Mr. Benson
Taxi.
Das ›Ramrod‹ war voll mit Männern; genau, wie ich gehofft hatte: ein regelrechtes Meer aus schwarzem Leder. Hier würde ich bestimmt jemanden finden, der Mr. Benson ebenbürtig war. Ich holte mir an der Theke ein Bier und sah mich um. Polypen von der Motorradstreife, Bodybuilder und fast jeder Typ Mann, von dem ich je phantasiert hatte, verteilten sich über den Raum. Man brauchte nur zuzugreifen!
Mein erstes Ziel war ein Kerl mit mehr Leder am Leib, als ein Tier Häute hatte. Ein dicker schwarzer Schnäuzer und ein Ring im linken Ohr vervollständigten das Bild von Derbheit und Brutalität, sodass mir Mr. Bensons Natürlichkeit egal wurde. Da stand einer, vor dem man nur auf die Knie fallen konnte – am liebsten hätte ich gleich auf der Stelle seine Pisse getrunken! Er riskierte einen kurzen Blick unter seiner Lederkappe.
Ich ging hin und stellte mich neben ihn. Schweiß, willkommene Nervosität, trat mir aus den Achselhöhlen, als ich mir seine Atelierwohnung vorstellte: lange Ketten an freiliegendem Gebälk, Spotlichter, auf mein eigenes nacktes Fleisch gerichtet, das diesem Macho wehrlos preisgegeben war.
»Na, Teuerste, was suchst du denn hier? Und das noch im Lederfummel!«
Ein anderer vollständig in Leder gekleideter Mann kam auf mein Beuteobjekt zu und begann, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Sie tratschten über ihre Kinder. Kinder? Dann wurde mir klar, dass es sich um Rassehunde handelte, und verzweifelt drängte ich mich fort. Nichts wie weg hier, sonst würden sich ihre Hunde auch noch als Pudel entpuppen!
Ich ging in den hinteren Bereich; dort war es dunkel – zwar nicht wie in einem Darkroom, aber immerhin so, dass ein paar knackige Kerls zusammenstehen und sich gegenseitig anstarren konnten, während sie die Warteschlange vor dem Pissoir beobachteten. Ich warf mich nach Kräften in Positur, stellte mich mitten hinein und spreizte die Beine – begann, denen, die zum Pissen anstanden, auf die Hose zu starren. Ich bekam einen Ständer, als ich mir vorstellte, wie das goldene Nass dieser Typen in die Becken floss. Dachte an Lecken, Lutschen, Saufen. Mein Schwanz reagierte. Ich brauchte keinen Mr. Benson mit seinem überwältigenden Selbstbewusstsein. Nein, ich sah zu dem einen dort, im schwarzen Unterhemd, der lässig an der Wand lehnte, während er wartete.
Ich starrte ihm auf die Hose – starrte so gierig dorthin, dass ich schockiert war, als ich beim Aufblicken bemerkte, wie auch er mich anstarrte. Geile Sau. Mit dem könnte ich echt gut. Und ich wollte schon den Mund aufmachen, da dämmerte es mir plötzlich: Augenblick! Das konnte doch nicht wahr sein! Aber da hing er: ein dicker Schlüsselbund auf der rechten Seite, und in der rechten Gesäßtasche ein knallgelbes Tuch. Passiv, auch er!
Ich war am Boden zerstört. Gab es denn gar keine Männer mehr in New York?
Ich überlegte: Man könnte ein zweites Bier trinken und sehen, was sonst noch hereinkam; und ich könnte auch gleich das ganze Jahr hier warten, Abend für Abend. Einen zweiten Mr. Benson würde ich so nicht finden, nicht sonntagnachmittags im ›Ramrod‹. Warum war er überhaupt in dieses andere Lokal gekommen? Warum war er mir an diesem einen Abend über den Weg gelaufen? Mir dämmerte, dass ich ihn so bald nicht wieder in einer Kneipe antreffen würde. Falls ich ihn jemals wiedersähe.
Ich stellte meine Flasche hin und schlängelte mich durch das Gedränge. Mein Entschluss war gefasst. Es wurde Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Mein Gefühl heute Nachmittag hatte mich nicht getrogen. Ich würde Mr. Benson anrufen und ihm sagen, dass ich wusste, nur als sein ganzer, persönlicher Besitz könnte ich weitermachen. So und nicht anders.
Und Mr. Benson wäre wirklich mein Meister, nicht nur die Phantasie für eine Nacht.
Natürlich war ich schon im ›Mineshaft‹ gewesen, aber nur ein-, zweimal. Es war die härteste Lederbar von New York, und die Hälfte vom Tratsch meiner Bekannten drehte sich darum. »Weißt du schon, was er gestern Abend im ›Mineshaft‹ gemacht hat?« So lautete die Standard-Einleitung für einen Thekenklatsch unter Plüschtunten. Aber heute stieg ich mit einer ganz bestimmten Absicht zu dem Eingang im zweiten Stock hinauf – dem Vorsatz, mich Mr. Bensons Prüfung zu unterziehen.
Eine nicht enden wollende Woche war seit unserem Zusammensein vergangen. Am Montag hatte ich ihn angerufen, um ihm meine Entscheidung für die Zukunft mitzuteilen. Ruhig und deutlich hatte ich ihm gesagt, dass
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