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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Na, was raucht Zigarren und schert sich einen Scheißdreck darum?« Zur Bekräftigung zog er eine Zigarre aus der Brusttasche, führte sie an den Mund und biss das Ende ab. Mit einem Grinsen wie ein Sonnenuntergang verzog er sich wieder hinter die Tür zu seiner Frau.
    »Ich wollte sowieso gehen«, rief Black Pat hinter ihm her und ging.

27
    20 Uhr 30
    E sther saß in der nicht genutzten Kammer, nicht genutzt sowohl von ihr, der Hausbesitzerin, als auch von Black Pat, dem offiziellen Mieter. Sie kritzelte mit einem von Michaels Bleistiften herum. Wenn sie damit schattierte, gab es ein methodisches Zeichengeräusch. Ein Zierschwert, auf Millimeterpapier gezeichnet, wurde mit zwei darüberspringenden Delphinen verschönt. Neben beide Delphine wurde das Wort »Delphin« geschrieben, weil sie wie dicke Schlangen aussahen. Dann fielen ihr die Rückenflossen ein. Sie wurden hinzugefügt. Zurück zum Zierschwert. Vielleicht daneben noch eine Adlerklaue zeichnen, die das Okayzeichen macht. Vielleicht Corkbowls Brille dazuzeichnen, als Anerkennung, dass er so nett war, sie nach Kent zu chauffieren, als Anerkennung, dass er überhaupt ganz nett war und gar nicht so schlecht aussah. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass Black Pat in der Tür saß und sie beobachtete.
    »Wann bist du wiedergekommen?«
    »Warum, hast du mich vermisst?« Black Pat lehnte mit der Schulter am Türstock. Esther hatte keine Lust, auf die Bemerkung einzugehen, und zeichnete weiter. Black Pat brummte ein paar Sekunden vor sich hin, dann stemmte er sich hoch und kam zu ihr gebummelt, wobei ihm dürre Blätter und allerlei Unrat aus dem Fell fielen. Er stapfte zu dem freien Platz neben dem Schreibtisch. Esther fühlte sich von dem exzessiven Schurren und Knurren irritiert, mit dem sich Black Pat auf dem abgescheuerten Teppich in Sphinxposition niederließ. Ihr Bleistift stockte, und sie wollte sich schon beschweren, als sie seinen Mienenwechsel sah. An die Stelle heimlicher Vorfreude trat dumpfe Zufriedenheit.
    Dieser Platz dort, Black Pat dort. Es war wie ein Wiedererkennen. Vielfach gebrochen fühlte Esther aus weiter Ferne eine Erinnerung aufsteigen und näher kommen wie ein treibender Regenbogen aus Grautönen. Die Ahnung war weg, als Black Pat unvermittelt »Igitt!« sagte.
    »Was?«
    »Wenn du so ein Gesicht ziehst, siehst du hundert Jahre alt aus.«
    »Danke schön«, sagte sie trocken.
    Das Trommeln mit der vollen Wucht des buschigen Schwanzes setzte ein.
    »Beth hat mich am Sonntag zum Mittagessen eingeladen.«
    Das Trommeln verstummte. »Klingt nett.«
    »Wahrscheinlich, ich weiß es nicht. Es ist sicher nett gemeint.«
    »Gehst du hin?« In bemüht gleichgültigem Ton gefragt.
    Interessehalber versuchte Esther, den Bleistift mit dem Daumen zu zerbrechen. Es ging nicht. Sie presste ihren Daumen gegen die kantigen Seiten, bis er wehtat. Enttäuscht warf sie den Bleistift weg, so dass er über den Schreibtisch klapperte. »Es ist schwierig.«
    »Schwierig?« Black Pat klang zufrieden, der bemühte Ton war verschwunden. »Mittag essen?« Er sah ein Gummiband und schnappte danach, um die Einfachheit des Essens zu demonstrieren. Der Gummi entwischte, und er sprang hinterher, rumste mit der Brust an den Schreibtisch. Als er ihn wieder hatte, ließ er sich auf den Bauch sinken und rupfte am Teppich. Verstohlen wanderte seine Schnauze unter Esthers Stuhl und beschnüffelte ihre Socke.
    Esthers Beine streckten sich unter den Schreibtisch, die Socke mit. Sie legte die Hand auf den Bauch und rieb. »Es ist schwer zu beschreiben, mir ist, als würde ich in die Enge getrieben, als würde ich – «
    »Als würdest du in einer Kiste voll Fleisch liegen?« Für Black Pat war das eine köstliche Vorstellung, der Inbegriff der Wonne.
    »Ist ja ekelhaft«, sagte Esther. Aber das Bild mit dem Liegen war nicht schlecht. Ja, ihr war, als würde sie hingelegt und festgehalten, zum Warten gezwungen. »Nein, für mein Gefühl liege ich – «
    »Wir liegen alle in der Gosse.« Vor lauter Eifer, sie zu unterbrechen, stieß Black Pat mit der Schnauze an den Stuhl. »Aber, wie der Dichter sagt, einige von uns haben den Kopf auf der Straße.«
    »So heißt es gar nicht. Es heißt: aber einige von uns blicken auf – «
    »Aber einige von uns blicken auf die ganzen anderen Idioten in der Gosse, wie sie Pläne schmieden … «
    Esther ärgerte sich über seine provozierende Art. »Aber einige von uns blicken auf zu den Sternen .«
    Black Pat verhörte sich

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