Mount Maroon
Laboratory in die Luft geflogen war. Da kam ein Mann zum Haus meiner Eltern. Ich war damals elf Jahre alt und wir wohnten in Waynesville, also kaum 40 Kilometer von Bryson City entfernt. Der Mann sagte, er wäre von der Feuerwehr, und in der Nacht am Mount Maroon im Einsatz gewesen. Aber welcher Feuerwehrmann im Umkreis von 80 Kilometern war das nicht? Nun ja, er fragte, ob wir nicht irgendetwas vermissten. Meine Mutter und ich sahen ihn wohl ziemlich verdutzt an. Jedenfalls ging er dann ohne ein weiteres Wort zu seinem Wagen und holte einen Hund heraus. Es war ein Schäferhundmischling, genau so einer, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte. Der Hund sah mich, rannte wedelnd auf mich zu, sprang wie wild an mir hoch. Man konnte wirklich den Eindruck haben, er kenne mich. Und dann geschah etwas Seltsames. Der Feuerwehrmann zeigte auf den metallenen Anhänger am Halsband. Auf der einen Seite stand sein Name, und auf der anderen war fein säuberlich mein Name eingraviert, samt vollständiger Adresse.“
- „Ich verstehe das nicht. Woher kam der Hund?“
- „Der Feuerwehrmann sagte, er sei in jener Nacht aus dem brennenden Laborgebäude gerannt und hätte sich völlig verängstigt in den Mannschaftswagen gelegt.“
- „Okay, wie ging es weiter?“
- „Meine Mutter fand die Sache natürlich äußerst seltsam, glaubte sogar für einen Moment, ich hätte das Ganze eingefädelt, um endlich an einen Hund zu kommen. Aber wie es damals halt so war, man hat sich nicht weiter damit beschäftigt, sich keine Gedanken gemacht. Niemand schien den Hund zu vermissen und da er so treu geguckt hatte, durfte ich ihn behalten.“
Mason mochte in diesem Augenblick ähnlich dreingeblickt haben wie dieser Hund, doch durchfuhr ein schwaches Signal sein Gehirn, noch zu schwach, um es zu orten, nicht intensiv genug, um der Sache Sinn zu verleihen. Mr. Shane redete bereits weiter.
- „Meine Mutter trug mir auf, den Hund erst einmal gründlich zu waschen. Sein Fell roch ziemlich stark nach Rauch. Ich öffnete das Halsband, das fest mit einer ziemlich langen Leine verbunden war. Dabei sah ich, dass auf der Innenseite eine Art Gurt befestigt war. Ich hatte so etwas noch nie gesehen und untersuchte den Stoff. In einer Einsteckfalte fand ich schließlich einen Mikrofiche.“
- „Einen Mikrofiche? Und Sie wussten, was das war? Ich meine, als Elfjähriger?“
- „Ich wusste es! Sehen Sie, mein Vater war in der Branche tätig. Er war dabei als zwischen 1927 und 1935 die Bestände der Library of Congress auf Mikrofilm kopiert wurden. Später war er Vertreter für Lesegeräte. Was soll ich sagen? Ich hatte so ein Lesegerät in meinem Zimmer und derjenige, der mir den Hund geschickt hatte, wusste das.“
- „Und was war auf dem Film zu sehen?“
- „Es war sehr wenig, ein kurzer Text. Wie schon gesagt, die Nachricht war nicht unterzeichnet. Es handelte sich fast ausschließlich um Anweisungen für den heutigen Tag. Diese waren allerdings äußerst präzise, eine genaue Beschreibung der Stelle, an der dieser Vorschlaghammer lag, versteckt hinter einem Busch.“
Mason war der Einzige der wusste, wo die Werkzeuge lagen, das dachte er zumindest bisher. Shane fuhr fort.
- „Ich sollte warten. Es würde völlig klar werden, was dann zu tun sei. Ach ja, da stand, es gehe um Leben und Tod. Der Rest des Textes enthielt lediglich Passagen, die mich darauf einschworen, heute in jedem Fall hier zu sein. Ich sollte es versprechen, es als Gegenleistung für den Hund betrachten und so weiter. Alles was sich ein Elfjähriger eben zu Herzen nimmt …“
- „Und ein Erwachsener?“
- „Ich war neugierig. Das hier ist das große Geheimnis meines Lebens. Ich will wissen, woher der Hund kam, auch wenn er nun schon fast 20 Jahre tot ist. Ach ja, und Ihr Name stand auch in dem Text, verbunden mit dem eindringlichen Appell, vor dem heutigen Tag keine Verbindung zu Ihnen aufzunehmen. Es hieß, wenn ich Sie früher kontaktiere, werde ich niemals erfahren, woher Bruce stammte.“
- „Bruce?“, fragte Mason. Das Signal funkte.
- „Ja, das war der Name, der auf der Plakette stand.“
Jetzt war es aktiviert. Bruce war zweifellos der ängstliche, menschenfreundliche Hund vom Mount Maroon. Der Hund des alten Robert Shane.
- „Bruce …!“, sagte Mason. Dann noch einmal, diesmal fast tonlos: „Bruce!“
Er überlegte. Wie passte das alles bloß zusammen? Shane wurde ungeduldig.
- „Mr. Mason, bitte, ich habe bis heute gewartet. Ich möchte jetzt meine
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