Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
beiden prächtig. Scott Madewell, das ist Lady Katherine Shaw«, sagte sie stolz. »Aber sie zieht Lady Kate vor.«
Ich lächelte zu ihm hoch. Eines war sicher: Er sah gut aus und war sexy. Er schaffte es, sogar in einem gelben Polohemd und einer engen weißen Reithose männlich auszusehen. Ich schätzte, er war Ende fünfzig. Ich hatte mich noch nie zu einem Mann dieses Alters hingezogen gefühlt und fragte mich kurz, wie der Sex wohl mit einem Mann seines Alters war. Nicht dass es eine Rolle spielte. Scott war unbestreitbar attraktiv, ich konnte ihn mir gut in einem Smoking vorstellen, wie er einen Martini bestellte, geschüttelt, nicht gerührt. Neue Zuversicht erfüllte mich. Für ihn war ich immer noch ein recht junges Ding.
»Lady Kate, es ist eine Ehre, dass Sie uns in unserer kleinen Ecke der Welt besuchen«, sagte er würdevoll. Unsere Blicke trafen und verfingen sich. Ding, ding, ding . Ich spürte zwischen uns Funken fliegen. Dieser Tag war also doch kein Reinfall. Vergiss New York und Anns Sofa! Zur Hölle mit Griff und seiner blonden Freundin! Ich stand vor einem wahren Gentleman.
»Nett, Sie zu treffen, aber bitte nennen Sie mich einfach Kate«, sagte ich in einem flirtenden Tonfall. Was für ein Kompliment macht man einem Polospieler? »Gut geritten«, sagte ich so selbstsicher wie möglich. Dann überlegte ich sofort, ob mein Kommentar dumm gewesen war. Offensichtlich nicht. Er sprang von seinem Pferd, meiner Meinung nach ein eindeutiges Zeichen, dass er Interesse hatte, also machte ich mit meinem Pferde-Smalltalk weiter.
»Wie oft spielen Sie?«
»Bei weitem nicht oft genug, um heute die Argentinier zu schlagen«, sagte er mit gespielter Feierlichkeit, dann fragte er mich: »Spielen Sie?«
»Nein«, antwortete ich schnell und bereute es sofort. Ich musste Gemeinsamkeiten finden. Ich dachte fieberhaft nach und fügte mit vereinter Überzeugungskraft hinzu: »Meine Familie früher schon. Aber seit Großvater vor Jahren, nach dem Krieg, einen schlimmen Sturz erlitten hat, haben wir keine Pferde mehr auf dem Anwesen.«
Orietta strahlte mich an, überglücklich, eine Aristokratin in ihren inneren Kreis eingeführt zu haben.
»Sie klingen amerikanisch. Wo liegt Ihr Anwesen?«, fragte Scott, er sah mir immer noch in die Augen, auf seinem weltmännischen Gesicht lag ein spielerisches Grinsen.
»Ich wohne in New York«, antwortete ich, »aber ich habe das Anwesen von meiner schottischen Familie geerbt.«
»Ein schottisches Mädchen? Kein Wunder, dass Sie so schön sind!«, sagte er mit einem frechen Blick. Wir machten definitiv schnelle Fortschritte. Dann fragte er etwas, das mich völlig aus der Bahn warf.
»Welches Federwild haben Sie dort?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich konnte besser flirten als über meine erfundene Vergangenheit reden. Mein Hirn raste auf der Suche nach einer Antwort.
»Wir spielen lieber Krocket«, sagte ich schließlich. Aber sein verwirrter Gesichtsausdruck sagte mir, dass es die falsche Antwort war. »Wir sind auch ganz wild auf Kricket, aber nur im Sommer«, fuhr ich hoffnungsvoll fort. Er schien ein Lachen zu unterdrücken.
Orietta räusperte sich.
»Das ist sehr nett, Lady Kate, aber ich denke, Scott wollte wissen, welche Vögel man auf Ihrem Anwesen jagt, wie Sumpfhühner zum Beispiel.«
Vor Entsetzen riss ich die Augen auf.
»Ach so!«, ich lachte, als wäre es Scotts Fehler gewesen. »Keine Vögel, es sei denn, man zählt die Pfaue dazu.« Aber das klang auch dämlich, also ergänzte ich rasch: »Wir haben Rinder. Wir halten Highlandrinder.« Herr im Himmel, was war denn nur in mich gefahren? Ich wusste nichts über Rinder. Aber in Schottland gab es doch Highlands, oder? War das nicht ein guter Ort für Kühe? Er lächelte höflich, aber ich konnte nicht erkennen, ob er beeindruckt oder eher verwirrt war.
»Das ist dann also Ihr erstes Polomatch?«, fragte er und wechselte weise das Thema.
»Ja, das stimmt«, gab ich zu. »Ich liebe es. Ich würde gern noch ein Spiel sehen.«
»Aber ein halbes Match steht ja noch aus.« Die Stimme kam von hinten, und sie hatte einen sinnlichen, europäischen Akzent. Ich beobachtete, wie eine junge Frau Scott schöne Augen machte, wobei sie mich überhaupt nicht wahrnahm. Sie hatte lange, blonde Haare, und als sie näher kam, sah ich, dass es Extensions waren. Sie hatte große Brüste, die in einem Push-up-BH steckten, und geschwollene, pink glänzende Lippen. Ihr Kleid war blasslila, und sie trug silberne
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