Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
Gästen herumzeigen.
»Sie sehen glücklich aus, nicht wahr?«, fragt eine Stimme. Ich drehe mich nicht um. Ich weiß, dass Griff direkt hinter mir steht.
»Sie verdienen es, glücklich zu sein«, sage ich und strenge mich sehr an, jegliche Nervosität aus meiner Stimme zu tilgen. »Das tun wir alle.«
»Und hast du den Schlüssel zu deinem Glück gefunden, Kate?«, fragt Griff.
Wenn er doch nur wüsste. Aber ich gebe ihm die Antwort, die mir am wichtigsten ist.
»Familie«, antworte ich und schaue zu Iris, Ann, Doug und Fawn, die sich unter dem Baum fröhlich unterhalten. »Und Freunde.«
»Ah, aber was ist mit der Liebe?« Er steht so nah bei mir, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüre, und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
»Familie und Freunde bedeuten Liebe«, antworte ich und drehe mich immer noch nicht um. Wie kann er es wagen, so mit mir zu sprechen? Keine E-Mails, keine SMS, kein Wort seit sechs Monaten, und jetzt tut er so, als sei er ein enger Freund?
»Ja, aber man braucht doch sicher mehr als Freunde und Familie, um wirklich glücklich zu sein, was ist mit Romantik?«
Das war’s. Empört wirbele ich herum, doch da packt er mich und küsst mich. Ich bin zu geschockt, um mich zu wehren, und als er nicht aufhört, seine Arme um meine Taille legt, lehne ich mich an ihn. Mir ist es egal, wenn uns alle sehen. Als wir uns voneinander lösen, berührt er sanft meine Wange. Ich schließe meine Augen und lächle, während mir die Tränen kommen.
»Was soll das?«, bringe ich heraus.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagt er ruhig. »Was soll ich denn tun?«
»Spiel nicht mit mir«, fahre ich ihn an, drehe mich um und gehe weg.
»Kate, bleib stehen!«, ruft er. Mir fällt auf, dass einige Gäste, darunter auch mein Anhang, alles mitbekommen haben. »Fahr mit mir eine Runde.«
»Das glaube ich kaum«, sage ich leise. »Warum sollte ich?«
»Weil ich dich nett darum bitte«, erwidert er und lächelt heute zum ersten Mal. »Und weil ich dich liebe.«
Ich reiße die Augen auf, und mir klappt die Kinnlade herunter. Vielleicht liegt es am Jetlag, und ich wache gleich auf und bin immer noch auf dem Flug nach Heathrow.
»Ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen«, fährt er atemlos fort. »Ich habe ständig an dich gedacht. Und Emma, nun, sie hat mich auf dem Laufenden gehalten. Ich weiß, dass du für deine Schwester arbeitest. Es ist toll, dass du dir zu Hause so ein Leben aufgebaut hast. Aber Emma hat auch gesagt, dass du immer noch etwas für mich empfindest.«
Ich werfe Emma einen wütenden Blick zu, weil sie mich hintergangen hat, aber sie lehnt sich gerade über Jonathan, zusammen mit einer Lady in einem knallpinkfarbenen Outfit und zwei unterschiedlichen Schuhen.
»Du hast gesagt, dass es mir an Charakter und Urteilsvermögen mangelt. Und dass ich keine Lady war«, erinnere ich ihn.
»Ich schäme mich, wenn ich jetzt daran denke, wie ich mich verhalten und was ich gesagt habe«, antwortet er leidenschaftlich. »Aber da sprach mein Ego. Als du gesagt hast, dass du immer noch Scott heiraten willst, war ich eifersüchtig und verletzt. Ich war ein Narr und kein Gentleman. Kannst du mir verzeihen?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Ich liebe dich sehr, und ich weiß, dass du in einem Ausnahmezustand warst und das getan hast, was du als richtig angesehen hast, auch wenn es ein unausgegorener Plan war. Wenn ich doch nur diese Worte zurücknehmen könnte, Kate.«
Ich sehe in seine Augen, so groß und blau, sie sind wie ein Fanal für mich.
»Willst du mich?«, fragt Griff.
Ich warte und lasse ihn zappeln, nicht so lange, dass es unerträglich wird, aber doch lange genug, um ihn zu verunsichern. Ich habe mir diesen Augenblick seit Monaten vorgestellt, beim Soßenrühren oder wenn ich wach auf dem Sofa lag, aber die Wirklichkeit übersteigt meine Fantasie bei weitem. Ich kann ihm nur eine mögliche Antwort geben. Ich lächle und nickte. Er grinst breit und küsst mich noch einmal.
»Dann lass uns nach Hause gehen«, sagt er.
Die Taufe war vor zwei Wochen, und jetzt schrubbe ich auf allen vieren den schwarz-weißen Boden im Foyer. Ich lebe das Märchen, bloß dass es eine umgekehrte Jane-Austen-Geschichte ist, wo ich eine Dienstmagd bin anstatt eine reiche Ehefrau. Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung unsere Beziehung sich entwickeln wird. Werden wir heiraten? Ich weiß es nicht. Er auch nicht. Wir werden zusammenleben und abwarten. Aber eins ist sicher: Wir lieben uns. Mein
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