Mr. Fire und ich (Band 8)
Knie. „Und dabei habe ich Schätze der Wollust entdeckt. Eine Wonne für einen »Pygmalion« wie mich!“
„Hör auf, diese Mail zu zitieren!“, rufe ich lachend. „Du nervst!“
„Nein, ich verwirre dich“, flüstert er mir ins Ohr. „Und ich habe durchaus vor weiterzumachen.“
Daniel klappt das Tablett des Sitzes vor uns nach unten und die Armstütze, die uns trennt, nach oben. Er küsst mich am Hals und wandert dann hinauf bis zu meinem Ohr. Mir ist heiß.
Ich blicke mich um: Die Sitze auf der anderen Seite des Gangs sind leer. Die meisten Fluggäste, hauptsächlich Männer, schlafen, andere sind damit beschäftigt, ihre Zeitung zu lesen oder auf ihrem Smartphone herumzutippen. Sie schenken uns keinerlei Beachtung. Daniel kitzelt mein Ohr mit seiner Zungenspitze. Noch nie habe ich mich so den Blicken anderer ausgesetzt gefühlt und doch brenne ich vor Lust nach ihm. Dass es im Moment nicht geht, steigert meine Frustration. Ich sehe meinen Liebhaber an; auch er hat Lust auf mich, das kann ich in seinen Augen lesen. Die Situation amüsiert ihn. Ich beginne, stoßweise zu atmen. Daniel streichelt meinen halb geöffneten Mund mit seinen Fingerspitzen. Mit halb geschlossenen Augen muss ich mich zusammennehmen, um mich nicht auf ihn zu stürzen. Mir entfährt ein Seufzer. Entsetzt schaue ich mich um. Ich bin mir sicher, dass der Mann hinter uns den Kopf gehoben hat. Daniel scheint meine Verwirrung zu entzücken.
„Hast du Lust auf mich, Julia?“, fragt er mich ganz leise.
„Ja …“
Meine Stimme ist nur noch ein Hauchen. Ich zucke zusammen, als sich seine Hand auf meinen Oberschenkel legt. Dennoch lasse ich zu, dass sie sich mit einer Langsamkeit, die mich zur Verzweiflung bringt, zu meinem Bauch vortastet. Das Gewicht seiner Hand auf meiner Jeans strahlt eine sanfte Wärme aus. Ich lehne mich zurück und lasse mich gehen. Daniel legt seinen Mantel über mich.
„Damit du nicht frierst“, sagt er mir mit einem breiten Lächeln.
Vor aufdringlichen Blicken geschützt genieße ich die immer waghalsigeren Liebkosungen meines Liebhabers. Ein paar Minuten später erstickt Daniel meinen Lustschrei mit einem Kuss. Bequem an Daniels Schulter gelehnt schlafe ich für den Rest der Reise tief und fest.
Es ist noch sehr früh, als wir in New York ankommen. Das Krankenhaus wird sicherlich erst in ein paar Stunden für Besucher geöffnet sein. Daniel schlägt mir ein Frühstück vor, aber ich habe keinen Hunger. Bislang habe ich es vermieden, mir meine Freundin auf einem Krankenhausbett vorzustellen, aber nun geht mir dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf.
Ich hatte keine Zeit, Tom zu fragen, an was für Verletzungen sie leidet. Sie muss schreckliche Angst gehabt haben!
Wir beschließen, einen Spaziergang durch den Central Park zu machen, bevor wir uns ins Krankenhaus begeben. Trotz der frühen Stunde sind dort schon viele Leute. Eigentlich ist es kalt, aber nichts kann einen New Yorker aufhalten, vor allem dann nicht, wenn er joggen will. Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis ich mich entschließe, das Wort zu ergreifen:
„Musst du sie heute sehen?“
Ich bringe es nicht fertig, ihren Vornamen auszusprechen.
„Nein.“
Es hat keinen Sinn, von Daniel nähere Auskünfte über seinen Terminplan zu erhoffen. Er ist nicht der Typ Mann, der anderen Rechenschaft ablegt.
„Möchtest du, dass ich mit dir im Krankenhaus bleibe?“, bietet er mir an.
Seine Frage rührt mich. Meine Ergriffenheit scheint sich auf meinem Gesicht abzuzeichnen, denn er fragt mich:
„Was muss ich denn noch tun, damit du begreifst, dass du mir etwas bedeutest, Julia? Auch wenn ich dir nicht mehr darüber sagen kann, behalte immer im Kopf: Clothilde de Saint-André ist hinter Tercari her, nicht hinter mir.“
Diese Worte hat er in einem kühlen, beinahe vorwurfsvollen Tonfall ausgesprochen. Allerdings kenne ich Daniel gut genug, um zu wissen, dass es um eine allgemeine Haltung geht. Ich weiß immer noch nicht, ob ich der Liebe, die Daniel mir schenkt, würdig bin, aber sie ist ganz reell.
Als wir durch die Automatiktüren des Mount Sinai Hospitals gehen, bin ich völlig durchgefroren. Entgegen meines Versprechens habe ich vergessen, Tom über unsere Ankunft zu informieren. Macht nichts, ich werde ihn bestimmt vor Sarahs Tür vorfinden.
„Besuche sind erst am Nachmittag möglich“, erklärt mir eine überarbeitete Krankenschwester.
„Wir sind extra aus Frankreich angereist …“
„Sie müssen später noch einmal
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