Mr. Benson
ich mich als sein Sklave anbot und die gewünschte Prüfung absolvieren wolle, um ihm zu zeigen, dass ich gut, gehorsam und geil genug für seine Maßstäbe war. Genauso klar war Mr. Bensons Antwort. Er erwiderte kurz und bündig, dass er viel Zeit gebraucht habe, seine Maßstäbe zu setzen. Es gebe Dinge, die könne er einfach nicht zulassen.
Dazu gehöre auch mein Beruf. Er habe, so erklärte er ruhig und dezidiert, nicht die Absicht, sich mit jemandem einzulassen, der in ein Versicherungsbüro rannte, wo es doch zu Hause Arbeit gab. Er stellte mich vor die Wahl: Wenn ich mit ihm zusammenleben wolle, brauchte ich meinen Beruf nicht mehr; ich würde mich wohl oder übel darauf verlassen müssen, dass er für mich sorge. Vielleicht solle ich eine Woche Urlaub nehmen. Wenn ich in dieser Zeit zu ihm zöge, dann könne ich gleich dort bleiben, und es wäre ja ebenfalls eine Art Prüfung. Ginge die Sache schief, dann könnte ich mich weiterhin im Büro gegen Bezahlung erniedrigen lassen.
Auch von meinen paar Habseligkeiten von Bloomingdale’s hätte ich Abschied zu nehmen. Das heißt, es gab zwei Tests: erstens den heutigen Samstagabend und zweitens die Woche danach. Am Schluss müsste ich dann noch einmal entscheiden, ob ich meine Persönlichkeit so weit aufgeben wolle, dass kein Raum mehr für meine Freunde, Bekannten und meine eigenen Siebensachen blieb.
In der Woche, die dazu führte, dass ich nun diese Treppe hinaufstieg, schwelgte ich nicht nur in Phantasien, sondern war zwischen vielen widersprüchlichen Gedanken hin und her gerissen. Vom sexuellen Standpunkt aus freute ich mich darauf. Ich wollte die Pisse schmecken, die durch Mr. Bensons langen, geilen Schwanz strömte, wollte den Schweiß in seinen Achselhöhlen schlecken, wollte wieder fühlen, wie seine Faust in meinen Arsch glitt. Aber gleichzeitig hatte ich Angst. Die Nacht mit ihm war der härteste SM-Trip meines Lebens gewesen. Was, wenn ich nicht mehr vertrug? Was, wenn der Schmerz letztendlich größer war als die Lust?
Ich wurde von Zweifeln befallen, als ich beim Türsteher des ›Mineshaft‹ meinen Eintritt bezahlte und sah, wie er meine Kluft beäugte. Er hielt nicht viel von meinen Adidas-Sneakers, aber für manche sind sie ein Fetisch. Ich lavierte mich in den Vorderraum des ›Mineshaft‹, dem Barbereich. Die ersten Gäste waren schon da – ein Kaleidoskop aus Leder, Jeans und nackter Haut. Ich hatte meine Anweisungen. Ich ging zur Garderobe und begann, diese Anweisungen auszuführen.
Die Garderobe des ›Mineshaft‹ ist in ganz New York einzigartig. Es bleibt dort nicht allein bei Jacken oder Mänteln. Der Mann, der meine Sachen in Empfang nahm, zuckte kaum mit der Wimper, als ich mir nacheinander auch die Hose, das Hemd und sogar meine Turnschuhe auszog.
Dass ich auch meine Schuhe abgeben musste, ging mir vielleicht am meisten gegen den Strich. Das ›Mineshaft‹ war nicht gerade der Ort, wo ich gern mit nackten Füßen herumlaufen wollte. Aber der Befehl lautete unmissverständlich: Um Mitternacht hatte ich, nur mit einem Jockstrap bekleidet, an dem Holzgeländer vor der Bar zu stehen.
Und auf Mr. Benson zu warten.
Der Jockstrap wurde in einem solchen Lokal nicht sonderlich beachtet; laut einer Wandtafel traf sich hier alle vier Wochen der »Amerikanische Jockstrap-Verband«. Ein Cowboy-Pärchen bewunderte meine »flachen goldenen Nippel«. Einem »Indianer« gefielen meine Brustmuskeln. Und ein besonders brutal wirkender Typ in der Uniform der berittenen Polizei wollte schon auf mich zukommen, doch hielt ihn ein leichtes Kopfschütteln meinerseits gerade noch davon ab. Ich lehnte mich an das Geländer und beobachtete das Spiel, das auf dem Billardtisch im Gange war. Es handelte sich nicht um Billard.
Nach der Uhr über der Theke hatte ich noch eine Viertelstunde. Mein Mund war trocken vor Spannung und Nervosität. Ich wartete auf den Höhepunkt, nach einer Woche des Alleinseins mit meinen Ängsten und Wunschträumen. Also holte ich mir ein Bier – ein paar Dollar hatte ich mir wohlweislich in den Jockstrap gesteckt –, ohne dabei auf die Kommentare und die Blicke zu achten, als ich mich mit nacktem Arsch über die Theke beugte. Dann kehrte ich mit dem süffigen Gebräu an das Geländer zurück. Ich stellte meinen Fuß auf den untersten Querbalken.
Und wartete auf Mr. Benson.
Dabei fragte ich mich pausenlos, wie meine Prüfung wohl aussehen würde. Und warum gerade im ›Mineshaft‹ . Es gab nur eine plausible Antwort: Mr.
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