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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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    nur auf gesellschaftlichem Wege kuriert werden kann.«
    »Weiterhin«, sagte Harris, »haben wir nur wenig Zeit. Sie haben selbst sehen können, wie schnell alles zusammenbricht und verfällt, Joenes. Das Gesetz ist eine Farce; die Bestrafung hat ihren Sinn verloren, und es gibt keine Belohnungen, die es sich anzubieten lohnt; die Religion predigt ihre überkommene Botschaft einer Menschheit, die auf dem schmalen Grat zwischen Apathie und Wahnsinn balanciert; die Philosophie liefert Doktrinen, die nur von anderen Philosophen verstanden werden können; die Psychologie scheut keine Mühen, das Verhalten nach Maßstäben zu bewerten, die schon vor fünfzig Jahren jegliche Geltung verloren haben; die Wirtschaftslehre verkündet uns das Prinzip der grenzenlosen Expansion, welche mit Hochdruck weitergetrieben werden muß, um mit dem Bevölkerungszuwachs Schritt halten zu können; die Naturwissenschaften zeigen uns, wie man diese Expansion weiter betreibt, bis jeder Quadratfuß Erdboden von einem unglücklichen Menschen besetzt ist; und mein eigenes Fachgebiet, die Politik, bietet nichts anderes an als verschiedene Möglichkeiten, von Zeit zu Zeit mit jenen gewaltigen Mächten zu jonglieren ... so lange damit herumzuspielen, bis alles zusammenbricht oder in die Luft fliegt.«
    »Und glauben Sie ja nicht«, sagte Manisfree, »daß wir selbst uns von der Verantwortung für diese Si-140
    tuation ausschließen. Obwohl wir Lehrer für uns in Anspruch nehmen, mehr zu wissen als die anderen Menschen, haben wir uns entschieden, uns aus jeglicher öffentlichen Diskussion herauszuhalten.
    Praktische, hartgesottene und zu allem entschlossene Persönlichkeiten dieser Welt haben uns schon immer mit Unbehagen erfüllt und abgeschreckt.
    Und eben diese Männer haben uns dazu gebracht, einen anderen, eben diesen Weg zu beschreiten.«
    »Auch liegt nicht allein in der Gleichgültigkeit, der Zurückhaltung unser einziger Fehler«, betonte Hanley von der Anthropologie. »Ich muß gestehen, daß wir sehr schlechte Lehrer waren! Unsere wenigen vielversprechenden Talente unter den Studenten entschieden sich ebenfalls für den Beruf des Lehrers und kapselten sich ebenso wie wir von der Öffentlichkeit ab. Der Rest unserer Studenten döste im Gemurmel unserer Stimmen vor sich hin und wartete nur ungeduldig auf das Ende der Stunde, damit jeder von ihnen wieder dazu übergehen durfte, seinen Platz in dieser wahnsinnigen Welt einzunehmen. Wir haben sie nicht aufgewühlt, Joenes, sie nicht bewegt, gedrängt, und wir haben sie nicht zu denken gelehrt.«
    »Tatsächlich machten wir nämlich genau das Gegenteil«, sagte Blake von der Physik. »Es ist uns gelungen, vielen unserer Studenten einen tiefen Haß gegen das Denken an sich einzuimpfen. Sie lernen lediglich, die Kultur mit größtem Mißtrauen 141
    zu betrachten, jegliche Ethik zu ignorieren und die Naturwissenschaft mit ihren Erkenntnissen ausschließlich zur Gewinnmaximierung einzusetzen.
    Dafür sind wir verantwortlich, und darin haben wir hoffungslos versagt. Das Produkt dieses Versa-gens ist unsere Welt.«
    Für eine Weile schwiegen die Professoren gedan-kenschwer. Dann sagte Harris: »So sehen unsere Probleme aus. Aber ich glaube, wir sind endlich aus einem langen Schlaf erwacht. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und Chorowait erbaut. Ich kann nur hoffen, daß wir es noch gerade rechtzei-tig gegründet haben.«
    Joenes hatte eine Menge Fragen zu dieser Gemeinde auf den Lippen, mit der angeblich jene schrecklichen Probleme gelöst werden sollten.
    Doch die Professoren weigerten sich, über Einzelheiten zu sprechen.
    Manisfree sagte: »Sie werden Chorowait schon bald selbst kennenlernen. Dann können Sie ja selbst urteilen. Sie sehen dann alles weitaus besser vor sich, als wir es Ihnen schildern können.«
    »Ich darf hinzufügen«, mischte Blake sich jetzt ein, »daß Sie nicht allzu enttäuscht sein sollten, wenn sie erkennen, daß einige Ideen, die in Chorowait verwirklicht wurden, überhaupt nicht neu sind. Oder anders ausgedrückt, urteilen Sie nicht zu streng, wenn Sie erkennen, daß einige der theo-retischen Grundlagen, nach denen das Leben in 142
    Chorowait ausgerichtet ist, tatsächlich recht alt und reichlich unüblich sind. Schließlich haben wir diese Gemeinde nicht unter dem Gesichtspunkt der Erneuerung und auch nicht der Neuheit gegründet.«
    »Andererseits«, hielt Dalton von der Chemie dagegen, »sollten Sie nicht von vornherein die Eigenarten unserer Gemeinde

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