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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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Verausgabung.
    Von der Dampfwolke, die das Bad einhüllte, liefen Kondensationstränen an den nachtschwarzen Fensterscheiben herunter. »Wir haben dein kurzes Ausbleiben recht genossen«, sagte Churchill und blätterte in aller Ruhe weiter. »Ich hatte dich früher zurückerwartet.«
    »Ich hatte noch’n andern Termin«, entgegnete Black Pat schwerzüngig nuschelnd. Er bereute, dass er so viel getrunken hatte. »’tschuldigung.«
    »Die Entschuldigung kannst du dir sparen, du Schnapsdrossel«, sagte Churchill. »Du bist hier nie sonderlich gern gesehen.«
    Black Pat gab zunächst keine Antwort. Dann sagte er: »Ich war mit jemand grillen.«
    Erstaunt wandte Churchill sich nach ihm um, so dass Wasser über den Wannenrand auf den Fliesenboden lief. »Das erklärt die üble Alkoholwolke, allerdings kommt es mir nicht sehr professionell vor, im Dienst zu trinken.«
    »Ich war nicht im Dienst«, erwiderte Black Pat. Er schnupperte dezent an Churchills Hausschuhen, bis dieser ihn mit dem Buch seitlich am Schädel traf.
    »Willst du mir erzählen, du wärst eingeladen gewesen?«, sagte Churchill.
    »Das möchte ich hoffen«, antwortete der Hund blasiert, »schließlich habe ich die Grillparty veranstaltet.«
    Die Absurdität der Behauptung zwang Churchill ein Lächeln ab. Es war ein hartes, unfreundliches Lächeln. »So, so.«
    Black Pat wollte eine bissige Bemerkung zurückgeben, blieb aber mit der Pfote hängen, prallte gegen den Handtuchhalter und riss die Handtücher herunter.
    »Du bist ja betrunken!«, posaunte der über den Wannenrand guckende Churchill durch den Raum.
    »Und du bist nackt«, schrie der unter den Handtüchern begrabene Black Pat und versuchte, sich an Churchills berühmten Ausspruch zu erinnern. »Aber am Morgen werde ich wieder nüchtern sein.«
    »Unausstehliche Pestbeule. Am Morgen werde ich wieder bekleidet sein«, schrie Churchill zurück und ließ sich ins Wasser zurücksinken. »Aber du wirst immer ein Schweinehund sein.«

24
    3 Uhr
    E sther schreckte aus dem Schlaf auf. Die primitiven Abteilungen ihres Gehirns, die Einheiten, die für Urinstinkte zuständig waren, übermittelten ihrem Bewusstsein verschlüsselte Telegramme. Sie enthielten die diskrete Warnung an Esther, dass Black Pat in der Nähe war. Die Warnungen dauerten hartnäckig an, er war sehr nahe.
    Eine gute Minute lang lauschte sie mit angestrengter Konzentration in die stille Finsternis, doch dann hatte sie es. Hinter den Geräuschen der schlafenden Straße, dem Geräusch ihres eigenen Atmens nahm sie die Ausstrahlung eines Tiers wahr. Esther starrte auf den unteren Rand ihrer Schlafzimmertür, auf den Schlitz, der dort klaffte.
    Das Licht im Windfang war nachts immer an und zog sonst einen dünnen Strich unter ihrer Tür. Heute Nacht nicht. Die Tür ächzte im Rahmen, ein Gewicht drückte von außen dagegen.
    Esther biss sich nervös auf die Backen und überlegte, was sie Passendes sagen konnte.
    »Liegst du bequem da draußen?«
    Black Pat antwortete mit dem Kinn auf dem Teppich: »Verglichen womit?«
    Er lag also vor ihrem Schlafzimmer. Es hatte nichts zu sagen. Wenn das ein ungutes Gefühl auslöste, dann war daran sicher ihre blühende Phantasie schuld. Es war nur eine spätnächtliche Unterhaltung durch die geschlossene Tür, ein Gemurmel im Hinterland der Dunkelheit, und ihre Phantasie machte sonst was daraus.
    »Weißt du was«, sagte sie in möglichst unbeteiligtem Ton. »Dass du da liegst, finde ich ein bisschen – «
    Black Pats Fortsetzung war lachhaft. »Beatnikmäßig?«
    »Nein, eher ein bisschen gruselig.«
    »Nicht beatnikmäßig?« Black Pat war enttäuscht.
    »Es ist recht unkonventionell.« Das gestand sie ihm zu. »Und auch recht … « Sollte sie es sagen? Sie tat es. »… recht unkonventionell gruselig. Sehr sogar. Ausgesprochen gruselig, muss ich sagen.«
    »Ach was.« Im unschuldigsten Ton wehrte Black Pat ab. »Ich bin nur ein alter Köter, der eine Mütze Schlaf zu bekommen versucht.«
    »Direkt vor meiner Tür, wenn ich im Bett liege? Könntest du nicht woanders ein alter Köter sein?«
    Black Pat taten von dem harten Boden die Rippen weh, und er verlagerte das Gewicht. Ein schmerzhafter Stich am Schulterblatt ließ ihn »Autsch!« stöhnen und abermals die Position wechseln. Er sagte: »Na, ich hoffe, dir geht’s gut in deinem Bett, auf deiner rückenfreundlichen Matratze. Dieser Fußboden ist … « Ein blechernes Winseln kam heraus. »Könnte ich zu dir reinkommen?« Er gab einen eifrigen

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