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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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sein Hieb aus dem Hinterhalt: »Deshalb ist es in Ihrem Fall wichtig, dass Sie zur Arbeit gehen, denn so muss Ihr kleiner Sohn nicht mitansehen, wie seine Mutter in Unterwäsche herumscharwenzelt.«
    Beth kam mit ihrem Standardargument: »Frauen können eine ganze Menge, nicht zuletzt Kinder großziehen.«
    »Heimchen am Herd ist Goldes wert«, gab Dennis-John zurück, der von berufstätigen Frauen nichts hielt. »Fragen Sie Ihren Sohn, er wird Ihnen dasselbe sagen.«
    Beth verdrehte die Augen und wandte sich von Dennis-John ab. Sie war seine Schmähungen gewohnt, ein solches Gemenge von giftigen Sprüchen und irrsinnigen Übertreibungen, dass sie an sich halten musste, um nicht offen herauszulachen. Corkbowl wurde von seiner sehr viel kleineren Führerin am Arm genommen und fortgezogen.
    Froh, bei ihr im Schlepptau zu sein, sagte er: »Sie sollen mich der Handbibliothek geben ?«
    »Allerdings.«Bethnickte.»SiesindjetztDennis-JohnsEigentum.«
    »Bin ich das?«
    »Vergessen Sie das nie.«
    Corkbowl, der mit neuen Bekannten ein wenig steif war, starrte seine gehenden Beine an.
    Mit einem Seitenblick registrierte Beth seine gerade Nase, sein markantes Kinn. Corkbowl hatte die hagere Figur eines Langstreckenläufers und einen interessanten Mund, der klein war, wenn er ihn schloss, wie jetzt gerade. Wenn Big Oliver nicht wäre, dachte Beth und schmunzelte. Dann brach sie das Schweigen. »Sie reden nicht gern, was?«
    Corkbowl drückte seine dunklen Locken herunter, die zwischen seinen Fingern zurückfederten. Fast hätte er eine Bemerkung über die Ironie seines Schweigens gemacht, was ein schneidiger Einstand gewesen wäre, fand er, nur hatte er leider den richtigen Zeitpunkt verpasst. Nein, auch heute war er mal wieder ein flotter Spötter, dem der Spott nie flott genug über die Lippen kam.
    »Macht nichts«, sagte Beth und knuffte ihn jovial mit dem Ellbogen, »ich rede auch nicht viel. Ich sage überhaupt fast nie ein Sterbenswörtchen. ›Die Stumme‹ nennen mich alle hier.«
    Die Frotzelei, die sich Corkbowl nach längerem Zögern entrang, hatte kaum noch einen Anschluss. Seine leise Art zu reden ruinierte jede Pointe. Was soll’s, er sagte es trotzdem. »Nicht die Hure Babylon?«
    »Die stumme babylonische Hure!« Beth stieß ein wieherndes Lachen aus, sie fand den Gedanken zum Schießen. »Genau, das ist mein voller Titel, das steht auf meinem Gehaltsstreifen. So nennen mich meine Eltern.«
    Vor dem Eingang zu Raum C, einem großen Lesezimmer, begegneten sie Esther. Sie kniete neben der schweren Holztür und band sich einen Schuh zu. Als sie die Schritte der beiden hörte, erhob sie sich. Corkbowl stand verlegen daneben, während Beth ihren Wortwechsel mit Dennis-John zum Besten gab. Esther hatte ihre Strickjacke schief zugeknöpft, so dass sie an einer Seite Falten warf. Beim Reden knöpfte Beth die Strickjacke richtig. »Es, wie du rumläufst! Was ist dir denn heute Morgen über die Leber gelaufen?«
    Heute Morgen: Black Pat, das Bad, der Hund in der Wanne; sein schwarzes, nasses Fell. Esther sträubte sich gegen die bemutternden Finger unter ihrem Kinn und gab keine Antwort. Aber Beth ließ sich nicht irremachen. Sie fasste Esther an der Taille und zwang sie mit festen Griffen, stehen zu bleiben und stillzuhalten. Über Beths Hände hinweg bedachte Esther Corkbowl mit einem wortlosen Gruß, einer kurzen Hebung des Kinns. Hallo noch mal, hieß das. Corkbowl machte die gleiche Kopfbewegung, aber mit mehr Nachdruck.
    Beth strich die Strickjacke gerade. »Corkbowl war gerade dabei, mir von sich zu erzählen.«
    »Ach ja?«, sagte Corkbowl.
    »Noch nicht ganz, aber Sie wollten gleich damit anfangen«, drängte ihn Beth übermütig. »Also legen Sie los.«
    »Ähm … «
    »Fangen Sie damit an, was Sie so in der Freizeit treiben.«
    »Ich weiß nicht so recht. Na ja, ich mag die normalen Sachen.« Um Beths Frage zuvorzukommen, fügte er hinzu: »Normale Sachen wie Musik.«
    »Sie spielen ein Instrument?« Das kam von Esther, es klang interessiert. Eine Gestalt am Ende des Flurs fiel ihr ins Auge. Sie sah hin. Weg. Sie guckte genauer. Nichts.
    »Esther hat früher Trompete gespielt«, warf Beth ein.
    »Ich habe Kornett gespielt«, stellte Esther richtig. »Vor Urzeiten, als ich noch in der Schule war.«
    »Ja, aha.« Corkbowl rückte seine Brille zurecht, hinter der dichte Augenbrauen zum Vorschein kamen. »Ich habe früher Geige gespielt, falls das zählt.«
    »Und haben Sie eine heimliche Begabung?«, fragte

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