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Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
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Rocco das wissen? War es möglich, dass auch Mr. Benson damit zu tun hatte? Und was konnte aus den Vermissten geworden sein?
    »Brendan möchte es nicht zugeben. Aber er weiß, dass es stimmt.«
    Doch noch ehe ich eine weitere Frage stellen konnte, dröhnte Brendans Stimme aus dem Wohnzimmer: »Kleiner!«, und Rocco sprang auf, um ihr zu folgen.

Als Rocco wieder in die Küche kam, tauschten wir weitere Erfahrungen über unsere neuen Meister und unser neues Leben aus. Ab und an zitierten Donnerstimmen aus dem Nebenzimmer den einen oder anderen von uns herbei – weil er eine Tasse Kaffee bringen oder die Brandygläser nachfüllen sollte. Rocco und ich versuchten, die Brocken von dem, was wir aufschnappten, zusammenzusetzen.
    »Jamie, sie machen sich Sorgen wegen der Vermissten. Das weiß ich.« Er hatte gerade einen Meinungsaustausch der beiden Meister über Porytko, den polnischen Topman, mitgehört, und Mr. Benson habe gesagt: »Der wäre blöd genug, um so was zu machen.«
    Schloss Rocco sich dieser Meinung an? »Nein, Jamie. Er kann es nicht gewesen sein. Die Typen, die verschwinden, sehen immer wahnsinnig gut aus. Die würden mit so ’nem Fettsack wie Porytko nicht mitgeh’n.« Ich wandte ein, dass manche Männer einen merkwürdigen Geschmack hätten. »Aber doch nicht so viele, Jamie. Nein, Porytko kann es einfach nicht sein.«
    Mir schwindelte bei der Vorstellung, dass mein Sklavendasein auch mit echter Gefahr verbunden war. »Rocco, warum hattest du damals Mr. Benson in Verdacht?«
    »Na ja, er sieht eben so gut aus, Jamie, und er hat immer so viele abgeschleppt. Ich wusste es einfach nie genau. Ist ja auch schwer, auf den Richtigen zu tippen, wo sie sich so viele Sklaven teilen.«
    »Sie teilen sich ihre Sklaven?«
    »Hat er dich denn nie an jemand anderen abgetreten?«
    »Nein. Nur davon geredet, dass ich allen zur Verfügung stehe.«
    »Na ja, sie reichen uns ziemlich rum untereinander. Daran muss man sich wohl gewöhnen. Sie haben so eine Regel, dass jeder Sklave auch für die anderen Meister da ist. Bisher hat Mr. Benson dich erst mal erzogen, aber im Klubhaus darf dich wahrscheinlich jeder von ihnen benutzen.«
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich an jene Nacht dachte, in der man mich gebrandmarkt hatte.
    »Besonders, wenn’s nur um ’ne schnelle Nummer geht, leihen sie ihre Typen an den aus, der’s gerade nötig hat. Man kann sich also nicht nur danach orientieren, wer jemanden aufreißt. Man muss wissen, wer ihn zuletzt gesehen hat. Und fragen können wir ja nicht!«
    Das Gespräch der beiden Meister lag außerhalb unserer Hörweite.
    »Brendan«, sagte Mr. Benson, »es muss Hans sein. Keiner außer ihm wäre dazu fähig. Und er ist so eine fiese Ratte …«
    »Ich weiß, Mr. Benson. Aber wie wollen wir das beweisen? Wenn sich da je die Polizei einmischt, wird man den Topmen auf die Schliche kommen und uns alle hochgehen lassen. Wir müssen uns selber um die Sache kümmern. Sieh mal, Benson, ich bin Bulle, und ich bin stolz darauf. Wenn ich, so wie jetzt, Informationen für eine polizeiliche Untersuchung zurückhalte, riskiere ich Kopf und Kragen. Ich breche meinen Diensteid. Darum muss ich der Sache auf den Grund gehen.«
    »Glaubst du, es handelt sich um Mord?«
    Brendan überlegte eine Weile. »Ich hoffe nicht, aber wir müssen darauf gefasst sein. Zwanzig Vermisste in zwei Monaten. Was könnte da dahinterstecken? Die zuständigen Ermittler sind so voreingenommen, dass sie das Grundmuster immer noch nicht erkannt haben. Aber ich kenn’s. Sämtliche Vermissten wurden zuletzt in Lederkneipen gesehen, und zwar mit Klubkameraden von uns. Aber ich kann diese Spur nicht weiterverfolgen, wenn ich meine Erkenntnisse nicht auf den Tisch lege. Und ein Klubmitglied zu beschuldigen, ohne dass man Beweise hat, das wird noch schwieriger, als ein Gericht zu überzeugen. Hans ist nicht unbeliebt. Die anderen finden ihn okay. Sie sind so treue Kameraden, dass sie ihn durch dick und dünn verteidigen würden. Außer ich hätte einen stichhaltigen Beweis.«
    »Wir könnten ihm mit einem Lockvogel eine Falle stellen.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht, Mr. Benson, aber wir sind ja völlig ahnungslos, wie die Sache abläuft. Wir wissen nicht, wohin der Betreffende die Typen bringt oder was er mit ihnen anstellt. Ich habe Hans schon öfter beschattet. Ich habe ihn nie mit einem der Vermissten zusammen oder irgendwohin gehen sehen, außer zu sich nach Hause beziehungsweise zu seinem Arbeitsplatz, drüben in

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