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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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ziehen.
    »Bitte,Es,esdauertnureineMinute.«BethnahmdasBuch,dassieaufdenHaufengeworfenhatte,undschobesinseineLückeimRegalzurück.»AberichmussmitdirübermeinGeständnissprechen.«
    Beth befahl sich, geduldig abzuwarten, bis Esther sie fragte, worum es sich handelte. Sie stellte fest, dass sie keine Befehlsempfängerin war.
    »Ich wollte sagen, dass es mir wegen neulich leidtut.«
    »Wann neulich?«
    »Gestern, als ich dich mit dem Rendezvous aufgezogen habe … «
    »Ach, das.« Esther drehte ihren Pony zu einer Rolle. Die Rolle fiel ihr in die Stirn zurück. »Das macht doch nichts, Beth. Ich war einfach überempfindlich.«
    »Nein, warst du nicht.«
    Esther runzelte amüsiert die Stirn. »He, es gibt nichts zu entschuldigen. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, ehrlich.«
    »Das dürfte nicht ganz stimmen … das wissen wir beide.«
    Esther hielt ihr die offenen Hände als Friedensfahnen hin: erwischt. Es war eine Kapitulation, die wohltat. Während sie zu einem Tisch gingen, redete Beth leise auf sie ein.
    »Der Tag ist fast da, Michaels Jahrestag. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich das vergessen hatte.«
    »Hattest du es vergessen?«
    »Eigentlich nicht. Du kennst mich, Es, ich kann mir kaum die Wochentage merken, vom Datum ganz zu schweigen.«
    Esther schnalzte mit der Backe. »Ich wünschte, das ginge mir auch so.«
    Beth rückte mit ihrem Angebot heraus. »Wir würden dich gern zu uns einladen, ich und Big Oliver. Dass du bei uns bleibst, bis der Tag rum ist.«
    »Ach, Beth.« Ein Gefühlsfass in Esther geriet ins Wanken und drohte überzuschwappen. »Das müsst ihr nicht tun.«
    »Ich denke doch.« Beth meinte es ernst. Sie zögerte mit ihren nächsten Worten. »Ich bin wahrscheinlich … keine Ahnung, irgendwie habe ich das Gefühl … dass ich an dir was bemerke … in den letzten Tagen … und es macht mir Sorgen. Du bist sehr still … «
    »Ich bin immer still.«
    »Nein, bist du nicht. Du bist nicht so still, auf jeden Fall nicht so geistesabwesend. Ich finde nicht, dass du allein sein solltest.«
    »Ich bin nicht allein.« Es rutschte Esther einfach heraus. »Ich meine, ich habe ja dich und Big Oliver, da bin ich nicht allein.«
    »Und wenn du zu Hause bist, was ist dann? Deine Eltern sind nach Devon gezogen, und du gehst kaum unter Leute, wenn Big Oliver und ich dich nicht mit roher Gewalt dazu zwingen. Das heißt, wenn du zu Hause bist, bist du allein.«
    »Ha.« Auch dieser Laut unabsichtlich herausgerutscht und hastig überspielt. »Es geht mir gut, Beth. Vielen Dank für dein Angebot, aber es geht mir gut.« Sie strahlte Beth mit einem Lächeln souveräner Selbständigkeit an und hob drei Finger: großes Pfadfinderehrenwort.
    »Willst du wirklich nicht kommen?« Beth ließ sich nicht abwimmeln. »Wenn es deswegen ist, weil dir davor graut, mit Big Oliver unter einem Dach zu leben, dann muss er im Wagen schlafen.«
    Esther stellte sich das vor. Sie grinste.
    »Und wenn dir davor graut, mit mir unter einem Dach zu leben, dann lasse ich dich ein Weilchen mit Big Oliver allein. Dann wirst du deinen Irrtum rasch einsehen.«
    Jetzt erntete Beth ein Lachen. »Ihr beide seid so lieb. Besonders seit Michael … na ja, seit … «
    Beth kratzte sich durch die Haare. Ihre Fingernägel blieben an einem Knoten hängen. »Ich fasse es nicht, dass es erst zwei Jahre her sein soll.«
    Gedanken an Michael gruben sich durch die Schutthalde der letzten zwei Jahre. Sie kamen in einer besseren Zeit heraus, in der Zeit davor, an einem bestimmten Zeitpunkt nicht sehr lange davor, als sie zusammen an die walisische Küste gefahren waren. Beth erinnerte sich an sie zu viert am Strand, das Achteck eines blauen Sonnenschirmschattens, den beschwerenden Steinen entwischende Handtuchecken; die mit einem seidigen Geräusch wild im Wind flatternde Flagge »Bewachter Strand«.
    Esther bemerkte Beths Blick: der leere Blick eines inneren Films, eines kleinen nostalgischen Traums. »Denkst du an Michael?«
    »An uns alle. Weißt du noch, wie wir am Strand Cricket gespielt haben?«
    Allerdings. Esther sah sie alle vier mit ihren kurzen Mittagsschatten im Sand aufgepflanzt, als tratschende Feldspielerinnen sie und Beth, die Big Olivers T-Shirt als Turban um den Kopf geschlungen hatte und sich schützend die Hand über die Augen hielt. Dann ein satter Schlag, dem sie beide nur untätig zusahen, worauf Beth unter Big Olivers Wehgeschrei hinter dem Ball hertrabte, während Michael mit Shorts und Esthers geblümtem Sonnenhut

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