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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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kleinen Welpenlaut von sich.
    AngeekeltschnittEsthervordemKleiderschrankspiegeleinewürgende Grimasse. » Nein . Absolut … « Sie suchte nach einem Wort. Sie entschied sich für: »Bäh … Igitt .«
    Beide Seiten zogen sich zurück. Ein leises Scheuern hinter der Tür machte die Seite im Schlafzimmer misstrauisch.
    »Frisst du irgendwas?«
    »Nein«, antwortete Black Pat, während er sich die Zähne an einem Schafsbecken schärfte, das er sich aus einem Graben geholt hatte. Der köstliche Geschmack von verrottenden Knochen! Er nagte liebevoll ein Loch hinein und fuhr mit der Zunge in die Höhlung. Wieder gab er sein Welpengewinsel von sich. »Bitte lass mich doch zu dir reinkommen! Bitte, Esther … «
    »Verschwinde!«
    »Auch wenn der Fußboden viel zu … « Er versetzte dem Boden einen harten Schlag mit der Pfote. »Aber nein, ich darf nicht rein«, bemitleidete er sich selbst. »Du lässt mich ja nicht.« Tiefe Traurigkeit in der Stimme. Da strich ein Autoscheinwerfer über seine Augen, und eine subtile Veränderung geschah. Fast unhörbar wisperte er dem Beckenknochen zu: »Noch nicht.«

Freitag, 24. Juli 1964

25
    9 Uhr 15
    B eth trug ein himbeerrotes Kleid mit einem weißen Reißverschluss vorn, eine weiße Strickjacke über eine Schulter geworfen. Ihr Kaffee kleckerte, also ging sie langsamer, um etwas abzutrinken, und steuerte dann wieder zügigen Schritts einen Tisch in der Mitte der Personalkantine an.
    Sie zog mit dem Fuß einen Stuhl heraus und nahm gegenüber von Corkbowl Platz. Mit vollem Mund Pfannkuchen kauend, gab er einen Begrüßungslaut von sich und schlug seine Zeitung zu. Er machte die allgemeinverständliche kurze Drehung der Hand nach oben zum Zeichen dafür, dass es ihm schleierhaft war, warum das Schlucken so lange dauerte. Die Handdrehung sagte: Ich bin das Kauen leid; ich fasse es nicht, dass ich immer noch kaue.
    Beth zwickte sich eine Ecke des Pfannkuchens ab. »Raten Sie mal, was Sie Sonntagmittag machen.«
    »Etwas Unerwartetes?«, vermutete Corkbowl. Dann hatte er noch eine Vermutung: »Etwas mit Ihnen?«
    »Bingo.« Sie blickte auf die Titelseite der Zeitung und entdeckte nichts von Interesse. »Ich würde mich freuen, wenn Sie am Sonntag zum Essen kämen.«
    »Oh.« Ein überraschtes Lächeln erschien, Augenbrauen gingen in die Höhe. »Oh, das ist aber nett, danke.« Da fiel ihm ein, was amSonntag auf dem Programm stand. »Sonntag? Ähm, der Sonntag ist ein Problem, weil ich Esther nach Kent fahren muss, wo sie – «
    »Wann müssen Sie los?«
    Corkbowl rechnete. »Gegen drei.«
    »Dann seien Sie kein Miesepeter, Corkbowl.« Beth trank einen Schluck Kaffee. Corkbowls Pfannkuchen schmeckte besser. »Da bleibt Ihnen reichlich Zeit.«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte der Miesepeter und sah brav zu, wie eine Hand sein Essen stibitzte. »Wenn Sie das gern hätten, also wenn Sie das wirklich gern hätten. Ich möchte nicht, dass Sie sich meinetwegen Umstände machen.«
    »Sie machen keine Umstände.« Beth verschränkte die Arme und tat konspirativ. »Nein, wenn irgendjemand Umstände macht, dann ist es diese Esther Hammerhans.« Sie schüttelte unwillig den Kopf. »Sie ist der Albtraum jedes Gastgebers: isst immer höflich auf, lobt immer die Köchin, will immer abspülen helfen.«
    Bei Sarkasmus stand Corkbowl manchmal auf der Leitung. Er warf Beth einen zweifelnden Blick zu, sehr leise zweifelnd, wie wenn man an der Milch schnuppert und sich ihrer Frische nicht hundertprozentig sicher ist. Beth, die sich gerade das letzte Stück Pfannkuchen hineinstopfte, musste lachen. Die Hand vor dem vollem Mund stieß sie hervor: »Corkbowl!« Sie würgte das meiste hinunter. »Ich habe bloß Spaß gemacht.«
    »Das heißt«, Corkbowl gab sich möglichst unbeteiligt, »Esther kommt auch zum Essen?«
    »Eben deshalb ist es ja ein perfekter Plan. Ihr kommt beide zum Essen und fahrt dann zusammen nach Kent.«
    »Ja«, sagte Corkbowl. »Ja, das stimmt.« Er nahm seine Brille ab und rieb sich ein Auge. Ohne die Brille war sein Gesicht verändert, interessant. Die Brille wurde wieder aufgesetzt, und das Gesicht war wie gewohnt. »Tja, vielen Dank, Beth.«
    »Und natürlich gilt die Einladung bei Bedarf auch für zwei«, spielte Beth ihre Nummer weiter.
    »Zwei?« Jetzt verstand Corkbowl. »Ach so, nein, ich komme allein, fürchte ich.«
    »Keine Freundin, Corkbowl?« Beth gab sich höchst erstaunt.
    »Im Moment nicht. Meine letzte Freundin ist schon eine Weile her.« Er rechnete die Monate zurück.

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