Mr. Joenes wundersame Reise
folgenden sechs Stunden ständig reden zu lassen. Dabei erfuhr er eine Menge Daten über Europa, Asien und den Südwestpazifik. Fragte ein Student einmal direkt, ob diese seine vorgetragene Meinung denn 129
richtig sei, lächelte Joenes nur und meinte: »Meinen Kommentar zu diesen Gesprächen erfahren Sie später. Vorerst sollten wir uns weiter mit unserem Thema beschäftigen und fortfahren.«
In der siebten Stunde fiel den Studenten schon nichts mehr ein, worüber sie noch hätten reden können. Joenes sprach daraufhin über die kulturellen Auswirkungen von elektrischen Transforma-toren auf das Leben auf einem Atoll im Pazifischen Ozean. Indem er auch einige nette Anekdoten zu berichten wußte, konnte er wenigstens die nächsten paar Stunden überbrücken. Wann immer ein Student eine Frage stellte, auf die Joenes keine Antwort wußte, erwiderte er: »Ganz ausgezeichnet, Holingshead! Ihre Frage zielt genau auf den Kern des Problems. Was meinen Sie, wollen Sie sich mal an der Lösung versuchen und Ihre Ergebnisse bis nächste Woche in, sagen wir fünftausend Worten in Manuskriptform niederlegen?«
Auf diese Weise schützte Joenes sich vor weiteren lästigen Fragen. Vor allem die Basketballspieler hüteten sich, sich in den Vordergrund zu drängen.
Sie wollten sich auf keinen Fall die Finger überan-strengen und deshalb unter Umständen aus ihrer Mannschaft ausgeschlossen werden.
Doch selbst trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen ging Joenes schon sehr bald das Material aus. In seiner Verzweiflung ließ er eine Klausur schreiben und dabei die Studenten einige seiner Statements 130
auf ihre Richtigkeit und allgemeingültige Bedeutung untersuchen. Joenes bewies dabei allerdings große Fairneß, indem er versprach, diese Klausur bei der Vergabe der Noten und Beurteilungen am Ende des Semesters nicht zu berücksichtigen.
Er hatte überhaupt keine Idee, was er danach mit seiner Klasse anfangen sollte. Doch zu seinem Glück wurden die längst fälligen Lehrbücher geliefert, und Joenes hatte ein freies Wochenende vor sich, um die Bücher zu lesen.
Als besonders nützlich und aufschlußreich erwies sich ein Buch mit dem Titel: Die Südwestpazifischen Inseln: Brücke zwischen zwei Welten von Juan Diego Alvarez de las Vegas y de Rivera. Dieser Mann war Kapitän in der spanischen Silberflotte gewesen, die auf den Philippinen stationiert war, und abgesehen von einigen heftigen Schmähreden gegen Sir Francis Drake schienen seine Informationen doch sehr ausführlich und vollständig zu sein.
In ähnlicher Weise nützlich war ein anderes Buch mit dem Titel Die Kultur der südwestpazifischen Inseln: Ihre Kunst, Wissenschaft, Musik, Handwerk, Folklore, Sitten, Psychologie und Philosophie und ihre Verwandtschaft mit der Kultur Asiens und der Kultur Europas. Der Autor dieses Buches war der Recht Ehrenwerte Allan Flint-Mooth, K. J. B., D. B. E., L. C. T., ehemaliger zweiter Gou-verneur von Fidschi und Anführer der Strafexpedi-tion von 1903 nach Tonga.
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Mit Hilfe dieser Werke war Joenes gewöhnlich seiner Klasse immer um mindestens eine Stunde voraus. Und sollte es schon mal vorkommen, daß er aus welchen Gründen auch immer nachhinkte, so konnte er immer noch eine Arbeit über den soeben erst durchgenommenen Stoff schreiben lassen. Als geradezu segensreich erwies sich unsere Miß Hua, welche sich danach drängte, die Klausuren zu korrigieren und zu benoten. Joenes war diesem fleißigen Mädchen zutiefst dafür dankbar, daß sie ihm eine der langweiligsten pädagogischen Arbeiten abnahm.
Das Leben verlief jetzt in geordneten Bahnen und alltäglicher Routine. Joenes hielt seine Vorlesungen und ließ Klausuren schreiben, und Miß Hua kor-rigierte und vergab Zensuren. Joenes‘ Studenten lernten den Stoff schnell und problemlos, bestanden ihre Prüfungen und Tests und vergaßen den Stoff ebenso schnell. Wie die meisten jungen Organismen in der Entwicklung stießen sie alles Unangenehme, Störende, Ablenkende oder auch nur Langweilige schnellstens ab. Natürlich machten sie mit allem Nützlichen, Reizvollen oder geistig An-regenden dasselbe. Das war zwar bedauerlich, jedoch war auch das Teil des Erziehungsprozesses, mit dem jeder Lehrer sich abfinden mußte. Ptolemy von der Mathematik meinte dazu: »Der Wert einer Universitätsausbildung liegt in der Tatsache, daß junge Leute dadurch angehalten werden, sich 132
im engsten Bereich des Lernprozesses aufzuhalten.
Die Studenten aus dem Gutgenug-Schlafsaal befin-den sich zum Beispiel
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