Mr. Benson
– es ging nicht anders, Jamie; er ist der beste Typ, den ich je gehabt habe. Tja, und jedes Mal wurde ich härter bestraft. Zuletzt musste ich mich entscheiden: Wollte ich ihn nun haben oder nicht? Wenn ja, dann hieß das, dass ich seine Richtlinien befolgen und nach seinen Regeln leben muss. Einmal, wie ich abgesprungen bin, hat er mich erst wieder aufgenommen, als ich mich freiwillig auspeitschen ließ. Ein andermal musste ich mir die Titten durchstechen lassen.«
Rocco griff nach seinem linken Brustmuskel, um mir das Loch in seinem Nippel zu zeigen. »Und sooft ich wieder von ihm weg bin, hat er sich nicht nur geweigert, noch mal mit mir zu schlafen, sondern auch andere Typen davon abgehalten. Ich fahr nun mal ab auf Schwarze, Jamie. Entweder Brendan ist mir in seiner Polizeiuniform überallhin nachgestiefelt und hat die anderen abgeschreckt, oder er sagte ihnen, ich wäre ein Rassist, manchmal auch, ich stünde unter polizeilicher Überwachung. Hauptsache, ich ging niemals mit einem Schwarzen ins Bett. Er wollte mich als Sklaven haben, Jamie, und ich schätze, am Ende hat er mich gebrochen.«
Ich brannte auf einen Erfahrungsaustausch. »Wie geht’s denn dir so dabei, Rocco?«
»Es ist die Hölle, die reinste Hölle. Manchmal schleppt er einen anderen Typen an, diesen Tom.« Ich nickte als Zeichen, dass ich Tom kannte. »Tja also, die platzen dann plötzlich rein und fangen mit diesen Spielchen an – suchen sich irgendeinen Zeitpunkt in der Geschichte aus und tun so, als ob sie drin lebten. Ich muss raten, in welchem und welche Rolle ich dabei habe. Es hat immer was mit Rassenunterschieden zu tun. Letzte Woche war es in Afrika, und sie haben Stammeshäuptlinge gespielt, die mich als weißen Sklaven halten. Brendan hat seine Urwald-Musik aufgelegt, tiefstes Buschgetrommel und so. Und sie steckten in solchem afrikanischen Zeug. Sie benutzen meinen Körper, um sämtliche Schwarzen zu rächen, die je als Sklaven an Amerikaner verkauft wurden.
Und ein andermal hat Brendan diese vier schwarzen Bullen angeschleppt, ich meine, Polizisten, so wie er, und alle mit den reinsten Mordwaffen zwischen den Beinen. Ich war ein Heroindealer, der schwarze Teenager fertigmacht, und zur Strafe wurde ich durchgebumst, nacheinander, von der ganzen Bande. Mindestens zweimal insgesamt. Ich hab noch tagelang geblutet.
Er zieht ständig solche Nummern ab, Jamie. Jeden Abend, wenn er in den Nachrichten was hört, ein Weißer hätte irgendeinem Schwarzen was angetan, dann muss ich’s ausbaden; werd ich nicht von ihm selbst gefickt, dann fesselt er mich und geht Typen suchen, die mich durchnageln, oder er schleppt mich in irgendeine Spelunke, wo ich jedem Schwarzen den Schwanz lutschen muss.«
Armer Rocco! Mir blutete das Herz, dass er, ein Sklave der Liebe, all diese Brutalitäten über sich ergehen lassen musste. Aber als er mir schließlich sein Gesicht zuwandte, hatte er den verklärten Blick eines Glückseligen, eines Menschen, der seinen persönlichen Schlüssel zum Paradies gefunden hatte. »O Jamie«, sagte er, »es ist einfach himmlisch!«
Roccos Erzählung beschleunigte sich, als er all die Dinge nannte, die er und Brendan zusammen machten. Dann berichtete ich ihm von Mr. Benson. Wir unterhielten uns über das seltsame Zufriedenheits- und Geborgenheitsgefühl, das ich an mir feststellte. Rocco verstand.
»Ich weiß, Jamie, mir geht’s genauso. Ich arbeite noch ein, zwei Abende die Woche – dann, wenn Brendan selbst Dienst hat –, weil wir mehr Geld brauchen, als er verdient. Ich gebe ihm meinen Lohn und bezahle U-Bahn, Zigaretten und all so was von meinem Trinkgeld. Aber die Entscheidungen trifft er, und so schwer es fällt, bei all seinen Launen und seinem wüsten Sex mitzuhalten, geht’s mir jetzt besser, seit ich nachgegeben habe und sein Sklave geworden bin. Es tut gut, wenn einen jemand so sehr mag, dass man ungeniert an ihm hängen darf.«
»Warum hast du mich dann damals vor Mr. Benson gewarnt? Warum wolltest du mich davon abhalten, mitzugehen? Hast du wirklich gemeint, es würde mich überfordern?«
Rocco schwieg eine Minute; er überlegte, ob er mir etwas sagen solle oder nicht. Schließlich erwiderte er: »Jamie, manche von den Typen, die mit den Topmen nach Hause gehen … verschwinden auf Nimmerwiedersehen.«
»Was soll das heißen?«, fragte ich schockiert.
»Na ja, Leichen hat man zwar noch nie entdeckt, aber … sie bleiben wie vom Erdboden verschluckt.«
Ich verstand nur Bahnhof. Woher konnte
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