Mr. Hunderttausend Volt!
Babsy aufgebracht dazwischen. „Er verbietet seinem eigenen Sohn, dass der ihm schreibt, ihn anruft, Mails schickt oder besucht! Wenn sich Daniel trotzdem irgendwie an ihn wendet, dann wird er von seinem eigenen Vater vor den Kadi gezerrt. Stellt euch das mal vor!“
Daniel sah mit feuchten Augen an Jessica und Carol vorbei.
„Stimmt“, murmelte er dumpf. „Jonas will nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Er stieß einen abgrundtief traurig klingenden Seufzer aus und wandte sich Jessica zu. „Diesmal habe ich echt angefangen zu glauben, dass Dad, wenn schon nicht zur großen Versöhnung, dann doch wenigstens zu einer kleinen versöhnlichen Geste bereit ist.“ Daniel schüttelte den Kopf, während die Tränen zu fließen begannen. „Und jetzt das! Eine juristische Verfügung! Mit allem Drum und Dran, Stempel und Siegel. Deutlicher kann mir mein Vater nicht sagen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will. Jetzt habe ich keinen Vater mehr.“
Jessica und Carol wechselten beredte Blicke miteinander. Was war hier zu tun? Sie wussten es beide nicht. Langsam begann Carol, die umherliegenden Päckchen wieder einzusammeln und in die Küche zu tragen. Jessica folgte ihr.
„Meine Güte, der arme Kerl wird wahrscheinlich die mieseste Show seines Lebens abliefern“, vermutete Carol, während sie die Einkäufe auf dem Küchentisch stapelte. „Dieser widerliche Carpenter hat den Coup ganz bewusst für diesen Termin geplant. Er will seinem Sohn tatsächlich den Showact so richtig vermiesen.“ Wütend knallte sie das letzte Paket auf den Tisch. „Für mich ist dieser Carpenter ein elender Mistkerl! Und es ist mir vollkommen wurscht, dass du ihn liebst.“
„Also, im Moment könnte ich ihm den Hals umdrehen“, erwiderte Jessica unfreundlich. „Weißt du, wenn jemand stolz ist, seinen eigenen Willen hat und sich durchsetzen kann, dann ist das ja nicht unbedingt ein Charakterfehler. Aber wenn jemand vor lauter Starrsinn jeglichen Bezug zur Realität, zum Leben und für das soziale Gefühle verliert, dann ist das krank. So ein Mensch gehört entweder in eine Klinik oder irgendjemand muss ihm mal so richtig den Kopf geraderücken!“
Sie fuhr zu Carol herum, die neben dem Küchentisch stand.
„Ich denke“, überlegte Jessica laut. „Ja, ich denke, wir sollten es zuerst mit der zweiten Methode versuchen.“ Jessicas Augen begannen gefährlich zu funkeln. „Es wird wirklich höchste Zeit, dass wir etwas tun, Carol. Jonas treibt es schon viel zu lange, viel zu toll!“
„Und was hast du vor?“ Zwischen Spannung und Besorgnis schwankend, wartete Carol auf die Antwort.
„Wir fahren in seine blöde Nudelfabrik.“ Jessies Lächeln hatte etwas Diabolisches, das Carol einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Wenn er uns nicht in sein Allerheiligstes vorlässt, veranstalten wir eben noch mal eine Demo.“
Carol runzelte die Stirn, während sie sich die Idee durch den Kopf gehen ließ.
„Er könnte uns die Cops auf den Hals hetzen und verhaften lassen.“
„Oh, Carol, du Memme!“ Jessicas Faust landete krachend auf der Tischplatte, was Carol erschreckt zusammenzucken ließ. „Hast du eine bessere Idee?“
„Äh – nein.“ Carol schüttelte den Kopf. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Die Idee schien ihr allmählich zu gefallen. „Weißt du was, ich rufe Nigel an. Er soll noch ein paar Leute zusammentrommeln. Jonas muss sofort sehen, dass wir es ernst meinen.“ Sie kicherte. „Außerdem können wir den Vorzimmerdrachen besser überrennen, wenn wir zu mehreren sind.
Jessica nickte begeistert.
„Und ich trommele die Kollegen aus der Mensa und ein paar befreundete Studenten zusammen. Für ein paar Dollar demonstrieren die gegen alles, wogegen man ist.“
„Wir werden einfach alle unsere Freunde und Bekannten alarmieren“, verkündete Carol, jetzt in Kampfstimmung. Die Aussicht, Jonas Carpenter mal so richtig Dampf zu machen begeisterte sie jetzt so, dass sie losrannte, ihr I-Phone holte und eine Rundmail an alle losschickte, die in ihrer Adressdatei standen.
Jonas Carpenter würde sein persönliches Waterloo erleben. Es war höchste Zeit dafür!
*
Sie hatten sich vor dem Haupttor zum Fabrikgelände verabredet. Als Jessica, Carol mit Babsy und Alan dort eintrafen, sahen sie ungefähr fünfzig Personen, die sich ebenfalls dort eingefunden hatten. Unter ihnen viele bekannte Gesichter und Nigel Campbell, der ihnen aufgeregt zuwinkte.
„Ich habe deine Mail an Molly,
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