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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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vermisste sie so sehr, dass es ihm beinahe körperliche Schmerzen verursachte, wenn er an sie dachte. Seit es Jessica nicht mehr in seinem Leben gab, hatte Jonas ständig das Gefühl, langsam aber unaufhaltsam zu sterben. Die Sonne schien nicht mehr so hell, die Vögel verstummten, wo er auftauchte und die Blumen schienen die Köpfe hängen zu lassen, wenn er an ihnen vorbeiging.
    Einmal hatte er den Versuch gemacht, sich mit ihr auszusöhnen. Ein blödsinniges Vorhaben, von vorneherein zum Scheitern verurteilt, weil er dummerweise geglaubt hatte, dass sie nichts von der Bestechungsgeschichte wusste. Aber Daniel hatte es natürlich seiner Freundin erzählt und die wiederum ihren Freundinnen und jetzt war Jessica so angewidert von ihm, dass sie keine Lust hatte, ihm auch nur ‚guten Tag‘ zu sagen.
    Dabei hatte Jonas sich das so schön ausgemalt. In der Annahme, dass Jessie nichts wusste, hatte er an der Tür des kleinen Häuschens in der Aspeneer Ave geklopft. Sie war zu Hause gewesen und hatte ihn sogar eingelassen.
    „Hör zu“, hatte er gesagt, als sie gemeinsam an dem runden Küchentisch saßen. „Es war ein blödes Spiel, das du da mit mir getrieben hast. Aber ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass ich dir verzeihe. Lass uns noch mal ganz von vorne anfangen, ja? Du und ich und nichts sonst – bitte, Darling.“
    Jessica hatte ihn mit ihren geheimnisvollen Moorhexenaugen angesehen als wollte sie sein Innerstes bis auf den Grund erforschen. Dann war sie aufgestanden.
    „Vergiss es.“ Ihre Stimme hatte einen metallenen Klang. „Ich kann keinen Mann lieben, der seinen eigenen Sohn verrät.“
    „Aber…“ Er war ebenfalls aufgesprungen, hatte versucht, Jessie in die Arme zu nehmen, doch sie hatte ihn mit ausgestreckten Armen abgewehrt.
    „Kein Aber.“ Ihr Ton war entschieden gewesen. „Du wirst dich nie ändern. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, dass du mit jedem Lebensjahr noch sturer, noch rechthaberischer und noch intriganter werden wirst als du es jetzt schon bist. Einen solchen Mann mag ich nicht.“
    „Aber ich kann mich ändern!“, hatte Jonas einen letzten verzweifelten Versuch gemacht, Jessica von sich zu überzeugen, doch er war kläglich gescheitert.
    „Du, dich ändern?“ Der Spott in ihrer Stimme war wie Salzsäure gewesen, die in seine Seele träufelte. „Wie willst du das denn anfangen? Dich mit deinem Sohn vertragen, ihn endlich richtig kennen lernen?“
    „Ich kenne Daniel sehr gut“, war es Jonas dummerweise vorschnell herausgerutscht. Er konnte sich jetzt noch dafür ohrfeigen.
    „So, glaubst du?“ Aus dem Spott war offener Hohn geworden. „Du bist ein jähzorniger Ignorant und Rechthaber, Jonas. Geh weg, ich will dich nicht mehr in meinem Leben haben.“
    Ihre Worte hatten Jonas mitten ins Herz getroffen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass jede einzelne Silbe ein Baseballschläger war, den Jessica ihm vor die Knie schlug. Mit schmerzhafter Klarheit hatte er gesehen, dass sie ihm keine Chance mehr geben wollte. Zwischen ihnen war es vorbei, noch ehe es richtig angefangen hatte.
    Und es war ihr tatsächlich ernst gewesen.
     
    Ja, kurz nach den Vorfällen war sie öfters drauf und dran gewesen, zu Jonas zu fahren und sich mit ihm auszusprechen. Aber Jonas‘ beharrliches Schweigen Daniel gegenüber, das kalte Ignorieren seiner Versuche, sich doch wieder mit dem Vater auszusöhnen und Daniels Briefe an ihn, die ungeöffnet zurückkamen, hatten Jessica schließlich die Hoffnung aufgeben lassen, dass sie doch noch ein Paar werden konnten. Wer so vehement alle Annäherungs- und Versöhnungsversuche seines eigenen Kindes abblockt, der will partout ein Stinkstiefel sein und einsam sterben. Also versuchte sie, Jonas aus ihren Gedanken zu vertreiben und ihr Leben neu auszurichten, auch wenn es ihr noch so schwer fiel.
    Jessica war nicht der Mensch, der die Liebe leichtnahm und mit den Gefühlen anderer spielt. Aber sie gehörte auch nicht zu den Leuten, die sich in ihrem Schmerz vergruben. Wenn eine Sache aussichtslos ist, lass es sein, pausenlos darum zu weinen, so lautete eine von Jessies Maximen. Das Leben geht weiter, wie, das liegt in deinen Händen. Du kannst versuchen, aufzustehen und etwas Neues anzufangen oder du kannst liegenbleiben und das Leben an dir vorbeiziehen lassen.
    Jessica wollte am Leben teilnehmen!
     
    *
     
    In den folgenden Wochen schlug das Schicksal der vier Freunde neue Kapriolen. Alles begann damit, dass Babsy und Daniel sich trennten.

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