Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Abschluss. Black Pat stand da und platzte fast vor Verlangen, sich trocken zu schütteln. Der Drang war unwiderstehlich. Sein Kopf fing an, sich langsam hin und her zu drehen, die Lippen ungeduldig gespannt.
Esther erkannte seinen inneren Zwang und ging hinter der Tür in Deckung. Ein kurzes Zögern, dann schüttelte er sich, und die reinste Sturmflut brach los. Das Wasser spritzte aus seinem Pelz und klatschte gegen die Kacheln, die Handtücher flogen durch den Raum. Es ging so lange, bis nur noch winzige Tröpfchen kamen. Black Pat schnaufte erleichtert, als es vorbei war. Sein Fell stand in kleinen Stacheln ab.
Er stieg aus der Wanne, und um ihn herum wuchsen Pfützen. Es war ihm egal. Er setzte sich hin, knetete ein quietschnasses Ohr.
»Eigentlich hätten Sie gar nicht hier hochkommen sollen«, sagte Esther. »Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass Sie unten bleiben.«
»Wir hatten vereinbart, dass ich unten schlafe.« Er begann, das andere Ohr zu kneten. »Allerdings habe ich hier oben ein Zimmer gemietet, deshalb kann ich nicht einfach ausgesperrt werden.«
»Natürlich nicht«, sagte Esther. »Nicht ausgesperrt. Ich wollte Sie nicht aussperren.« Wollte sie doch. Sie besah sich das Bad: von oben bis unten nass und verdreckt. »Ich weiß, dass Sie das Zimmer gemietet haben.«
»Und man bezahlt, was man bekommen hat«, sagte Black Pat. Er verlagerte das Gewicht auf ein Vorderbein.
»Ich dachte, es heißt, man bekommt, was man bezahlt hat«, sagte Esther.
»Gewiss«, sagte Black Pat. »Das kann auch passieren.« Sein Lächeln war dünn. »Aber nach meiner Erfahrung so gut wie nie.«
16
8 Uhr 50
C orkbowl ging durch die Victoria Tower Gardens zum Westminster Palace, den Fluss zur Rechten, auf dem Boote fuhren und dessen Ufer große Platanen säumten. Das Gras streifte an seinen Schuhen. Vor ihm erhob sich der Victoria Tower. Sein Weg führte ihn direkt am Buxton Memorial Fountain vorbei, einem grotesken Brunnen mit grellbunten Schnörkelbögen.
Durch ein Tor betrat er den mit Platten gepflasterten Privatweg, auf dem er um den Palast herum zum Personaleingang gelangte. Corkbowl blieb stehen und nahm sich kurz die Zeit, wieder in sein braunes Sakko zu schlüpfen und die gelockerte Krawatte am Kragen des weißen Hemdes straffzuziehen. Im Bibliotheksgebäude trat er durch die Schwingtür in den Eingangsbereich. Dennis-John sprach dort gerade in leicht angesäuertem Ton mit Beth, deren Ellbogen auf dem hohen Anmeldetresen lag.
»Wenn Sie sie sehen, teilen Sie ihr mit, dass sie sich bei mir melden soll. Ich muss in einer dringenden Angelegenheit mit ihr reden.« Er fügte hinzu: »Esther kann sich nicht die ganze Zeit im hintersten Winkel verstecken. Es wird Zeit, dass sie anfängt, ihr Gehalt zu verdienen .«
Der spontane Reflex war stärker als Dennis-Johns Autorität. Beth konnte nicht anders. »Das dürfte nicht allzu schwer sein bei den paar Kröten, die wir hier verdienen.«
»Und wissen Sie, was noch schlimmer ist, als ein paar Kröten zu verdienen?« Dennis-John hielt noch an sich. Dann brach es heraus: »Wenn einem die Kröten flöten gehen!« Er war von seiner Genialität ganz überwältigt.
Über eine unsichtbar gewordene Beth hinweg sagte Dennis-John: »Ah, da sind Sie ja, Corkbowl.« Gleich fasste er wieder Beth ins Auge und befahl ihr mit schneidender Stimme: »Weisen Sie ihn bitte schön ein! Geben Sie ihn der Handbibliothek!«
Beth stieß sich vom Anmeldetresen ab, ein rotes Grinsen in einem ärmellosen Hemdblusenkleid. An ihrem Handgelenk klapperten blaue Armreifen, eine Beleidigung für Dennis-Johns Ohren.
»Laut klappernder Schmuck«, schoss Dennis-John hinter ihr her, so dass sie auf der Stelle stehen blieb, »gehört sich nicht in der Unterhausbibliothek und kann nicht hingenommen werden.«
Er sah schweigend zu, wie Beth die Reifen vom Arm nahm und gehorsam in eine Tasche steckte. Mit übertrieben kritisch verzogenen Augenbrauen starrte Dennis-John auf irgendetwas. Beth drehte den Kopf und betrachtete ihre nackten Arme, konnte aber nichts entdecken. Dennis-Johns Augen bohrten sich weiter oben in eine Stelle an der Schulter. Beth sah den Rand eines BH -Trägers. Nachdem sie ihn züchtig versteckt hatte, sagte Dennis-John: »Sich zu kleiden wie die Hure Babylon gehört sich nicht in der Unterhausbibliothek und kann nicht hingenommen werden.«
»Bittesehr«,präsentiertesichBeth.»Ichbinabsoluthinnehmbar.«
»Mit Mühe und Not hinnehmbar«, versetzte Dennis-John. Und dann kam
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