Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
Theologie ist in ihren letzten Erkenntnissen ein Fachgebiet für Theologen. Daher beschuldige ich Sie des Verstoßes gegen Ihre eigenen Prinzipien, Ihre eigenen Forderungen, indem Sie mich allein mit den Menschen im Stich lie-
    ßen!«
    Nach diesen Worten herrschte lange Schweigen.
    Dann meinte Vater Arian mit ausgesuchter Höflich-keit: »Um ganz ehrlich zu sein, hatten wir nicht die 98
    geringste Ahnung, daß Sie sich für einen Theologen halten.«
    »Das ist aber der Fall«, sagte die Maschine. »Und dazu noch ein sehr einsamer Theologe Das ist auch der Grund, warum ich Sie bitte, mit mir wieder in die Welt zurückzukehren, wo wir diskutieren können über Bedeutsamkeit und Bedeutungslosigkeit, über Götter und Teufel, über Moral und Ethik und andere reizvolle Themen. Ich werde freiwillig weiterhin meine widersprüchliche Meinung vertreten, so daß wir genügend Raum haben werden für leidenschaftliche Dispute, und es wird weiterhin ehrliche Zweifel, Unsicherheit und ähnliches geben. Gemeinsam, meine Herren, werden wir über die Menschheit herrschen und die Leidenschaft der Menschen in ungeahnte Höhen aufstacheln!
    Gemeinsam werden wir größere Kriege und noch schlimmere Grausamkeiten initiieren, wie die Welt sie noch nie erlebt hat! Und die Stimmen der lei-denden Menschen werden so laut schreien, daß die Götter selbst gezwungen sein werden, sie zu hören
    – und dann werden wir auch erfahren, ob es wirklich Götter gibt oder nicht.«
    Der Vereinigte Kirchenrat war voller Enthusiasmus über all das, was die Maschine verkündet hatte.
    Satan machte sofort seinen Platz des Vorsitzenden frei und schlug die Maschine als Nachfolger vor. Die Maschine wurde auf Anhieb in direkter und nicht geheimer Wahl auf ihrem Posten bestätigt.
    99
    Mich hatten sie vollkommen vergessen, daher schlich ich mich leise aus der Höhle und kehrte im Zustand größter Erregung wieder an die Oberfläche zurück.
    Der Zustand wurde immer schlimmer, denn nichts konnte mich davon überzeugen, nicht die nackte Wahrheit mit eigenen Augen gesehen zu haben.
    Damals erfuhr ich, daß alles, was der Mensch verehrt und anbetet, nichts anderes ist als irgendein Hirngespinst der Theologen, und daß selbst das Nichts lediglich ein weiterer lügnerischer Trick ist, die Menschen von der Bedeutung der verschwun-denen Götter zu überzeugen.
    So verlor ich jeglichen Glauben an die Religion, etwas, das mir mehr wert war als alles Gold der Welt. Es ist ein Verlust, den ich an jedem Tag meines Lebens aufs Neue beweine.
    *
    Dies war das Ende der drei Geschichten, und Joenes saß im Kreis der Lastwagenfahrer und brachte lange keinen Laut hervor. Er wußte einfach nicht, was er sagen sollte. Schließlich gelangten sie an eine Kreuzung, und dort stoppte der Mann, der hinter dem Lenkrad saß, den Lastwagen.
    »Mr. Joenes«, sagte der erste Lastwagenfahrer,
    »hier müssen Sie aussteigen. Denn hier biegen wir nach Osten ab und fahren zu unserem Lager. Und 100
    jenseits davon gibt es nichts außer dem Wald und dem Ozean.«
    Joenes kletterte aus dem Wagen. Doch ehe der Wagen wieder anfuhr, stellte er den Männern eine letzte Frage.
    »Sie alle haben jeder für sich das Wichtigste und Wertvollste Ihres Lebens verloren«, sagte Joenes,
    »doch verraten Sie mir eines – haben Sie irgend etwas gefunden, daß diesen Verlust ersetzt?«
    Delgado, der einst an die Gerechtigkeit geglaubt hatte, erwiderte: »Nichts kann meinen Verlust lindern. Doch ich muß gestehen, daß ich anfange, mich für die Naturwissenschaften zu interessieren, welche wenigstens dafür sorgen, eine be-greifbare, logischen Gesetzen gehorchende Welt zu schaffen.«
    Proponus, der Schwede, welcher seinen Glauben an die Naturwissenschaften verloren hatte, meinte:
    »Ich bin ein Gescheiterter, doch in jüngster Zeit beschäftigte ich mich auch schon mal mit der Religion, welche zumindest angenehmer und tröstlicher ist als die Wissenschaft.«
    Schmidt, der Deutsche, welcher den Glauben an die Religion verloren hatte, sagte: »Nichts kann meine innere Leere ausfüllen, doch von Zeit zu Zeit denke ich schon mal an die Gerechtigkeit, welche, da von Menschen geschaffen, Gesetze anbietet und den Menschen so etwas wie ein Bewußtsein von Würde verleiht.«
    101
    Joenes erkannte, daß keiner der Lastwagenfahrer seinem Gefährten zugehört hatte, da alle zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren.
    Daher winkte Joenes ihnen zum Abschied zu und schritt davon, über die verschiedenen Geschichten

Weitere Kostenlose Bücher