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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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unterdrückte.
    Die Empfangsdame hob den Kopf. Wieder wanderte ein prüfender Blick über Jessicas Erscheinung, registrierte kritisch die langen roten Haare, die Jessie heute zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, das enge Miederoberteil, den schwarzen Mini und die schwarzen Schnürstiefeletten, die so hohe Absätze hatten, dass Jessie zehn Zentimeter größer wirkte, als sie es tatsächlich war.
    "Nuttig", hatte Joanna das Outfit beurteilt. Aber Jessie hatte es bewusst gewählt, in der Hoffnung, Mr. Carpenter-Allmächtig damit ein wenig ablenken und milder stimmen zu können. Aber angesichts der geschmackvollen Pracht, die sie umgab, begann Jessie an ihrem Entschluss zu zweifeln.
    Der Empfangsdame schien hingegen vielmehr Jessicas Haar aufzufallen. Wenn die Sonne darauf schien, leuchtete es so intensiv, dass man unwillkürlich an Feuer und Lava denken musste. Die Farbe unterstrich Jessicas helle, makellose Haut, die – ungewöhnlich für Rothaarige – abgesehen von ein paar Sommersprossen rund um die Nasenspitze, durch kein einziges Pigmenttüpfelchen verziert wurde.
    Als Kind hatte Jessica sich wegen ihres Haares geschämt. "Karottenkopf", "Feuerteufel" oder "Feuerhexe" hatten ihr die anderen Kinder hinterhergerufen. Heute jedoch trug Jessie diese feurigrote Pracht mit Stolz, und diejenigen, die sie früher verlacht hatten, versuchten inzwischen, sich mittels Chemiekeule die gleiche Haarfarbe zuzulegen.
    Zudem war Jessies Haar sehr dicht und kräftig. In sanften Wellen fiel es ihr fast bis zur Taille und umrahmte ihr ovales Gesicht, in dem die dunklen Augen wie schottische Moorseen geheimnisvoll leuchteten.
    Jetzt funkelten sie allerdings wie schottische Torffeuer. Die Empfangsdame senkte hastig den Blick vor diesem Glitzern.
    "Was...ähem...hat Mr. Carpenter mit Ihrem Wagen zu tun?", fragte sie abweisend.
    Jessica holte tief Luft.
    "Das bespreche ich persönlich mit Mr. Carpenter."
    Die Empfangsdame verzog das Gesicht. Offensichtlich ärgerte sie sich über Jessies Ton, aber sie streckte die Hand nach dem Telefon aus und nahm den Hörer ans Ohr.
    "Verdammt, was ist?" J.J. Carpenter sprach so laut, dass Jessie seine Worte mühelos hörte.
    "Hier ist eine junge Dame, die Sie sprechen möchte", sagte die Empfangsdame völlig unbeeindruckt vom rüden Ton ihres Chefs. "Es geht um ein Auto. Ich weiß nicht..."
    "Wie heißt die Person?"
    "Jessica Barnes", sagte Jessie rasch.
    "Jessica Barnes", wiederholte die Empfangssekretärin. "Soll ich...?"
    "Rothaarige, Anfang 20, Figur wie eine Barbiepuppe?", wurde sie erneut unterbrochen. "Wenn sie so aussieht, dann soll sie warten. Ich habe mit ihr zu reden. Wenn nicht, dann soll sie verschwinden. Ich habe keine Zeit, mich über Autos zu unterhalten."
    Alle Wetter, dieser Jonas J. Carpenter war wirklich ein Ausbund an Freundlichkeit! Fast verspürte Jessie so etwas wie Mitleid für die modisch top gestylte Sekretärin, die sich den ganzen Tag lang seine Tiraden, Beleidigungen und Befehle anhören musste.
    "Okay, Sir, sie wartet", sagte die Sekretärin eilig und legte auf. "Setzen Sie sich dort drüben in den Warteraum." Ihr lackierter Fingernagel deutete auf eine Glastür dem Schreibtisch gegenüber, die von einer buschigen Kübelpflanze flankiert wurde. "Ich werde Sie rufen, sobald Mr. Carpenter Zeit für Sie findet."
    "Gut, ich warte." Jessica lächelte, es wirkte allerdings nicht sonderlich freundlich. "Aber sagen Sie Ihrem Chef, dass ich am einunddreißigsten März des kommenden Jahres wieder in England sein muss. Dann läuft mein Visum ab. Vorher hätte ich die Sache mit meinem Auto wirklich gerne mit Mr. Carpenter geregelt."
    Die Empfangssekretärin verzog pikiert die Mundwinkel, schlug den Ordner auf und tat so, als würde der Inhalt sie brennend interessieren.
    Jessies Ärger wuchs...
     
    *
     
    Der Anblick des lichtdurchfluteten Raumes heiterte sie etwas auf. Pflanzen beherrschten das Bild, mittendrin eine Sitzgruppe, bestehend aus vier bequemen Ledersesseln, ein kleiner Glastisch und, von Palmen und Ficus umrahmt ein weiterer Tisch auf dem Tassen und eine Espressomaschine standen, die so aussahen, als würde es bisher niemand gewagt haben, sie zu benutzen.
    Vorsichtig ließ Jessie sich in einem der Sessel nieder und betrachtete müßig die üppigen Grünpflanzen.
    Nach einer Stunde Wartezeit war sie so geladen, das es bedauerte, kein Messer bei sich zu haben. Damit hätte sie jetzt nämlich erst diese dämlichen Sessel, dann die dämlichen Grünpflanzen und zum

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