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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Schlacht ineinander, und wieder ging ich als Sieger aus diesem Kampf hervor. Doch immer gab es einige Mikroorganismen, die meinen Attacken entgehen konnten. Außerdem mußte man bereits mit gefährlichen Mutationen rechnen. Stand ihnen das richtige Environment zur Verfügung, so, mußte ich sehr schnell feststellen, konnten bestimmte Krankheiten gefährliche, virulentere Sonderformen viel schneller entwickeln, als der Mensch neue Medikamente entdecken oder entwickeln konnte.
    Tatsächlich stellte ich fest, daß Krankheitserreger sich in den Zeiten größter Bedrohung genauso 64
    verhielten wie die Menschen. Sie zeigten in jeder Hinsicht einen erstaunlichen Überlebenswillen, und natürlich, je härter man auf sie einschlug, man sie attackierte, desto schneller und hektischer vermehrten sie sich, mutierten sie und wehrten sich und schlugen am Ende sogar zurück. Diese Ähnlichkeit war nach meiner Meinung unheimlich, ja gespenstisch.
    In jener Zeit kannte ich nur meine Arbeit. Zwölf bis achtzehn Stunden war ich auf den Beinen, um die arme, geduldig leidende Bevölkerung zu schützen. Doch die Krankheit nahm mir meine letzten Medikamente, errang so etwas wie einen Sieg und wütete mit unvorstellbarer Grausamkeit. Ich war verzweifelt, dann bisher hatte man zur Bekämpfung dieser Krankheiten keine neuen Medikamente entwickeln können. Dann jedoch stellte ich fest, daß die Krankheitserreger, die mutiert waren, um sich gegen die neuen Medikamente durchzusetzen, gegen die alten nicht mehr resistent waren. Deshalb ging ich schnellstens wieder dazu über, die alten Medizinen zu verabreichen.
    Seit ich nach Afrika gekommen war, hatte ich mich mit nicht weniger als zehn ausgewachsenen Epidemien herumgeschlagen. Nun schickte ich mich an, der elften die Stirn zu bieten. Und ich wußte genau, daß die Bakterien und Viren sich vor meiner Attacke zurückziehen, mutieren und erneut zuschlagen würden, wonach ich dann in die zwölf-65
    te Runde einsteigen würde, mit ähnlichen Resulta-ten, und anschließend in eine dreizehnte und so weiter und so weiter.
    Das war die Situation, in die meine humanitären und naturwissenschaftlichen Bemühungen mich am Ende manövriert hatten. Doch ich war wie trunken vor Erschöpfung und halbtot von meiner Arbeitslast. Ich konnte an nichts denken als das jeweils vor mir liegende Problem.
    Doch dann nahmen die Leute in meinem Distrikt mir die Lösung der Probleme aus der Hand.
    Sie waren nur unzureichend gebildet und sahen nur, daß die Seuchen zugenommen hatten, seitdem ich mich bei ihnen aufhielt. Diese Leute betrachte-ten mich als den bösen Zauberer, dessen Flaschen mit den angeblich so wirkungsvollen Heilmitteln in Wirklichkeit die Bestandteile der Seuchen ent-hielten, welche das arme Volk in regelmäßiger Folge geißelten. Sie suchten wieder bei ihren eigenen Medizinmännern Rat, welche die Kranken mit wert- und wirkungslosen Schlammkugeln und Knochensplittern behandelten und den Tod jedes Erkrankten irgendeinem unschuldigen Stammes-mitglied zuschrieben.
    Selbst die Mütter, deren Kinder ich gerettet hatte, wandten sich nun gegen mich. Diese Mütter er-klärten, daß die Kinder sowieso gestorben wären, und zwar an Unterernährung anstatt an irgendeiner Krankheit.
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    Am Ende versammelten sich die Männer aus den Dörfern, um mich zu töten. Sicher hätten sie ihr Vorhaben auch in die Tat umgesetzt, wenn mich nicht ausgerechnet die Medizinmänner gerettet hätten. Das war die größte Ironie, denn ich hielt die Medizinmänner für meine schlimmsten Feinde und Widersacher.
    Die Medizinmänner erklärten ihren Leuten, daß wenn ich getötet würde, ein noch schlimmeres Übel über sie käme. Daher krümmten mir die Leute kein Haar; und die Medizinmänner grinsten mich verschmitzt an, da sie mich nun für einen Kollegen hielten.
    Trotzdem wollte ich meine Arbeit unter den Stämmen nicht so mir nichts dir nichts aufgeben.
    Aus diesem Grund mieden mich die Stämme und verließen mich. Sie wanderten landeinwärts bis zu einem riesigen Sumpfgebiet, wo es kaum Nahrung für sie gab und Krankheiten an der Tagesordnung waren.
    Ich konnte ihnen nicht folgen, da der Sumpf in einem benachbarten Distrikt lag. In diesem Distrikt gab es ebenfalls einen Arzt, auch er ein Schwede, der überhaupt keine Medikamente verteilte, keine Pillen, keine Spritzen, nichts.
    Statt dessen bediente er sich jeden Tag aus seinem Alkoholvorrat und ließ sich volllaufen. Zwanzig Jahre lebte er schon im Dschungel, sagte er, und er

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