Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
lang vergessen hatte, dass ich angeblich ein Anwesen besaß. »Ach, du meinst mein Land in Schottland? Das Haus ist kaum mehr bewohnbar. Übrigens wollte ich, wo ich schon mal in Europa bin, noch nach Antiquitäten schauen. Ich muss die gesamte Bibliothek renovieren.« Noch mal Schwein gehabt, beglückwünschte ich mich. Es schien Fawn zu genügen.
»Dann weißt du ja, wie es ist.«
»Absolut. Aber ich liebe dieses Penwick Manor«, wiederholte ich und blätterte die Broschüre weiter durch.
»Bereiten Sie sich auf die Landung vor«, verkündete der Pilot über die Sprechanlage.
Ich legte meinen Gurt an. Ich hatte meinen Martini kaum angerührt, während Fawn zwei getrunken hatte.
Als wir die Metallstufen hinabstiegen, schüttelte es mich. Nicht nur wegen der frischen Winterluft, sondern weil ich plötzlich erkannte, dass ich fast mein ganzes Geld ausgegeben hatte und mir nur noch drei Nächte blieben, bevor ich pleite war und obdachlos in der Schweiz festsaß.
»Ich bin froh, dass du ein Zimmer im Badrutt’s Palace bekommen hast.« Fawn lächelte und schwankte auf ihren hohen Stiefelabsätzen. »Es ist die beste Absteige im Ort.«
Und die einzige, die mir ein Zimmer umsonst gegeben hat, dachte ich. Als wir auf das kleine Terminal zugingen, sah ich ein Paar, das aus einem viel kleineren Flugzeug ausstieg und mir auf unheimliche Weise bekannt vorkam. Es war Scott, er paffte eine Zigarre, aber er war nicht allein, sie war immer noch an seinem Arm. Ich blieb abrupt stehen und packte Fawn in ihrem Pelzmantel so fest am Ellbogen, dass sie fast nach hinten fiel.
»Da ist Scott«, keuchte ich. »Und Tatiana.«
Sie setzte ihre Sonnenbrille ab und nahm ihre Brille aus der Tasche.
»Verdammt. Egal, du wirst ihn dir krallen.« Dann warf sie ihre Brille in den bodenlosen Schlund ihrer Tasche, schob die Sonnenbrille auf den Kopf und ging weiter. Sie machte eine Handbewegung, ich solle Schritt halten, während sie mir ins Ohr flüsterte. »Hast du gesehen, mit was sie hergekommen sind?«
»Mit einem Flugzeug?«, antwortete ich dumm.
»Es war eine Citation«, erläuterte sie mit einem leicht schockierten Gesichtsausdruck. »Mit nur acht Sitzplätzen.«
»Und?«, fragte ich und dachte, dass ein Privatjet mit acht Plätzen kein Grund war, um einen Mann aufzugeben. »Vielleicht mag er kleinere Flugzeuge.«
»Das ist nicht alles«, keuchte sie. »Es ist gechartert . Ihm gehörte mal eine Gulfstream.«
»Vielleicht ist sie in der Garage, dem Hangar oder wie das heißt.«
»Vielleicht«, Fawn lächelte und war nicht überzeugt.
»Oder vielleicht sind ihm Flugzeuge egal, wenn er eigentlich nur Ski fahren möchte.«
»Ski? Scott Madewell? Mach dich nicht lächerlich! Deswegen ist er nicht hier. Ist denn nicht offensichtlich, warum er hier ist?«
»Meinetwegen nicht«, erwiderte ich leicht genervt.
»Polo«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Mir klappte die Kinnlade herunter.
»Im Januar?«, fragte ich, als hätte ich sie nicht richtig verstanden.
»Ja, Dummerchen«, fuhr sie fort. »Jeden Januar wird in St. Moritz der Polo World Cup on Snow ausgerichtet. Es ist eine Riesenveranstaltung. Die Leute kommen aus der ganzen Welt.«
Da hatte ich mal wieder Glück, noch mehr Pferde. Während ich weiter auf das Terminal zuging, umgeben von majestätischen, schneebedeckten Bergen und großen Bäumen, die sich wie ein Flauschteppich auf den steilen Abhängen ausbreiteten, atmete ich tief die eisige Luft ein. Es war ein kühler und sauberer Atemzug voller Sauerstoff, und ich brauchte diese Energie sehr dringend. Schließlich hatte ich nur drei Tage, damit Scott endlich erkannte, warum er eigentlich in St. Moritz war.
22
Swiss Miss
Doch offenbar gibt es auf dieser Welt weniger reiche Männer als hübsche Mädchen, die sie verdienen würden.
Mansfield Park
B adrutt’s Palace präsentierte sich vor den Bergen wie ein Schloss aus einem Märchen der Gebrüder Grimm oder EuroDisney. Ich erwartete fast, auf Jodler in der Lobby zu treffen. Es wirkte auf mich uralt, aber da es 1896 eröffnet worden war, war es nach europäischen Standards modern. Wenn man auf einer Pressereise ist, machen die meisten Hotels so viel Aufhebens, dass sie sich fast überschlagen. Badrutt’s war da keine Ausnahme.
»Willkommen im Badrutt’s Palace«, begrüßte mich die Managerin, eine große, blonde, knochige Frau, enthusiastisch. Ihr Name war Helga. »Ich kann für Sie morgen früh eine Hotelführung organisieren, wenn Sie
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