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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Tafel stand: »Von einem großen Krieger für einen anderen.« Es handelte sich um einen tapferen und gefährlichen Kampfstier, der von dem berühmten spanischen Matador Manolete getötet worden war. Churchill wünschte sich inbrünstig, dass sich der Stier von der Halterung losriss, fiel und den Hund darunter mit seinen gewaltigen Hörnern aufspießte. Nichts geschah. Black Pat leckte sich die Lefzen und ließ ein aufreizendes Schlabbergeräusch hören.
    Churchill begutachtete das Goldfischgemälde aufs Neue, und da er nichts sah, was daran zufriedenstellend gewesen wäre, überlegte er, ob er es überm Knie zerbrechen sollte. Vom Feuer seiner Inspiration war nur Schlacke übrig geblieben. Er sah auf die Uhr: ein guter Zeitpunkt, um sich geschlagen zu geben. Er konnte Clementine überreden, mit ihm Tee zu trinken oder vielleicht auch etwas Belebenderes. Er stand auf und nahm seinen Spazierstock mit dem holzgeschnitzten Kopf eines bärtigen Mannes als Griff, dann schritt er auf dem Pfad zwischen den Blumenbeeten durch den Obstgarten zum Haus zurück. Der Pfad stieß auf einen mit Steinplatten gepflasterten Weg, der neben einer hohen, mauerartig geschnittenen Eibenhecke verlief. Der Weg führte zum terrassierten Rasen und schräg hinauf zum Haus. Black Pat lief voraus und betrat das Esszimmer durch die Verandatür, die er achtlos offen ließ. Churchill kam hinterher.
    »Mrs. Pussycat? Bist du da?«
    Sie war nicht da. Churchill begab sich in Clementines Aufenthaltsraum, ein kleines, hübsches Zimmer nahe dem Haupteingang an der Vorderseite.
    »Clemmie?« Keine Antwort. »Pech gehabt«, murmelte er und schlug die Richtung zum Salon ein.
    Beim Geräusch seiner Schritte erschien Black Pats Gesicht, das riesige Maul klaffend wie eine rote Wunde. Er lag auf einem Sofa und nahm es vollständig ein. Es standen zwei Sofas im Raum, auf jeder Seite des großen Marmorkamins eines, und Black Pats Leibesmasse war über die Rückenlehne hinweg gut zu sehen.
    Churchill machte mürrisch »Buh!« und ging an ihm vorbei. Er war schon im Flur, ehe Black Pat mit einem Satz die pastellfarbenen Polster zu Boden wischte und hinter ihm hersprang. Sie gingen gemeinsam weiter. Churchill blickte auf den klotzigen Schädel des Hundes und ließ sich von düsteren Ahnungen überschwemmen, die Black Pats umheimliche magnetische Wirkung an die Oberfläche zu ziehen schien. Der Hund spürte Churchills Blick und warf den Kopf zurück, die Zunge an einer Backe klebend.
    »Lass mich in Ruhe, du Mistvieh«, sagte Churchill.
    »Ich weiß, wo sie ist«, erwiderte Black Pat.
    »Mit dir zusammen zu sein ist für mich wie eine Drahtkompresse um den Kopf, aber so verblödet bin ich denn doch nicht, dass ich mich von dir führen lasse.«
    Black Pat schüttelte sich einen Grassamen aus dem Ohr und hinterließ dabei ein Muster aus Speichelfäden auf dem Holzfußboden.
    »Clemmie?«, rief Churchill in das danebenliegende Bücherzimmer, dessen persischer Teppich die Fuß- und Pfotentritte dämpfte.
    »Es wird dir nicht helfen, mit ihr zu reden«, sagte Black Pat und trat Churchill in den Weg, so dass dieser gegen ihn rempelte. Der Hund blieb stehen und versperrte Churchill als heiße muskulöse Wand den Ausgang. »Du solltest mit mir reden.«
    »Ich habe keine Lust, mir deine dämlichen Meinungen anzuhören«, sagte Churchill und kurvte an ihm vorbei in den Flur zurück. Hoffnungsvoll rief er: »Clemmie?«
    »Ja, Mr. Pug?«, kam Clementines Stimme von oben zurück. »Ich bin hier … beim Briefeschreiben. Willst du dich zu mir setzen und ein Weilchen lesen?«
    Die Treppe hinauf trappte der Hund neben ihm her. Clementine wartete in der Tür ihres Schlafzimmers. Die Sonne wärmte die zartblauen Wände und die hohe Gewölbedecke, ließ den ganzen Raum schimmern. Weiße Rosen strahlten in einer Kristallvase auf ihrem Schreibtisch. Bevor Black Pat eintreten konnte, knallte Churchill die Tür zu.
    »Ich werde hier sein, wenn du wieder rauskommst«, zischte Black Pat durch die Ritze zwischen Tür und Fußboden.
    »Dann warte eben, du Schweinehund«, hörte er Churchill murmeln.
    Black Pat quetschte seine Schnauze so fest gegen den Spalt, dass sich die Tür bog. »Ich kann auf dich warten, wie du es nie begreifen wirst. Die Tage flitzen vorbei wie ein kreisendes Leuchtfeuer, und dahinter warte ich. Ich werde mir nehmen, wofür ich gekommen bin.«
    Churchill erschien noch einmal an der Tür. Dass er zu Clementine entwichen war, hatte seinen Mut gefestigt. »Ach, wirklich?

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