Mr. Fire und ich (Band 8)
bestätige ich.
„Trotzdem denke ich, dass sie von dir reden.“
„Du meinst, sie wollten mich vergraulen, damit Clothilde Daniel zurückbekommt? Ist das nicht an den Haaren herbeigezogen?“
„Wahrscheinlich … Aber lies dir doch die Mail noch mal durch. Hinter dem Ganzen steckt mehr als nur eine Gefühlsangelegenheit.“
Das hat Daniel auch gesagt. Aber was noch?
Ich erzähle Sarah von den SMS, für die ich sie verantwortlich gemacht habe. Sarah reagiert sofort.
„»Du bist nicht reif genug …«, »Du bist seiner nicht würdig …«: Diese Nachrichten kommen von einer eifersüchtigen Frau!“, erklärt sie.
„Du denkst an Clothilde?“
„Natürlich! Mach deine Augen auf, Julia!“
„Woher soll Clothilde meine Nummer haben?“, frage ich irritiert.
„Von Agathe, indem sie Daniels Handy durchforstet hat, was weiß ich?“
„Aber wieso?“
„Sie will, dass du die Finger von Daniel lässt. Hast du mit ihm darüber gesprochen?“
„Nein“, gebe ich zu.
Daniel würde es gar nicht gefallen, in so eine Sache verwickelt zu sein …
„Vielleicht solltest du es ihm sagen … Wenn es um mehr geht als um eine eifersüchtige Ex-Freundin, sollte er darüber Bescheid wissen“, rät sie mir.
„Kannst du die Mail, die du mir eben gezeigt hast, an mich weiterleiten?“
„Schon geschehen“, erwidert Sarah mit einem Zwinkern. „Sag … Verzeihst du mir?“
Ich halte kurz inne. Sarah sieht mich beunruhigt an, aber ich lächle ihr zu.
„Nur wenn du mir sagst, wovor du solche Angst hast“, lenke ich ein.
Meine Freundin senkt den Blick.
„Du kennst mich zu gut …“
„Genauso gut, wie du mich kennst.“
„Ich frage mich, ob ich nicht einen riesigen Fehler gemacht habe.“
„Als du Toms Heiratsantrag angenommen hast?“
Sie nickt, ohne etwas zu sagen. Eine Träne kullert ihr die Wange hinunter. Eine Welle aus Zuneigung und Freundschaft durchströmt mein Herz. Ich nehme Sarah in die Arme und lasse sie weinen.
„Tom ist liebenswert“, sagt sie zu mir und wischt sich über die Augen. „Aber er ist so ein … Stubenhocker. Er sagt, dass er »lieber Reisende bei sich aufnimmt, als selbst einer zu sein«. Stell dir das mal vor! Er geht nicht gern auf Reisen! Wie soll ich mein ganzes Leben am selben Ort verbringen?“
„Ganz ruhig, Sarah! Tief durchatmen“, beruhige ich sie. „Du musst mit ihm reden.“
„Ich traue mich nicht“, gibt sie zu.
„Du bist es ihm schuldig!“
„Wahrscheinlich …“, murmelt sie, noch ohne Überzeugung.
„Auch er bindet sich an dich! Du kannst ihm gegenüber nicht so tun, als wäre alles in bester Ordnung, wenn dem nicht so ist. Kannst du dir vorstellen, was für eine Enttäuschung das für ihn werden könnte?“
„Ich weiß! Ich will ihm nicht wehtun!“, seufzt sie.
Tom klopft an die Tür.
„Darf ich euch stören?“, fragt er schüchtern.
„Ich wollte gerade gehen“, erwidere ich und gehe zur Tür. „Ich verlasse euch.“
„Ist alles in Ordnung?“, fragt Tom ängstlich.
„Sarah hat dir etwas zu sagen“, antworte ich und sehe sie beide an. „Ich besuche dich heute Abend noch mal, Sarah.“
5. Schatten der Vergangenheit
Ich kehre mit dem Taxi zum Hotel zurück. Es hat keinen Sinn, Daniel zu stören; bestimmt arbeitet er gerade. Lächelnd begrüße ich den Angestellten an der Rezeption. Mir ist viel leichter ums Herz als beim letzten Mal, als ich ihn gesehen habe, vor meiner Abreise nach Paris. An diesem Tag fühlte ich mich verraten und wollte niemanden sehen. Ich glaubte, das Hotel zu verlassen und niemals wieder einen Fuß hineinzusetzen.
Oftmals kommt es im Leben anders, als man denkt …
So richte ich mich also ein weiteres Mal in der Suite 607 ein. Nichts hat sich verändert, nur der Stapel Magazine auf dem kleinen Tisch wurde erneuert. Obwohl ich weiß, dass ich diesmal nichts finden werde, kann ich nicht umhin, einen Blick darauf zu werfen.
Da ist natürlich nichts! Ich habe keinerlei Grund mehr, an Daniel zu zweifeln. Ich bin erleichtert.
Es ist fast schon Zeit für das Mittagessen. Ich könnte Tom fragen, ob er sich zu mir gesellen und ein Sandwich mit mir essen will, aber die Müdigkeit von der Reise und die Zeitverschiebung stecken mir noch in den Knochen.
Zu viele Hin- und Rückreisen in so kurzer Zeit. Ich werde mich nur eine Minute hinlegen. Nur eine Minute …
Ich erwache, als mir jemand sanft über die Wange streichelt. Ich öffne die Augen und erblicke einen lächelnden Daniel.
„Guten Morgen, Dornröschen.
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