Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
möchten«, erklärte sie, während uns ein Hotelpage in mein Zimmer folgte. Es war zwar keine Suite, aber ein luxuriöses Zimmer mit Blick über St. Moritz und die Engadiner Berge. Solange es eine Minibar gab, war ich glücklich. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendetwas brauchen«, sagte sie und ging endlich. Ich ließ mich aufs Bett fallen und war fast eingeschlafen, als Fawn zu mir kam, schon für die Piste angezogen.
»Mehr haben sie nicht zu bieten?« Fawn stand an meinem Fenster, aufgebracht, dass mein Zimmer nicht so wundervoll war wie ihres. »Du solltest einen bösen Artikel über sie schreiben.«
»Ehrlich, Fawn«, sagte ich und bemühte mich, überzeugend zu klingen. »Es ist in Ordnung.« Ich hatte zugegeben, dass ich für eine Reiseserie für Haute das Hotelzimmer umsonst bekommen hatte, und natürlich fand sie das aufregend. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr die Wahrheit über den Austenartikel anvertrauen sollte, der Moment war nicht passend.
»Du solltest meine Suite sehen«, fuhr sie fort. »Sie ist riesig! Zwei Schlafzimmer, meilenweit voneinander entfernt, und der Kamin!«
»Ich bin froh, dass du zufrieden bist«, sagte ich, während ich meinen Skianzug, samt enger Hose, anzog. Ich fand ihn toll, weil er schmal geschnitten war, ich stand nicht auf Michelinmännchen-Ästhetik. Ich wollte umwerfend, nicht fett aussehen. Und noch besser, da jeder so einen Anzug trug, konnte niemand sagen, wie alt man war, anders als in Florida mit seinen Stränden und Bikinis war Skikleidung Alterstarnung. Wie findest du das, Tatiana!?
»Ich bin so weit«, verkündete ich und schwebte aus dem Ankleidezimmer, bereit für mein Debüt in St. Moritz.
»Sehr hübsch«, sagte Fawn leise und ließ sich auf mein Bett fallen, sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Neben dir sehe ich aus wie ein gebuttertes Brötchen.«
Ihr Outfit war tatsächlich hellgelb und eher ausladend.
»Das stimmt nicht«, log ich. Ich ging zur Tür, blieb aber stehen, als Fawn in Tränen ausbrach.
»Ich habe … ich habe«, weinte sie. »Ich habe sie verloren …«
Ich war mir nicht sicher, was sie verloren hatte, weil sie so sehr weinte. Da ich keine Wahl hatte, setzte ich mich und wartete ab.
»Was hast du verloren?«, fragte ich sanft, als ihre Tränen weniger wurden.
»Kann ich ein Taschentuch haben?«, fragte sie wie ein kleines Mädchen. Ich lief ins Badezimmer und brachte die ganze Schachtel mit. Sie putzte ihre Nase und zwang sich zu lächeln.
»Das ist besser.«
»Das freut mich. Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Niemand kann das. Was ich verloren habe, kann ich nie wieder zurückbekommen – meine Jugend.«
Ich zog meine Skijacke aus und setzte mich wieder hin. Verlorene Jugend konnte man nicht in fünf Minuten abhandeln, das dauerte eine Weile.
»Ich war neidisch, weil du so sexy in deinem knappen Skianzug aussiehst. Ich fühle mich hässlich und alt in diesem doofen aufgeblasenen Etwas. Kein Wunder, dass mich mein Ehemann wegen eines jüngeren Models verlassen hat. Wer will schon das hier?« Sie streckte ihre Arme in den gelben Marshmallow-Ärmeln aus. »Aber sieh dich an, Kate. Du bist aufregend, umwerfend, sexy, klug und jünger als ich. Du in diesem Skianzug, welche Chance hat da eine alte Frau wie ich? Ich bin nicht mehr begehrenswert. Meine Schönheit ist verblüht.«
Es gefiel mir nicht, dass sie sich selbst so an den Pranger stellte. Wie verletzlich und traurig sie wirkte, als sie auf dem Bett saß. Die sinnliche und selbstbewusste Frau, die ich vor ein paar Wochen in Palm Beach kennen gelernt hatte, war verschwunden. Als ich sie getroffen hatte, umgab sie der typische Glamour einer reichen Ehefrau, aber jetzt erinnerte sie mich an eine zerbrochene Champagnerflöte, abgenutzt, zerbrechlich und ausrangiert. Sie tat mir leid, und das machte mich wütend. Ich räusperte mich und sagte ehrlich meine Meinung: »Du bist eine der elegantesten und schönsten Frauen, die ich je getroffen habe.« Das brachte sie zum Lächeln. »Wir gehen jetzt da raus, und Dutzende von heiratsfähigen Männern werden sich Hals über Kopf in dich verlieben! Und noch besser, sie werden alle reich sein.«
Ich stand auf und zeigte zur Tür. Sie lächelte matt.
»Ha! Oder besser LOL?« Sie lachte gekünstelt. »Es geht mir nicht ums Geld.«
»Was meinst du?«
Sie sah mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost.
»Ich will nicht allein alt werden«, brummte sie. »Ich will einen Mann, der mich liebt.
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