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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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unerbittlich gezeigt. Und selbst wenn ihn der TV-Auftritt seines Sohnes beeindrucken sollte, so würde Jonas das wahrscheinlich nicht zugeben wollen, weil er dann hätte eingestehen müssen, dass er sich geirrt hatte. Genau das konnte er aber noch viel weniger als „Entschuldigung“ oder „Es tut mir leid, Daniel“ sagen.
    Und dann war da auch noch die Sache mit Dannys sexueller Orientierung. So, wie Jessica seinen Vater bisher kennen gelernt hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass Jonas diese Tatsache einfach hinnehmen würde. Für einen Macho wie ihn kam es einem Supergau gleich, einen schwulen Sohn zu haben. Wahrscheinlich würde Jonas Carpenter sich eher mit der Erkenntnis abfinden können, dass sein Sohn ein gesuchter Pyromane war, der halb Denver abgebrannt hatte als mit der Nachricht, dass der Junior lieber Männer küsste.
    Jessica war nahe daran, Daniel ihre Gedanken mitzuteilen. Aber sie entschied sich dagegen. Stattdessen hielt sie den Mund und als die Freunde ihn ermunterten, seine Bemühungen nicht aufzugeben und jede Chance zu nutzen eine Versöhnung herbeizuführen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder, dachte Jessica ohne große Hoffnung, und Danny findet eine weiche Stelle in Jonas‘ Hickoryholzkopf!
    Da damit zu rechnen war, dass Jonas den Brief wieder ungelesen zurückschicken würde, schrieb Daniel ihm diesmal eine ausführliche Mail, der auch die Kopie des Einladungsschreibens als Anlage beigefügt war.
    Eine Antwort erhielt er vorerst nicht.
     
    Der September endete mit dem Farbenrausch, für den der Rocky-Mountains-Staat bekannt ist. Die Espen leuchteten im Sonnenlicht so golden, dass es blendete. Der Echo-Lake hatte eine tiefblaue Farbe angenommen und die Bergspitzen glitzerten als trügen sie Diamantkappen.
    Die Luft war so klar, dass man die Berge, die sich sonst hinter einem Dunstschleier verbargen, von Alans Wohnzimmerfenster aus sehen konnte. Der Anblick faszinierte Daniel immer wieder aufs Neue. Zugleich fiel ihm ein, dass er schon sehr lange nicht mehr draußen auf dem freien Land gewesen war. Dabei fühlte er sich draußen, umgeben von der unvergleichlich schönen Natur am wohlsten und er hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er es liebte, mit Rucksack und Wanderschuhen seine Heimat zu erkunden. Mochte das auch altmodisch klingen.
    „Wenn ich berühmt bin, kaufe ich uns eine Farm in den Rockys.“ Verträumt sah er zu Alan, der neben ihm auf dem Bauch lag und in einer Zeitschrift blätterte.
    „Gute Idee.“ Er klappte die Illustrierte zu. „Aber was hältst du von Aspen?“
    „Zu mondän.“ Daniel griff sich die Bettdecke und legte sie über seine nackten Schenkel. „Schau, wenn ich berühmt bin und jede Menge Fans habe, dann brauchen wir ein Nest, in das wir uns vor dem Trubel des Bizz zurückziehen und einfach nur leben können. In Aspen werden wir da ganz bestimmt keine Ruhe haben.“
    „Nest?“ Alan grinste wie ein Schuljunge. Er liebte es, wenn Daniel seine Zukunftsträume spann und er, Alan, eine Rolle darin spielte. „Hey, sind wir zwei etwa Vögel?“ Im nächsten Moment war er ernst. Er drehte sich auf den Rücken und sah Daniel an. „Hast du deinem Vater wirklich von uns geschrieben?“
    Daniel nickte, ohne den Blick von dem herrlichen Panorama zu wenden.
    „Ja.“ Er hatte mehrere Mails formulieren müssen, bis er sich für die einfachste und zugleich effektivste Version entschieden hatte:
    ‚…
musst du auch endlich erfahren, dass ich schwul bin und seit anderthalb Jahren einen Mann liebe…

    „Er wird es nicht akzeptieren“, vermutete Alan bitter. Er rieb sich den Nasenrücken. „Wahrscheinlich wird es die Kluft zwischen euch noch vertiefen. Und das weißt du, nicht wahr?“
    Daniel musste nicht nachdenken.
    „Ja, das weiß ich“, antwortete er spontan. „Aber ich bin froh, dass mein Vater es jetzt weiß.“ Daniel ließ sich zurückfallen und starrte zur Zimmerdecke hinauf, auf die das Windspiel am Fenster bizarre Schattenmuster malte. „Du wirst mich wohl weiter durchfüttern müssen. Jedenfalls so lange, bis ich endlich richtig Geld verdiene.“
    „Es gefällt mir, dass du von mir abhängig bist“, scherzte Alan. Er fasste hinüber und zerwuschelte Daniels Haar. „Leibeigener.“ Dann wurde er wieder ernst. „Wirst du ihm trotzdem weiterhin Mails schicken?“
    „Ich weiß es nicht.“ Daniel seufzte. Er drehte sich zu Alan herum und sah ihn an. Das Sonnenlicht machte den dünnen Flaum an Alans Schläfen sichtbar. „Bisher hat

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