Mount Maroon
nicht um die Eitelkeiten von Wissenschaftlern …“
Jetzt waren es Robert Shanes Wangen, die rot wurden. Der Konflikt konnte offen ausgetragen werden.
- „Eitelkeiten … Ich bitte Sie. Möglicherweise sind Sie ganz einfach zu jung, um die Tragweite dessen zu erfassen, was hier auf dem Spiel steht. Ich arbeite seit fast einem halben Jahrhundert daran und nun, da wir kurz vor dem Abschluss stehen …“
- „Ich weiß nicht, wo Sie stehen. Ihre seltsamen Experimente haben einigen Menschen das Leben gekostet. Allein neun, von denen ich weiß.“
Er betonte den letzten Satz besonders. Dann verfiel er in ein Stakkato:
- „Und wofür? Dafür, dass sich ein absonderliches Gefährt in Luft aufgelöst hat. Das könnte ebenso gut durch die starke Bestrahlung passiert sein.“
- „Keine Strahlung kann eine Masse rückstandsfrei dematerialisieren. So etwas gibt es nicht, ohne Rückstände“, sagte Shane etwas zu laut, beruhigte sich aber wieder.
- „Glauben Sie mir, Alan Mason und nach meinem Dafürhalten auch John Bartlett und dieser Saunders befinden sich in einer anderen Zeit, im Jahr 1947. Wir haben das doch alles schon hinreichend erörtert.“
- „Wir haben es erörtert, ja, und dabei sagten Sie mir auch, dass Mr. Mason im Prinzip sofort zurückkommen könnte, also selbst wenn er erst Jahre später in der Vergangenheit wieder aufbrechen würde. Das ist jetzt gut vier Wochen her. Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte ist, dass wir uns den Luxus dieser gigantischen Energieverschwendung nicht endlos leisten können. Und ehrlich gesagt, rechne ich auch nicht mehr damit, dass da unten demnächst irgendeiner eintrifft, von woher auch immer.“
Shane wusste, was als nächstes kommen würde. Er versuchte einzulenken, was ihn kurzzeitig fast sanftmütig erscheinen ließ.
- „Es ist möglicherweise gar nicht notwendig, den Tunnel ständig offen zu halten. Schließlich ist ein Zeitreisender nicht an einen speziellen Fahrplan gebunden. Er wird erscheinen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, wie eben in der Nacht zum 16. August 1947. Wir könnten uns also darauf verständigen, den Tunnel für jeweils einen Tag im Monat zu präparieren. Es wäre …“
- „Sie wollen mich nicht verstehen, oder? Die Voraussetzungen, wie Sie es nennen, waren seit vier Wochen gegeben. Wenn bis jetzt nichts passiert ist, wird auch in einem Monat nichts passieren, oder in fünf Monaten. Ich habe bereits mit Dr. Myers gesprochen. Er sieht die Sache ähnlich wie ich.“
Terry Haze wusste, dass er Robert Shane mit den letzten beiden Sätzen schwer getroffen hatte. Er gab ihm durch eine Redepause die Gelegenheit zu einer Erwiderung. Aber wie sie auch aussähe, es war entschieden. Shane sagte nichts, er blickte dem Regierungsbeauftragten scharf ins Gesicht, schien auf den tödlichen Schlag zu warten. Und Haze erteilte ihn.
- „Der Plan sieht vor, dass wir die Energieversorgung des Tunnels heute Abend herunterfahren. Colonel Mason wird sich beeilen müssen. Er hat noch genau acht Stunden und …“
Mr. Haze blickte kühl auf seine Armbanduhr. „… 34 Minuten.“
- „Wann können wir die Versuchsreihe fortsetzen? Man könnte innerhalb weniger Wochen eine neue Kapsel bauen.“
- „Ich dachte nicht, dass Sie diese Frage ernsthaft stellen würden.“
Robert Shanes Kopf senkte sich langsam nach vorn.
- „Bitte, lassen Sie mich allein.“
44. EIN ABENDESSEN BEI DEN DICKS
Es war noch nicht einmal Viertel vor sechs, als Peter über den Vorplatz auf die verabredete Stelle vor dem Department of Physical Science zusteuerte. In einer Gruppe von fünf, sechs Leuten erkannte er Mr. Dick, der sich sofort bemerkbar machte.
- „Ich bin hier, Peter“, rief Mr. Dick, durch die Nennung des Vornamens um eine entspannte Atmosphäre bemüht.
Die beiden Männer begrüßten sich wie alte Freunde. Keiner ging auf das verfrühte Erscheinen des anderen oder seiner selbst ein. Es war nicht Thema. Peter hatte den Tag genutzt, um sich die Roger-Williams-Church anzusehen. Nachdem Roger Williams 1636 an der Narragansett Bay eine Niederlassung errichtet hatte, der er nach Gottes gnädiger Vorsehung den Namen Providence gab, gründete er drei Jahre später an dieser Stelle die erste amerikanische Baptistengemeinde. Williams propagierte eine umfassende Glaubens- und Religionsfreiheit und lehnte die calvinistische Prädestinationslehre strikt ab. Der Ruf der Stadt profitierte noch immer von der liberalen Einstellung ihres Gründers, der in
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