Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
musste es genießen. Aber als ich da stand, umgeben von Fremden, die mir Glück wünschten, fragte ich mich, ob Scotts Leute mein Leben genauso in Anspruch nähmen wie in London. Und auf einmal wollte ich zu meinen Freunden, zu Menschen, die mein wahres Ich kannten. Ich entschuldigte mich höflich. Es war nicht schwer, sie auszumachen. Ich musste nur die Bar finden.
»Du siehst fantastisch aus«, sagte Brandon und küsste mich leicht auf den Mund.
Clive schüttelte den Kopf und deutete auf Scott.
»Hört er je auf zu arbeiten?«
»Ich war überrascht, dass er so viele Leute eingeladen hat«, sagte ich, und als ich sah, wie Scott sich nach mir umschaute, duckte ich mich. »Alles Kunden und Finanztypen.«
»Aber nicht nur solche Leute«, spottete Fawn und zeigte in eine entfernte Ecke. Ich drehte mich um, und mir klappte die Kinnlade runter.
»Tatiana!«, sagte ich ungläubig.
»Wer ist das?«, fragte Marianne. »Und was trägt sie?«
»Das ist seine Ex«, sagte ich steif. Tatiana trug das kürzeste Minikleid, das ich je gesehen hatte, und, schlimmer noch, es hatte auch einen tiefen Ausschnitt.
»Ts, ts, ts«, machte Marianne in bester Moderedakteurinnenmanier. »Man sollte nie so viel Bein und so viel Busen auf einmal zeigen.«
»Ja«, stimmte Emma zu. »Entweder das eine oder das andere.«
Aber Clive, Brandon und Marco konnten nicht aufhören, sie anzustarren. Sie störten sich offensichtlich nicht an Tatianas Modesünden. Emma trat Clive schließlich auf den Zeh.
»Warum hat er sie eingeladen?«, fragte ich, verwirrt und wütend.
»Sieh jetzt nicht hin«, riet Fawn, »sie kommt hierher.«
Die Hüften schwenkend kam Tatiana auf uns zu und fuhr sich durch das Haar, als wäre sie in einem Musikvideo.
»Sie wird noch jemanden umstoßen, wenn sie die Hüften weiter so schwingt«, sagte Brandon und schluckte.
»Nimm deine Zunge wieder rein«, fuhr Marianne ihn an.
Dann standen wir einander gegenüber.
»Hallo, Kate«, flötete Tatiana. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Hallo, Tatiana«, sagte ich mit geheuchelter Freundlichkeit. »Wie nett, dass Sie kommen konnten.«
»Nett, dass Sie mich eingeladen haben«, sagte sie.
Das Mädchen hatte Nerven.
»Das habe ich nicht«, sagte ich unverblümt und bemühte mich, hochnäsig zu klingen.
Sie sah überrascht aus.
»Aber Scott hat gesagt, dass Sie wollten, dass ich komme«, sagte sie entsetzt. »Sonst wäre ich doch nicht hier.«
Peinlich berührt schauten wir beide weg.
»Nun, jetzt sind Sie hier«, sagte Fawn lächelnd. »Was möchten Sie trinken?« Damit führte sie Tatiana an die Bar.
»Dieses Schwein!«, ich kochte. »Warum hat er sie eingeladen, ohne mich vorher zu fragen?«
»Sie sieht harmlos aus«, warf Clive ein.
Wir Frauen rollten mit den Augen.
»Sie sieht nach vielem aus, und harmlos gehört nicht dazu«, sagte ich.
»Wirst du etwas zu Scott sagen?«, fragte Emma.
Schnell ließ ich den letzten Monat Revue passieren. Wer wusste, was Scott in London gemacht hatte? An den Wochenenden, an denen er zu viel zu tun gehabt hatte, um mich zu besuchen? Während ich mich wegen Griff schuldig gefühlt hatte, war er mit Tatiana zusammen gewesen, oder jedenfalls hatte er Kontakt mit ihr gehabt, um sie zu meiner Hochzeit einzuladen.
Scott stand mit ein paar Leuten zusammen und paffte eine Zigarre.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte ich und ging zu ihm. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
»Meine Verlobte braucht mich«, sagte er und grinste seine Freunde an.
Als wir außer Hörweite waren, flüsterte ich zornig: »Was hast du dir nur dabei gedacht, Tatiana einzuladen?«
»Sie ist eine Freundin«, sagte er mit gespieltem Ernst. »Außerdem dachte ich, du magst sie.«
»Sie hat auf meiner Hochzeit nichts zu suchen«, beharrte ich.
»Es ist auch meine Hochzeit«, erinnerte er mich kühl. »Sie hat mich angerufen, als sie aus Slowenien zurückkam, armes Ding, sie kennt nicht viele Leute in England, also habe ich sie eingeladen. Keine große Sache.«
Ich kochte, aber es war klar, dass ich keine ehrliche Antwort zu erwarten hatte. Nicht jetzt. Da griff Marianne ein, um die Situation zu entschärfen.
»Entschuldige«, sagte sie höflich. »Brandon betätigt sich als DJ, und er hätte gern, dass ihr zwei tanzt.«
Wir sahen hinüber, wo Brandon hinter dem DJ-Pult stand. Er winkte, als das alte Jazzlied A Sunday Kind of Love aus den Lautsprechern ertönte. Scott verdrehte die Augen.
»Ich tanze nicht«, sagte er bestimmt und lächelte.
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