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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Materialoberflächen. Oder denken Sie an die Radiokohlenstoffdatierung in der Archäologie. Das Mount Maroon Laboratory war wegweisend für diesen Aufbruch.“
    - „Aber das Mount Maroon Laboratory wurde doch bereits ab Ende 1943 gebaut.“
    - „Richtig. Möglicherweise hatte man auch zunächst anderes im Sinn. Aber als die Anlage fertig gestellt wurde, war der Krieg bereits beendet. Den Paten des Projektes, Albert Einstein, hatten die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki schwer geschockt. Der überzeugte Pazifist plädierte von nun an für eine ausschließlich friedliche Nutzung der Atomkraft, und er erkannte die Gunst der Stunde. Die vernichtende Kraft der Bomben hatte alle nachdenklich gemacht und der kalte Krieg hatte noch nicht begonnen.“
    Sie hatten die Innenstadt verlassen und Mr. Dick steuerte den Lincoln über die Uferstraße in südlicher Richtung. Immer wieder blickte er dabei auf die in der Abendsonne friedlich daliegende Bay hinaus.
    - „Es ist die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die erste zivile Forschungsanlage nur ein Jahr nach ihrer Inbetriebnahme durch diese gewaltige Explosion 1947 zerstört wurde.“
    - „Was hat eigentlich die Explosion ausgelöst?“
    - „Das ist nie ganz geklärt worden. Das Zentrum der Detonation lag aber wohl im Bereich des Linacs.“
    - „Des Linacs?“
    - „Ja, des Linear Accelerators. Das ist ein Teilchenbeschleuniger in Form einer langen geraden Röhre.»
    - „Ich bin kein besonders technischer Mensch. Wie funktioniert so ein Teilchenbeschleuniger?»
    - „Oh, wie der Name schon sagt, können damit elektrisch geladene Teilchen, beispielsweise Elektronen, Protonen, Positronen oder Ionen, auf einer bestimmten Bahn beschleunigt werden.
    Bei Linearbeschleunigern ist diese Bahn gerade. Die am Mount Maroon verwendete Anlage war bereits ein Wechselspannungsbeschleuniger. Sie war aus sogenannten Driftröhren aufgebaut, zwischen denen sich Spalten befanden. Darin war jeweils ein elektrisches Feld angelegt, das auf die Teilchen wirken sollte und sie beim Durchflug immer weiter beschleunigte. Die kinetische Energie wird dabei also in relativ kleinen Dosen verabreicht, während die Driftröhren selbst als Faradayscher Käfig wirken. So weit so gut, aber jetzt kommt das wirklich Merkwürdige an der Sache.“
    Mr. Dick bog in eine Seitenstraße ein.
    - „Anfangs hatte es mich nur gewundert, warum man auf einen Linearbeschleuniger gesetzt hatte, anstatt einen Zyklotron zu verwenden, also einen Kreisbeschleuniger. Den hatte Ernest Lawrence nämlich schon 1929 erfunden und der ist durch die Mehrfachnutzung der Beschleunigungsstrecken wesentlich effizienter. Am Mount Maroon jedoch baute man einen Linac und noch dazu einen, der mit 300 Metern Länge viel zu kurz war. Im Gegensatz dazu war der Durchmesser mit sechs Metern völlig überdimensioniert.“ Aber das Entscheidende ist, dass er unvollständig war, und dennoch als fertig galt. Ich hatte vom Forschungsarchiv in Washington einige Aufzeichnungen angefordert. Darin stand zwar nichts über das eigentliche Projekt, es enthielt aber Materiallisten und Pläne. So wie es aussieht, hatten sie zwar ein Kraftfeld, aber keinerlei Möglichkeiten irgendwelche Teilchen hindurchzuschießen. Also was hatten die überhaupt vor?“
    Mr. Dick fuhr auf einen Parkplatz an einer parkähnlich gestalteten Uferpromenade. Als Peter ausstieg, sah er sich sofort von einer Gruppe auffallend kräftiger junger Männer und sportlicher Frauen umringt. Sie schienen hier auf die beiden gewartet zu haben. Zusammen gingen alle unter den wachsamen Augen John Bartletts in Richtung des Kais. Im Wasser lagen zwei lange, offene Boote, die mit aufwendigen Bemalungen und dekorativen Drachenköpfen verziert waren. Mr. Dick lachte, als er Peters verdutzt dreinblickendes Gesicht sah, dann kletterte er in eines der Boote.
    - „Setzen Sie sich Peter, und vergessen Sie Ihr Paddel nicht, hehehe.“
    In wenigen Augenblicken hatten alle ihre Plätze eingenommen. Auf jeder Seite saßen zehn Ruderer. Hinten stand ein Steuermann und ganz vorne saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung hinter einer riesigen Pauke Mr. Dick. Er strahlte wie ein kleines Kind vor einer lang ersehnten Karussellfahrt. Die Boote bewegten sich träge vom Steg weg und nahmen ihre Startpositionen ein. Auf ein Kommando hin legten sich die Paddler ins Zeug. Mr. Dick nahm als Trommler den Rhythmus des vordersten Paares auf und sorgte mit seinen Schlägen für einen gleichmäßigen Takt aller

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