Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

ausging. »Mitch war ein süßer Junge«, sagte sie. »Wir sind wochenlang zusammen ausgegangen. Er holte mich nach der Arbeit ab, und wir gingen im Park spazieren oder ins Kino, ein- oder zweimal waren wir sogar tanzen. Aber dann musste er wieder nach Hause fahren.« Sie sah traurig aus, und ihre Lippe zitterte ein bisschen. »An unserem letzten Abend hielt er um meine Hand an.« Da richtete ich mich auf und rieb meine Augen, um wach zu bleiben.
    »Unser Plan war einfach. Er käme in zwei Wochen zurück und träfe mich am Bahnhof, wir würden im Rathaus heiraten, und dann würde ich mit ihm nach Pittsburgh ziehen.«
    Ich blinzelte noch einmal, der Gedanke, dass ich in Pittsburgh hätte geboren werden können, erschreckte mich. Es klang so weit weg.
    Nana schaukelte sanft auf dem Sofarand hin und her und wickelte ihren Bademantel enger um ihre Taille. »Mein Stiefvater fand einen Brief, den Mitch mir geschrieben hatte, darin standen Datum und Ankunftszeit seines Zuges. Meine Mutter war außer sich. Mitch arbeitete in einer Fabrik, wisst ihr, und das war nicht gut genug. Pittsburgh war voller Stahlfabriken, und ihre Tochter würde keinen Arbeiter heiraten. Meine Mutter hatte ihr Leben als Verkäuferin bei Bloomingdale’s zugebracht und wollte, dass ich bekam, was sie nicht hatte. Für mich wäre nur ein Anwalt oder ein Arzt gut genug.«
    Meine Großmutter hörte auf zu schaukeln, und ihr Blick wurde hart, als widersetze sie sich ihrer Mutter immer noch. »Sie haben den Brief zerrissen, und ich durfte ihn weder kontaktieren noch treffen. Natürlich kannte ich das Datum auswendig, ich wusste, wann ich auf diesem Bahnsteig sein musste. Aber meine Mutter auch. Sie hat mich den ganzen Tag und die ganze Nacht im Haus eingesperrt. Und Mitch …« Ihre Stimme verlor sich in der Erinnerung.
    »Er wartete«, beendete Ann ihren Satz. »Er hat wahrscheinlich gedacht, du hättest deine Meinung geändert.«
    »Ich stelle ihn mir immer noch vor, wie er wartet, ständig auf die Uhr schaut, sein Herz gebrochen, weil ich nicht kam. Aber vielleicht ist er gar nicht gekommen. Ich weiß es nicht, weil ich nie die Courage hatte, ihn später noch einmal zu kontaktieren«, sagte Nana. »Ich hatte jedenfalls nicht den Mut, mich meiner Mutter zu widersetzen. Mitch war gut genug für mich. Du bist gut genug für Peter. Eltern sollten sich da raushalten. Er wird es noch bereuen, dass er auf seine Mutter gehört hat, das kannst du mir glauben.«
    Wir saßen schweigend da.
    Nach einer Weile durchbrach Iris die Stille und sagte: »Das Gute daran ist, dass eure Großmutter Großvater getroffen hat«, sagte Iris. »Wäre sie mit Mitch davongelaufen, dann wäre ich nicht geboren worden, und keine von euch wäre hier.«
    Meine Großmutter nickte und lächelte und legte ihre Hand auf Iris’ Knie. Ich dachte einen Augenblick darüber nach und schüttelte den Kopf.
    »Doch«, widersprach ich. »Wir würden dann nur in Pittsburgh wohnen.«
    Der Morgen graute, und es war mein Hochzeitstag. Der Himmel öffnete sich, und Regen- und Hagelschauer prasselten auf die Steinterrasse, wo die Feier stattfinden sollte, ein sehr schlechtes Omen. Ich war fast die ganze Nacht auf gewesen und hatte beobachtet, wie der Sturm sich zusammenbraute. Ich fühlte mich in meinem Zimmer gefangen, wie meine Großmutter an dem Tag, an dem sie Mitch am Bahnhof treffen sollte. Was, wenn er ihre große Liebe gewesen war? Und sie hat ihn gehen lassen, nur um ihr Leben mit einem Mann zu verbringen, den sie nicht liebte und der ihr künstliche Blumen anstatt wahrer Leidenschaft schenkte. Ich sehnte mich verzweifelt nach dem Rat meiner Großmutter, sie würde wissen, was zu tun war. Aber sie war tot, und ich war allein. Zum ersten Mal, seit ich in Penwick angekommen war, wollte ich zu Hause anrufen. Ich wollte, dass meine Familie, das, was von ihr übrig war, mich aus dem Schlamassel rettete und mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Wahrscheinlich eine Reaktion auf den Zusammenbruch gestern Abend. Aber es war zu früh, um Iris und Ann anzurufen. Außerdem, wie könnten sie mir helfen? Meine Intuition musste genügen, und zwar schnell, denn mir lief die Zeit davon. Aber Lady Kate kämpfte immer noch gegen das Bauchgefühl der guten alten Kate.
    Um zwölf Uhr wäre ich die verwöhnte Braut eines reichen Mannes. Finanziell war ich dann abgesichert. Ich hätte ein Zuhause oder mehrere. Doch am schwersten wog, dass Scott mir nie gesagt hatte, dass er mich liebte, oder ich ihm.
    Auf