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Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Titel: Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Izzo
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unten auf die beiden, die wie Liebende ins Haus spazierten. Wenn ich aufmerksam lauschte, hörte ich wahrscheinlich ihre Schritte auf dem Weg in sein Zimmer. Ich ging zur Tür und presste mein Ohr ans Schlüsselloch wie eine Boulevardschauspielerin in einer Krimikomödie. Und da waren sie, leise Schritte, die auf meine Tür zukamen. Ich wappnete mich, erwartete, dass ich Scotts große Budapester gefolgt von Tatianas Tatzen, ich meine Plateauschuhen, vorbeilaufen hörte, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich sprang auf.
    »Kate? Bist du da?«
    Es war Marianne. Ich holte tief Luft und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Marianne, Fawn, Emma und die anderen standen vor meinem Zimmer.
    »Geht’s dir gut? Wir haben uns solche Sorgen gemacht«, sagte Fawn atemlos.
    Als ich ihre besorgten Gesichter sah, lächelte ich.
    »Hört mal, ich hatte meinen Ausraster, jetzt geht’s mir gut. Aber was ich wirklich brauche, ist mein Schönheitsschlaf.«
    »Hast du Scott gesehen?«, fragte Fawn, ihre Stimme klang misstrauisch. »Ist er bei dir?«
    »Er ist in seinem Zimmer«, sagte ich abwehrend und erwartete fast, dass er und Tatiana jeden Moment an uns vorbeimarschierten. »Wir haben uns versöhnt. Die Hochzeit steht noch, aber ich gehe ins Bett. Gute Nacht, und es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt.«
    Ich machte die Tür vor ihrer Nase zu und lief zum Fenster, für den Fall, dass Scott zurückgekehrt war, aber die Terrasse lag verlassen da wie ein leerer Parkplatz. Ich hoffte, dass keiner meiner Freunde Scott und Tatiana zusammen erwischen würde. Ein paar Augenblicke später hörte ich weitere Schritte und lief zum Schlüsselloch und sah Scott zu seinem Zimmer gehen, die Tür aufschließen und hinter sich zumachen. Er musste Tatiana in ein Taxi gesetzt haben. Mit verwirrter Erleichterung ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte im Dunkeln zur Decke. Es würde eine lange Nacht werden.

35
    Familiengeschicke

    Aber wenn eine junge Dame zur Heldin werden soll … muss und wird irgendetwas geschehen, damit ein Held ihren Weg kreuzt.
    Northanger Abbey
    D as erste Mal hatte ich ein gebrochenes Herz in der Nacht, in der mein Vater uns verließ. Ich war vier und erinnere mich nur dunkel an Iris’ hysterisches Heulen in der Dunkelheit, während meine Großmutter versuchte, mich zum Einschlafen zu bringen. An das zweite Mal erinnere ich mich deutlicher. Anns erster Freund hatte mit ihr Schluss gemacht. Ich war zwölf, und es war weit über meine Schlafenszeit, aber ich erkannte schnell, dass das gebrochene Herz eines Teenagers viel Aufruhr verursacht. Als Ann schluchzend, trampelnd und türenschlagend nach Hause kam, weckte sie uns alle. Verschlafen ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf den Boden, während Nana und Iris Ann trösteten und sich darüber aufregten, dass es ungerecht von Peter war, mit ihr Schluss zu machen.
    »Peter ist ein Narr, weil er auf seine Eltern hört«, sagte Nana kritisch. »Du bist genauso gut wie die.«
    Während Ann weinte, floss die Geschichte zusammen mit den Tränen aus ihr heraus. Peter sollte mit ihr Schluss machen, weil seine Familie die Beziehung nicht guthieß. Sein Vater war ein sehr erfolgreicher Immobilienhändler, dem Einkaufszentren und Mietshäuser gehörten, und er wollte, dass der Sohn mit Mädchen aus der Privatschule ging.
    Während ich im Halbschlaf zuhörte, wie sich das Drama entwickelte, kam es mir nicht in den Sinn, dass Ann im Laufe ihres Lebens wahrscheinlich noch öfter das Herz gebrochen werden würde. All die Aufregung überzeugte mich, dass es ein einmaliges Erlebnis war.
    Aber ich erinnere mich noch aus einem anderen Grund so genau an diese Nacht. Meine Großmutter ignorierte mich, wie ich da auf dem Boden hockte, meinen Kopf auf einem Sofakissen, und erzählte Ann von einem Mann namens Mitchell.
    Sie hatten sich während der Weltwirtschaftskrise in einem Café um die Ecke kennen gelernt. Meine Großmutter arbeitete auf der anderen Straßenseite in einem Kleidergeschäft, und einmal pro Woche belohnte sie sich damit, sich an die Theke zu setzen und einen Kaffee und ein Sandwich zu bestellen. Mitchell kam aus einer Industriestadt. Er besuchte einen Cousin in New York, und er lud Nana gleich beim ersten Treffen ein. Er nahm sie mit ins Kino, holte sie sogar in einem Cabrio ab, das einem Verwandten gehörte. Meine Großmutter wohnte noch zu Hause bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, die sehr streng waren, und sie belog sie darüber, wohin und mit wem sie

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