Mr. Fire und ich (Band 8)
um dich abzuholen, okay?“
Ich nicke und gebe ihm einen Kuss, dann folge ich Tom zum Aufzug. Sobald sich die Türen hinter uns geschlossen haben, merke ich, dass mein Freund kaum wagt, mich anzusehen.
„Was ist los, Tom? Warum war Agathe Wietermann hier?“
„Sie ist eine Freundin! Was denkst du denn?“, erwidert er empört.
Nichts, Tom, gar nichts! Deine zukünftige Ehefrau liegt auf einem Krankenhausbett und du amüsierst dich eine Etage tiefer mit einer anderen … Was soll ich da schon denken?
Wir kommen vor Sarahs Zimmertür an.
„Lässt du uns bitte allein?“
„Natürlich. Ich warte hier auf dich“, sagt er und nimmt im Korridor Platz.
Ich versuche, möglichst wenig Lärm zu machen, als ich das Zimmer betrete. Sarah sieht zum Fenster hinaus. Unter ihren Decken wirkt sie ganz klein und schmal. Ihr Bein ist eingegipst und hochgelagert. Sie trägt Verbände an der Hand und am Ellbogen. Im Gesicht hat sie lauter blaue Flecken.
Meine arme Sarah!
Sarah blickt sich um, als ich die Tür hinter mir schließe. Schüchtern gehe ich auf das Bett zu.
„Hallo, Sarah.“
„Hallo … Schreist du mich gar nicht an?“
„Nein … Sarah, was ist passiert?“
„Darüber muss ich selbst erst mal nachdenken“, erwidert sie, wobei sie das Gesicht verzieht.
„Du hattest wohl noch nicht viel Gelegenheit dazu …“
„Stimmt. Ich hab zu viele Dinge im Kopf … Und mir tut alles weh!“
„Warte, ich werde deinen Kopf ein bisschen höher betten. Ist es so besser?“
„Ja, danke“, erwidert sie und versucht dabei zu lächeln.
„Was bereitet dir solchen Kummer?“
„Ich streite nicht gerne mit dir …“
„Sarah, es tut mir leid.“
„Nein, Julia, du hattest recht. Ich hätte Daniel diese Mail nicht schicken dürfen. Wenn ich dir das nächste Mal etwas zu sagen habe, werde ich mich direkt an dich wenden. Außerdem war ich ungerecht zu ihm.“
„Allerdings“, entgegne ich ein bisschen zu heftig.
„Meine schöne Verliebte …“, erwidert Sarah liebevoll. „Vor ein paar Minuten habe ich mit Daniel gesprochen, als er mit der Krankenschwester vorbeigekommen ist. Ich habe mich bei ihm entschuldigt. Er hat mir gesagt, dass er nun weiß, dass ich ihm auf die Finger sehe.“
„Dann hör doch endlich auf, dir Sorgen um mich zu machen! Das ist unnötig.“
„Ich kann nicht anders … und ich habe meine Gründe“, gibt sie mit geheimnisvoller Stimme zurück. „Du hast dir keine einfache Familie ausgesucht.“
„Die Wietermanns? Stimmt … Sie sind steinreich, sprunghaft, arrogant, egozentrisch …“
Ich habe gehofft, sie zum Lachen zu bringen, aber Sarah verzieht das Gesicht.
„Sie sind vor allem falsch und manipulieren andere.“
„Ich weiß, dass du kein Vertrauen zu Agathe hast, aber …“
In den Augen meiner Freundin blitzt Wut auf.
„Die ist ein ganz gerissenes Luder, das kannst du mir glauben!“, explodiert sie. „Ich habe Mails gelesen, Julia, ich weiß, wovon ich rede.“
„Die Mails, die du mir gezeigt hast? Da hat dir deine Fantasie einen Streich gespielt, das kann ich dir versichern“, protestiere ich, wobei ich versuche, nicht an die Szene von gerade eben zu denken.
Im Moment möchte ich Sarah nicht damit belasten.
„Nein, nicht die. Agathe ist in Kontakt mit Clothilde de Saint-André.“
„Was?“
„Sie hat Tom aus Versehen eine Mail geschickt. Die war in Wirklichkeit für Clothilde bestimmt. Ich zeig sie dir. Hast du dein Telefon da?“
Ich reiche ihr den Apparat, schockiert von dem, was sie mir gerade gesagt hat. Aber die Nachricht, die sie mir zeigt, ist eindeutig.
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Von: Clothilde de Saint-André
An: Agathe Wietermann
Betreff: Morgen
Liebe Agathe,
vielen Dank für deine Informationen, die sehr nützlich für mich sein werden. Sie bestätigen, was wir schon wissen, und das ist hervorragend.
Was das Problem anbelangt, ich esse morgen um 12:30 Uhr mit deinem Bruder im Restaurant La Trattoria zu Mittag.
Bis bald
C.
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Für einen langen Moment starre ich den Bildschirm verständnislos an, als wollten die Worte nicht in meinem Gehirn ankommen.
Agathe wusste also ganz genau, wo sie uns hinbrachte. Bin „das Problem“ ich?
„Wie soll man das deiner Ansicht nach verstehen?“, frage ich Sarah.
„Anfangs dachte ich, es wäre ein Manöver, um dir zu zeigen, dass Daniel nicht zu haben ist …“
Das denke ich auch …
„… aber Daniel hat mir gerade versichert, dass er damit nichts zu tun hat.“
„Das hat er mir auch gesagt“,
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