Mr. Hunderttausend Volt!
letztlich, dass er Jonas. J. Carpenters Sohn war, denn er gab seine Versöhnungsversuche nicht auf, sondern er unternahm immer wieder neue Anläufe, seinen Vater umzustimmen. Der blieb jedoch stur, stur, stur. Wenn Jessica ihn in diesen Wochen in die Finger bekommen hätte, sie hätte ihm wahrscheinlich die Augen ausgekratzt, sämtliche Haare ausgerissen und ihn anschließend erwürgt.
Sie verstand einfach nicht, wie ein Mensch so querköpfig sein konnte? Was war mit Jonas Carpenter los? Hatte er einen massiven Defekt oder war er einfach nur ein unverbesserlicher Stinkstiefel?
Gefiel er sich etwa in der Rolle des Kotzbrockens?
Die Antwort darauf wusste niemand und so beobachteten die Freunde besorgt, wie Daniel wieder einmal eine Abfuhr riskierte.
An einem sonnigen Sonntagnachmittag im September kam Daniel völlig aufgelöst in das kleine Haus an der Aspeneer Ave gestürzt. Er war derart erregt, dass er vergaß zu atmen und Babsy ihm erst ein paar Mal auf den Rücken klopfen musste, ehe er endlich weiteratmen konnte. Er gab seltsame Quietschtöne von sich, während er gierig Luft in seine ausgedörrten Lungen sog.
„Ha!“ Sein Aufschrei ließ alle Anwesenden zusammenzucken. „Ha!“, schrie er noch einmal und dann platzte er heraus: „Ich komme ins Fernsehen!“
Einen Moment herrschte Stille in der geräumigen Küche, dann redeten alle durcheinander.
„Wann?“ – „Wieso?“ – „Wo?“ – „Welcher Sender?“
Daniel brachte die Freunde mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Am zwanzigsten Oktober bei TV-Music-Factory.“ Man sah Daniel den Stolz und die Freude an, die er bei dieser Eröffnung empfand. Und zu Recht, dachte Jessica, während sie wie Carol, Nigel und Babsy auf weitere Informationen wartete. „Sie wollen ein Interview mit mir führen und ich soll meinen Song vorstellen, mit dem ich beim Youth-Festival gewonnen habe.“ Er hob die Arme hoch und drehte sich vor übermütiger Freude im Kreis. „Ich werde ein Star! Leute, ich glaub, ich werd‘ gleich verrückt.“
„Besser nicht“, meinte Babsy trocken. „Dann wird’s nix mit deiner Karriere.“ Sie grinste wie ein Schrat. „Darfst du jemanden ins Studio mitbringen?“
„Hey, klar doch.“ Daniel blieb stehen und strahlte sie an. „Alan muss dabei sein und mein Dad auch.“ Seine Antwort versetzte Babsy einen Schlag. Sie hatte fest damit gerechnet, dass sie ihm das Lampenfieber vertreiben durfte. Mühsam versuchte sie, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Jetzt muss mein Dad doch endlich begreifen, dass die Musik mein Leben ist und nicht seine blöden Nudeln.“
„Dann solltest du ihn aber gleich auch über dein Verhältnis zu Alan aufklären“, wandte Nigel ein. „Sonst gibt’s gleich wieder Ärger.“
Der Glanz auf Daniels Gesicht erlosch, als hätte ihn jemand weggepustet.
„Ach ja, Alan.“ Er setzte sich. „Das wird ein neuer Schlag für meinen Vater sein.“
„Na ja, aber wenn du eine endgültige Versöhnung willst, dann solltest du ihm über alles, was dich betrifft, endlich reinen Wein einschenken“, bemerkte Carol ernst. „Ich meine, was nutzt es euch, wenn ihr euch vertragt, um dann wegen der nächsten Sache sofort wieder in Streit zu geraten?“
„Stimmt“, stimmte auch Jessica zu. „Bitte ihn um ein Gespräch und gleichzeitig darum, dich zu der TV-Aufzeichnung zu begleiten und wenn er zusagt, hast du schon fast gewonnen.“
„Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass du ihm zur Versöhnung den kleinen Finger hinstreckst?“ Nigel meinte es mal wieder gut, ohne zu bedenken, dass Daniel genau das schon mehr als einmal getan hatte. Babsy erinnerte sich indessen sehr wohl.
„Ja, um ihm die ganze Hand abzureißen“, orakelte sie ärgerlich. Sie knabberte immer noch an der Nachricht, dass Alan und Jonas Carpenter das Begleitkomitee bilden sollten. „Mensch, Danny, du hast deinem Vater in den letzten Monaten schon weiß ich wie oft versucht, die Hand zur Versöhnung zu reichen und er hat sie weggestoßen.“
„Stimmt“, murmelte Daniel nachdenklich. „Aber jetzt stehe ich ganz anders da. Ich habe einen ersten richtigen TV-Auftritt und das bei TV-Music-Factory. Das muss ihn beeindrucken.“
Babsy hatte da so ihre Zweifel, aber sie schluckte sämtliche Gegenargumente hinunter, genauso wie ihre Freunde, die sich zwar wünschten, dass Vater und Sohn endlich wieder zusammenkamen, es sich aber nicht wirklich vorstellen konnten. Dazu hatte Jonas Carpenter sich in den vergangenen Wochen viel zu
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