einer kleinen Bergstadt namens Truchas, etwa dreißig Meilen nördlich von Santa Fe.«
    »Sind Sie denn dort auch aufgewachsen?« De Vaca machte wieder eine längere Pause. »Ich bin dort geboren«, fauchte sie.
    »Schon gut«, sagte Carson, den ihr scharfer Ton verblüffte. »Wieso fragen Sie mich denn nicht gleich, wann ich über den Rio Grande geschwommen bin?«
    »Wieso sollte ich? Ich habe überhaupt nichts gegen Mexikaner und...«
    »Mexikaner?«
    »Ja. Einige der besten Cowboys auf unserer Ranch waren Mexikaner, und als Junge hatte ich eine Menge mexikanischer Freunde...«
    »Meine Familie«, unterbrach ihn de Vaca mit frostiger Stimme, »kam mit Don Juan de Onate nach Amerika. Mein Vorfahr Don Alonso Cabeza de Vaca wäre fast verdurstet, als er zusammen mit seiner Frau diese Wüste hier durchquerte. Das war im Jahr 1598 und bestimmt sehr viel früher, als Ihre Familie aus Oklahoma oder weiß Gott woher sich nach New Mexico verirrte.
    Trotzdem rührt es mich zu Tränen, daß Sie als Kind so nette mexikanische Spielkameraden hatten.«
    Sie wandte sich ab und widmete sich wieder ihren Petrischalen, von denen sie die Nummern ablas und in ihr PowerBook tippte.
    Gott im Himmel, dachte Carson, die sind hier wirklich alle so gereizt, wie Singer gesagt hat. »Miss de Vaca«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    De Vaca tippte schweigend die Nummern der Schalen in den Computer.
    »Es tut zwar nichts zur Sache, aber meine Familie ist nicht aus Oklahoma eingewandert«, fuhr Carson fort. »Mein Ururgroßvater war Kit Carson, und sein Sohn hat die Ranch aufgebaut, auf der ich großgeworden bin. Die Carsons sind seit fast zweihundert Jahren in New Mexico.«
    »Meinen Sie Colonel Cristopher Carson? Sieh mal einer an«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Ich habe mal eine Klassenarbeit über ihn geschrieben. Da interessiert mich natürlich brennend, ob Sie von seiner spanischen oder seiner indianischen Frau abstammen.« Carson sagte nichts.
    »Also eine von beiden muß es wohl gewesen sein«, bohrte de Vaca nach, »denn für mich sehen Sie nicht gerade wie ein hundertprozentiger Weißer aus.« Sie stapelte die Petrischalen aufeinander und schob sie in einen Schlitz in der Wand aus rostfreiem Edelstahl.
    »Ich definiere mich nicht über meine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, Miss de Vaca«, sagte Carson und versuchte, einen ruhigen Ton zu bewahren.
    »Mein Name ist Cabeza de Vaca, nicht einfach >de Vaca<«, entgegnete sie und nahm sich einen weiteren Stapel Petrischalen vor.
    Carson drückte verärgert auf den Knopf der Sprechanlage. »Es ist mir egal, ob Sie Cabeza oder Kowalski heißen, aber ich lasse mich von niemandem blöd anquatschen, ganz gleich ob von Ihnen oder von dieser fetten Pute Rosalind.« Nachdem sie ihn einen Augenblick schweigend angesehen hatte, fing de Vaca plötzlich zu lachen an. »Haben Sie sich eigentlich schon mal die Knöpfe der Sprechanlage näher angesehen, Carson? Da gibt es nämlich zwei davon. Der eine ist für private Unterhaltung im Umkreis von ein paar Metern, aber wenn Sie den anderen drücken, hört es der ganze Fiebertank. Wenn ich Sie wäre, würde ich in Zukunft etwas genauer aufpassen.«
    Kaum hatte sie das gesagt, zischte es auch schon in Carsons Lautsprecher. »Carson?« meldete sich BrandonSmith' Stimme. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich alles genau mitbekommen habe, Sie obeiniges Arschgesicht.« De Vaca grinste dreckig.
    »Miss Cabeza de Vaca«, sagte Carson und achtete peinlich darauf, welchen der beiden Knöpfe er drückte. »Ich will hier bloß meine Arbeit tun, weiter nichts. Haben Sie das verstanden? Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen über Ihr Identitätsproblem in die Haare zu kriegen. Also tun Sie jetzt gefälligst das, was ich von einer Assistentin erwarte, und zeigen Sie mir, wie ich an Dr. Burts Laboraufzeichnungen herankomme.« Eine Weile herrschte in der Sprechanlage eisiges Schweigen. »Na schön«, sagte de Vaca schließlich und deutete auf einen dunkelgrauen Notebookcomputer in einem Kämmerchen neben der Tür. »Das war Burts PowerBook. Es gehört jetzt Ihnen. Wenn Sie seine Eintragungen sehen wollen, müssen Sie den Computer ans Netzwerk anschließen. Die Buchse dafür ist links neben Ihnen. Sie kennen ja die Firmenregel in bezug auf

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