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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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lebensgroße Figur des Marlboro-Mannes aus Pappmachee. Die Vertreter kamen zu dieser Zeit fast im Stundentakt. Tankstellen sollten offenbar zu kleinen Kaufhäusern ausgebaut werden. Jeder der tankte, und das war eben nahezu jeder, sollte noch irgendetwas anderes erwerben. Wesley war das nicht wirklich recht und er verdiente daran auch so gut wie nichts. Die Vertreter sahen in ihm einen Geschäftsmann, der den zu einem möglichst großen Absatz führenden Preis selbst festlegen sollte. Aber Wesley wollte sich eigentlich nur auf sein Kerngeschäft, den Verkauf von Benzin, konzentrieren und gab die zusätzlichen Dinge meistens ohne Aufpreis ab, wenn er sie denn überhaupt offen anbot. In seiner Garage stapelten sich mittlerweile die Kartons mit Waschmitteln, Handschuhen, Souvenirs und so manchem Ramsch, von dem er selbst nicht so recht wusste, was es eigentlich war. Als er Mason das Wechselgeld in einer allzu heftigen Bewegung über die Theke reichte, stieß er mit dem Ellbogen gegen einen mittelgroßen Karton. Über den Boden schlitterten kleine Mappen wie umgeworfene Dominosteine. Mason bückte sich sofort danach, um Wesley beim Aufräumen zu helfen.
    - „Ah, das sind neue Landkarten, die hat gestern einer dagelassen. Du kannst dir eine mitnehmen.“
    Mason faltete die Karte auseinander. Nichts Besonderes, stabiles Material, guter Maßstab. Aber dann fiel sein Blick auf den Namen des Herstellers: Townsend Inc., Pittsburgh. Eine Karte von dieser Firma hatte Peter Saunders dabei gehabt. Da hieß sie zwar Townsend & Co., aber es war ja nicht unwahrscheinlich, dass in einem Zeitraum von 36 Jahren noch ein Partner dazukam.
    - „Okay, ich nehme mir so eine. Was kriegst du dafür?“
    - „Nimm sie einfach mit, ich bin froh, wenn ich das ganze Zeug los werde und hier wieder Platz bekomme. Sieh nur, was die aus mir machen. Man kann sich nicht mal mehr hinsetzen.“
    Die Karte lag auf dem Beifahrersitz und Mason musste immer wieder hinüberschauen, gerade so, als müsse er sich vergewissern, dass es sie tatsächlich gab.
    - „Es gibt keine Firma, die so heißt und es gab sie auch niemals, zumindest nicht im Bereich der Herstellung von Landkarten.“
    So oder so ähnlich hatte Myers es formuliert. Der Satz hatte den Weg zurück in Masons Bewusstsein gefunden, nach über 26 Jahren. Alan Mason nahm die sich in vielen Windungen den Berg hinaufschlängelnde Road 441. Er fuhr langsam und seine Gedanken passten sich der Geschwindigkeit und dem Straßenverlauf fast magisch an. Er hatte das Gefühl kompliziert zu denken, um viele Ecken herum. Ein Gedankenknäuel, das sich, wenn man es zu schnell zu entflechten versuchte, nur noch stärker zusammenzog und undurchdringlich wurde. Wieder landete er bei den festgeschriebenen Ereignissen, den geschichtlichen Daten, die wie von selbst abliefen, sich fügten, ohne sein Zutun. Ja, es geschah ohne sein Zutun, ohne dass er eingriff. Aber was war der Umkehrschluss? Er spürte förmlich, wie der entscheidende Gedanke allmählich von seinem Gehirn Besitz ergriff, er glitt aus einem Nebel heraus, gleich würde er ihn fassen können. Was, wenn alles in festen Bahnen ablief, außer Dingen, die er direkt oder indirekt beeinflusste? Und was, wenn die Firma Townsend jetzt im Jahr 1973 existierte, 2009 aber unbekannt war, und wenn dennoch Peter Saunders eine Karte dieser Firma bei sich trug? Hinter ihm hupte ein Auto, Touristen, Großstädter. Während sie ihn überholten, blickten sie sich nach ihm um, als käme er aus einer anderen Welt. Er war wohl gerade sehr langsam unterwegs. Mason stoppte den Wagen am Straßenrand, blickte in den undurchdringlichen Wald hinein: Bäume hinter Bäumen hinter Bäumen.
    - „Konzentriere dich!“
    Wenn alles kam, wie es kommen musste und nur er Veränderungen herbeiführen konnte, so musste das Erscheinen dieser Karte mit ihm selbst zu tun haben, oder mit Forma.

42. SPORTSFREUNDE
     
    Es war die erste heiße Spur. Hatte es sich also doch gelohnt, die Beerdigung und die Familienausflüge über sich ergehen zu lassen. Bartlett wusste aus seiner langjährigen Erfahrung, dass eine Observation lückenlos sein musste, damit einem nichts Wesentliches entging und er wusste auch, dass es zu 95 Prozent Belanglosigkeiten zu registrieren galt. Aber, wenn man im entscheidenden Moment zur Stelle war, lohnte der Aufwand, dann zahlte sich die Mühe am Ende aus. Und genau diesen Moment hatte er eingefangen, auch wenn er Saunders merkwürdige Reaktion noch nicht einzuordnen wusste.

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