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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Offensichtlich hatten Jessicas Worte der naiven Babsy doch einiges zu denken gegeben, denn sie setzte sich nur wenige Tage nach dem Gespräch am Echo Lake mit Daniel zusammen, um mit ihm ihr zukünftiges Leben eingehend zu besprechen. Dabei stellte sich heraus, dass sie beide völlig unterschiedliche Vorstellungen hatten. Zudem gestand Daniel kleinlaut, dass ein Teil seines Herzens immer noch an Alan hing.
    „Ich habe ihn sehr geliebt, weißt du?“, offenbarte er Babsy verschämt. „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich einfach nicht, wohin es mich zieht. Ich mag dich, Babs, sehr sogar. Aber ich liebe auch Alan. Was soll ich tun?“
    „Das hast du dir doch eben selbst beantwortet.“ Obwohl seine Worte sie traurig machten, schaffte Babsy es, die Tränen aus ihrer Stimme zu verbannen. „Du MAGST mich, aber du LIEBST Alan. Mögen, Danny, mögen alleine reicht nicht für eine Ehe.“
    Er nickte, ihrem Blick ausweichend.
    „Aber ich kann dich doch nicht so einfach sitzen lassen.“ Auch er litt, das sah Babsy ihm an. Sofort verspürte sie Mitleid für ihn. Er war immer noch das große Baby, dem die große weite Welt Angst machte.
    „Du lässt mich ja nicht sitzen“, sagte sie tröstend. „Wir haben nur erkannt, dass wir Freundschaft mit Liebe verwechselt haben.“ Sie stand auf und nahm ihn in die Arme, wie man ein Kind in die Arme schließt, das sich die Knie aufgeschlagen hat. „Lass uns diese blöde Idee mit dem Heiraten vergessen und wieder Freunde sein. Damit fahren wir auf die Dauer besser, glaube ich.“ Sie grinste mit Tränen in den Augen. „Ich bin mir sicher, dass unsere Freundschaft länger halten wird als es unsere Ehe tun würde.“
    Hoffnungsvoll sah Daniel sie an.
    „Und du bist nicht sauer auf mich?“
    „Nein.“ Babsy schniefte hörbar.
    „Auch nicht, wenn ich wieder mit Alan zusammengehe?“
    „Auch dann nicht.“ Babsy fasste in Daniels Hemdtasche und zog ein Päckchen Taschentücher heraus, das er dort gewöhnlich aufbewahrte. „Und auch nicht, wenn du dich eines Tages doch mal so richtig in eine Frau verlieben würdest.“
    „Okay.“ Plötzlich konnten sie beide ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Doch das gemeinsame Weinen hatte etwas Heilsames an sich, so als würde alter Seelenmüll ausgeschwemmt werden, der sich dort angesammelte hatte. Danach fühlten sie sich beide befreit und konnten endlich wieder durchatmen. Vor allem aber herrschte auf einmal ein viel lockerer, freier Ton zwischen ihnen als früher. Sie konnten sich einander ungehemmt ihre Geheimnisse mitteilen, miteinander scherzen oder sich auch über einander lustig machen, ohne dass diese Angst aufkam, der andere könnte sich verletzt fühlen.
    „Freundschaft ist viel leichter als Liebe“, stellte Babsy wenige Tage später fest, als sie mit Jessica und Carol beim Abendessen saß. „Ich glaube, das liegt daran, dass man nicht miteinander ins Bett muss.“
    Carol und Jessica sahen sich nur kurz irritiert an, dann beschlossen sie, Babsy einfach recht zu geben und das Thema zu wechseln. Das war einfacher, als mit der lieben aber etwas doofen Freundin zu diskutieren.
     
    *
     
    Wenige Tage nach diesem Gespräch gab Daniel sein Studium auf. Er wusste, dass diese Entscheidung die Kluft zwischen seinem Vater und ihm noch vergrößern würde, aber darauf wollte er jetzt keine Rücksicht mehr nehmen.
    Von einem Tag zum anderen sah Daniels Leben viel schöner und leichter aus. Mit Erstaunen sahen seine Freunde wie er sich plötzlich zu einem selbstbewussten, offenherzigen jungen Mann wandelte, der genau wusste, was er wollte und dessen Optimismus auf alle Menschen mit denen er zu tun hatte, ansteckend wirkte.
    Beim ‚Music-Youth-Festival of Geneva‘, das Mitte September im alten Odeon stattfand, gewann Daniel mit seinen Kompositionen den ersten Preis in der Kategorie ‚Country and Contryrock‘, was sofort die ersten Angebote wichtiger Studios, Verlage und Musikagenten nach sich zog. Daniel schickte die ausführlichen Zeitungsberichte und ein paar Fotos von der Preisverleihung an seinen Vater, aber Jonas hüllte sich weiterhin in verbissenes Schweigen. Statt einer Antwort kam eines Tages ein Paket, in dem Daniel seine alten Pokale und Andenken wiederfand, die bisher die Wände seines Zimmers geschmückt hatten. Deutlicher konnte sein Vater ihm nicht sagen, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
    Babsy und Alan versuchten, Danny zu trösten, aber er litt trotzdem sehr unter dem Bruch. Andererseits bewies er

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