Mount Maroon
dies hier verantwortlich machen. Aber die Männer beachteten den Hund nicht. Sie sahen starren Blickes über ihn hinweg.
- „Du kannst von Glück sagen, dass du nicht hier warst als die Maschine … gelandet ist“, sagte Raymond Myers.
- „Vielleicht wäre es mir lieber gewesen. Dann wäre es vorbei …“
Robert Shane atmete stoßartig durch die Nase aus. Es kam ein seltsam unterdrücktes Lachen dabei heraus, erstickt, abgehackt, gepresst, nicht wirklich sarkastisch, auch nicht ironisch, nein, es war das Vermächtnis eines langen erfolglosen Kampfes, der den Kämpfer äußerlich unvermittelt zum Idioten stempelt und seine Bemühungen innerlich verhöhnt. Robert Shanes Lippen bebten, in seinen Augen hätten Tränen sein müssen, aber der Körper spielte sein eigenes Spiel. Seine Haare wirkten noch störrischer als gewöhnlich, standen an mehreren Stellen ab, ein Resultat der Gänsehaut, die sich über die Schädeldecke zog.
Sie waren unten im Labor, als der Anruf der Sicherheitsabteilung sie erreichte. Die Bewegungsmelder in Shanes Park hatten ein sich schnell bewegendes Objekt registriert. Kurz danach gab es eine heftige Erschütterung. Zunächst konnte man es sich nicht erklären und man zögerte, Shane zu informieren. Sie wussten, dass er es hasste, mit Mutmaßungen und Spekulationen behelligt zu werden. Doch bald schon hatte man die Ursache ermittelt. Myers hörte sich die Ausführungen ruhig an, während Robert Shane die Vorbereitungen des Tests beobachtete. Die beiden hatten den Kontrollraum schließlich zusammen verlassen, ohne den Versuch zu unterbrechen, ja ohne die anderen auch nur darüber in Kenntnis zu setzen, was passiert war. Shane wollte den Testlauf in dieser Nacht durchführen, um jeden Preis.
Raymond Myers machte sich daran, umgestürzte Möbelstücke aus dem Weg zu räumen und es seinem langjährigen Weggefährten so zu ermöglichen, weiter in den Raum hineinzurollen. Shanes massiver Schreibtisch war von dem Flugzeug fast bis zur Tür geschoben worden. Womöglich wirkte er sogar als Bremsklotz. Von den Stühlen waren nur noch Fragmente auszumachen. Ein Flügel hatte den Bücherschrank gestreift und die wertvollen Bände dermaßen zerlegt, dass die einzelnen Seiten überall im Zimmer verteilt waren. Kniff man die Augen zusammen, sah es ein bisschen so aus, als hätte es geschneit. Auch die Cessna machte einen ziemlich ramponierten Eindruck, wenngleich die Kabine nahezu unversehrt war. Eine Tür stand offen, während die andere durch eine wild aufgetürmte Ansammlung von Möbelstücken versperrt war. Man hätte meinen können, eine aufgebrachte, zur Revolution entschlossene Menge sei zum Barrikadenbau übergegangen. Und irgendwie war das hier auch eine Revolution, ein Aufbegehren gegen alles, wofür das Mount Maroon Laboratory und damit in erster Linie Robert Shane stand. Shane und Myers war klar, dass sie es hier nicht mit einem gewöhnlichen Flugzeugabsturz zu tun hatten. Das hier war eine von langer Hand geplante Aktion. So etwas passierte nicht zufällig. Die Maschine passte haargenau in das Büro, ein perfekter Hangar, Höhe und Breite exakt berechnet. Wer immer hier eingedrungen war wusste, dass dieser Bereich weniger geschützt war als alle anderen. Zwar lag er im inneren Bereich der Bannmeile, jedoch gab es hier keine Patrouillen und keine Kameras. Die Bewegungsmelder waren ein Kompromiss auf niedrigstem Niveau. Shane musste sich eingestehen, niemals mit einem Angriff aus der Luft gerechnet zu haben, so nahe liegend es ihm jetzt auch vorkam.
Shane fuhr einige Meter in das Trümmerfeld hinein. Am Ende der Sackgasse hielt er an. Er hatte das Bild entdeckt, den „Sturz des Phaeton“. Es lag, von Rissen und Kratzspuren gezeichnet, ganz oben auf einem Haufen abgeknickter Pflanzen und undefinierbarer Gegenstände. Nur ein geistesgestörter Gallerist hätte es absichtlich so platzieren können. Eine obskure Inszenierung des Grauens im Inneren wie im Äußeren. War das hier eine Botschaft, eine Warnung vielleicht? Robert Shane hatte dieses Bild nach Formas und seinem Unfall nicht ohne Grund ausgewählt. Es zeigte die Abgründe, die sich auftun, wenn man mit dem Feuer spielt. Nun lag sein Büro in Trümmern, sinnbildlich für sein Lebenswerk, eindrucksvoll garniert mit dem Bild des Flamen.
Es war Raymond Myers Stimme, die Robert Shane aus seinen schwermütigen Gedanken riss. Er war in die Kabine des Flugzeugs geklettert.
- „Die Maschine gehört einem gewissen Harold Kronstein aus
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