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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Paddler im Boot. Auch im Konkurrenzboot wurde eifrig getrommelt und gepaddelt. Einzig John Bartlett stand etwas konsterniert am Ufer und sah ihnen nach.
    Das von Arthur Dick angetriebene Drachenboot hatte den besseren Start. Mit gewaltigen Ruderschlägen hatten die Paddler zwischenzeitlich einen Vorsprung von fast einer halben Bootslänge erkämpft. Peter, der sich immer für recht sportlich gehalten hatte, konnte anfangs gut mithalten, nach einigen hundert Metern aber wurde ihm schlecht. Die aufgepeitschte Stimmung, die durch lautstarke Anfeuerungsrufe des Steuermanns hochgehalten wurde, führte jedoch dazu, dass auch er alle Kräfte mobilisierte. Ein Einbrechen seinerseits hätte auch zweifellos dazu geführt, dass das ganze Boot aus dem Takt geriet. Da er nur auf der linken Seite ruderte, befürchtete er eine Kettenreaktion, die das Boot einseitig verlangsamte und dadurch drehte. Womöglich würde es auf diese Weise sogar kentern. Peter war kein Experte für Drachenbootrennen und er wusste auch nicht, wie lang das Rennen sein würde. Jedenfalls waren sie noch auf dem Hinweg, da sie sich erst allmählich von Westen her der Baymitte näherten und der Mann am Langruder nicht den Eindruck machte, als wolle er umkehren. Zwar hatte sich die durch Mr. Dicks Trommelschläge eingetaktete Schlagfrequenz in der Startphase nach zwanzig bis dreißig Schlägen deutlich reduziert, war aber auch danach auf einem hohen Niveau geblieben. Peter versuchte, gleichmäßig zu atmen und den unablässig kommenden Paukenschlägen Folge zu leisten. Immer wieder ließ er das Paddel auf Höhe der Sitzbank seines Vordermanns ins Wasser tauchen. Hierzu drückte die Zughand das Paddelblatt über den gestreckten Arm mithilfe der Druckhand ins Wasser, wobei sich die Druckhand ein bis zwei Handbreiten über dem Kopf befand. Nachdem das Paddelblatt tief ins Wasser eingetaucht war, wurde das Paddel dicht an der Außenwand vorbeigeführt. Die Kraftkurve stieg dabei steil an, geradezu explosiv, denn der Durchzug erfolgte mit ansteigender Geschwindigkeit durch eine Rückdrehung bei gleichzeitigem Aufrichten des Oberkörpers. Die Zugbewegung des Zugarmes koordinierte diesen Ablauf. Druckarm und Druckhand leisteten statische Haltearbeit und wirkten als Gelenk und Führungselement für das Paddel. Beckengürtel und Beine stabilisierten die Grundhaltung und sicherten dadurch die Übertragung des durch den Paddelschlag erzeugten Kraftstoßes auf das Boot. Nach erfolgtem Durchzug wurde das Paddel möglichst schnell aus dem Wasser gehoben und in leichtem Bogen in Fahrtrichtung zum Bug geführt, wo man es dann wieder eintauchte. Geschwindigkeitsschwankungen waren tunlichst zu vermeiden, da der Wasserwiderstand, wie es Peters Hintermann beim Einstieg erläutert hatte, mit dem Quadrat der Geschwindigkeit anwuchs. Peter ruderte wie in Trance. Erinnerungen an antike Galeeren kamen auf und entschwanden. Sein Körper wurde zu einer Maschine, dann wieder zu einem Körper, der aufbegehrte, das Aufbegehren aufgab und wieder tat, was auch immer von ihm verlangt wurde. Der Sinn des Lebens vagabundierte ebenso durch seinen Geist, wie der Gedanke an einen tiefen traumlosen Schlaf, dem man sich sofort hinzugeben bereit wäre. Ja, schlafen, wäre da nicht dieses nicht enden wollende Trommeln des wahnsinnigen Buddhas vom Bug. Peter hatte es sich abgewöhnt, nach dem Ufer Ausschau zu halten, auch interessierte es ihn nicht mehr, ob man führte oder zurücklag. Anfängliche Erinnerungen an Ruderpartien während seiner Studienzeit in Madison waren längst verschwunden, als sich die Kanonade von Trommelschlägen plötzlich zu einem finalen Wirbel steigerte. Der Endspurt, dachte Peter und der Läufer in ihm wusste, worauf es jetzt ankam. Er würde die verbleibende anaerob-laktazide Stoffwechselkapazität bis zur maximal möglichen Azidose ausschöpfen. Die Paddler mobilisierten noch einmal alle Kräfte. Geschafft! Wie auf ein Signal hin, hörten alle auf zu rudern. Der Drachen pflügte noch einige Meter durch das aufgewühlte Wasser, bevor auch er sich seiner totalen Erschöpfung überließ. Die Mannschaft von Mr. Dick hingegen grölte. Sie hatten das Rennen mit einer Viertel Länge Vorsprung gewonnen.
    Erst jetzt sah Peter, dass sie sich am anderen, von der Abendsonne beschienenen Ostufer der Narragansett Bay befanden. Am Ufersaum standen wunderschöne Häuser mit eigenem Bootssteg. Auf der Anlegebrücke, an der die beiden Drachenboote verzurrt wurden, klatschte eine elegant

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