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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Experimenten zur Beobachtung des Compton-Effekts um den Teilchencharakter des Lichtes.“
    Peter erkannte, dass sich dieser Teil offenbar noch nicht unmittelbar an ihn richtete und auch nicht das, was sich daran anschloss. Mr. Dick setzte sich, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen.
    - „In der Quantenmechanik werden Teilchen durch eine Wellenfunktion beschrieben. Dabei ist die Wellenfunktion eines Teilchens aber keine Messgröße. Es kann lediglich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Teilchens dargestellt beziehungsweise experimentell bestimmt werden. Beobachten wir die Wellenfunktion des Teilchens in ihrer zeitlichen Entwicklung, so ergeben sich daraus Veränderungen im Hinblick auf die Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Dieser Umstand wird mathematisch durch die Schrödingergleichung beschrieben, zu der wir aber erst in der nächsten Woche kommen. Heute wollen wir uns mit einer anderen Überlegung dieses Herrn befassen, die auf die Unvollständigkeit quantenmechanischer Gesetzmäßigkeiten verweist. Es geht schlichtweg darum, ein im Mikroskopischen auftretendes Phänomen auf eine makroskopische Dimension zu vergrößern, was möglich sein sollte, aber bislang noch nicht gelungen ist.“
    Mr. Dick warf Peter einen kurzen Blick zu. Dann erhob er sich von seinem Platz in der Mitte der Tischreihe, nahm ein Stück Kreide und wandte sich der Tafel hinter ihm zu. Er zeichnete ein Rechteck, innerhalb dessen er ein Messinstrument, eine Flasche und eine stilisierte Katze platzierte.
    - „Schrödingers Katze ist ein Gedankenexperiment, bei dem eine Katze in einem Kasten eingeschlossen ist, in dem, je nach Ausgang eines bestimmten Quantenereignisses, nämlich des radioaktiven Zerfalls eines Atoms, Zyanidgas freigesetzt wird oder eben nicht. Lässt man die Katze nun genau solange in dem Kasten, bis die Wahrscheinlichkeit der Atomspaltung 50 Prozent beträgt, stellt sich die Frage, ob die Katze danach tot oder lebendig ist.“
    Unruhe kam auf. Eine Studentin meldete sich brüsk zu Wort.
    - „Das mit der Katze ist eine Schweinerei. Man hätte einen Physiker in die Kiste stecken sollen.“
    Gelächter, an dem sich auch Mr. Dick beteiligte.
    - „Sie haben vollkommen recht, Mrs. Dorsen.“
    Mr. Dick wischte die Katze aus und ersetzte sie durch ein Strichmännchen in einem Kittel.
    - „Aber auch diese Variante befreit uns leider nicht von der eigentlichen Problematik.“
    Er deutete auf den Versuchsaufbau des Doppelspaltexperiments.
    - „Die Ungewissheit darüber, ob das Photon oder Elektron oder sonstwas, durch den einen oder anderen Spalt gegangen ist, lässt sich im Prinzip auf die Ungewissheit darüber übertragen, ob der Physiker in der Kiste lebt oder tot ist. Aber da man in den Naturwissenschaften der Ansicht ist, die erste Frage nicht beantworten zu können, wäre die zweite auch nicht beantwortbar. Entscheidend ist, dass die erste Frage nicht deshalb nicht beantwortet werden kann, weil man es schlicht und einfach nicht weiß, sondern weil das Universum selbst sich in der Sache nicht festgelegt hat.“
    Auf Mr. Dicks Gesicht entstand ein breites Lächeln, als er einen flüchtigen Blick auf seine Zeichnung warf.
    - „Obgleich der Physiker in der Kiste das natürlich wissen sollte. Aber er könnte es uns nicht mitteilen, vorausgesetzt, dass jede Wechselwirkung zwischen dem Universum und dem Physiker unterbunden wird. Aber daher ja der Kasten.“
    Einige Sekunden verstrichen, das Gesagte sollte sich setzen. Peter hatte das Beispiel aufmerksam verfolgt, jedoch ohne dass der Groschen gefallen war.
    - „Erwin Schrödinger agitierte mit diesem Beispiel gegen ein, wie er sagte, ‚verwaschenes Modell‘ als Abbild der Wirklichkeit, wie es die Kopenhagener Interpretation bevorzugt. Nämlich, Mr. Cram?“
    - „Die Kopenhagener Interpretation besagt, dass der Wahrscheinlichkeitscharakter quantentheoretischer Vorhersagen nicht Ausdruck der Unvollkommenheit der Theorie sei, sondern dem prinzipiell nicht-deterministischen Charakter von Naturvorgängen geschuldet ist.“
    - „Woraus folgt …?“
    - „… dass alles, was sich durch Beobachtung nicht einwandfrei beschreiben lässt, alle Zustände gleichermaßen enthält.“
    - „Genau. Der Atomkern befindet sich im Zustand der Überlagerung. Er ist noch nicht zerfallen
und
gleichzeitig bereits doch zerfallen. Für die Katze, pardon … den Physiker, hieße das, er wäre bis zur Öffnung des Kastens quasi gleichermaßen lebendig und tot. Und tatsächlich stehen beide Zustände in

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