Mr. Joenes wundersame Reise
verurteilen, die wirklich neu und ungewöhnlich sind. Umfangreiche Impro-visationen waren notwendig, um die vielen nützlichen Elemente der Vergangenheit zur Anwendung zu bringen. Und die Bereitschaft und Entschlossenheit, vielversprechende neue Kombinationen innerhalb des sozialen Körpers unserer Gesellschaft anzuwenden, gibt unserer Arbeit höchste theoretische und praktische Bedeutung.«
Andere Professoren wollten noch etwas hinzufügen, um Joenes weitere Hinweise zu geben und ihm bei seinen Überlegungen behilflich zu sein, doch Manisfree bat sie alle zu schweigen. Joenes würde schon selbst sehen und sich ein eigenes Urteil bilden.
Nur der unermüdliche Blake sah sich dazu aufgerufen zu sagen: »Ganz gleich, wie Sie das Experiment beurteilen, Joenes, ich bin sicher, Sie werden in Chorowait einiges finden, das Sie sehr überra-schen wird.«
Die Professoren kicherten beifällig, dann ver-fielen sie in Schweigen. Joenes war nun noch ge-143
spannter, endlich die Früchte der Arbeit seiner Kollegen zu sehen, und seine Ungeduld wuchs während der langen Fahrt durch die Adirondacks.
Endlich rollten sie durch die Berge, und Manisfrees alter Wagen keuchte und hustete protestie-rend, als er sich durch die steilen Haarnadelkurven schob. Dann tippte Blake Joenes auf die Schulter und wies nach vorne. Joenes erkannte einen hohen, grünen Berg, der sich über alle anderen erhob.
Er wußte instinktiv, daß dies Chorowait war.
WIE DAS UTOPIA FUNKTIONIERTE
Manisfrees Wagen quälte sich die ausgefahrene Straße hinauf, die sich an der Flanke des Chorowait Mountain in die Höhe wand. Am Ende der Straße gelangten sie an eine Barriere aus Holzstämmen. Dort stiegen sie aus dem Wagen und gingen zu Fuß weiter, zuerst auf einer schmalen Schot-terstraße, dann auf einem Waldpfad, und schließ-
lich schlugen sie sich in die Büsche und folgten nur der Steilheit des Geländes, das ihnen den Weg wies.
Alle Professoren waren außer Atem, als sie endlich von zwei Männern aus Chorowait begrüßt wurden.
Diese Männer trugen Kleidung aus Hirschleder.
Jeder führte einen Bogen sowie einen mit Pfeilen gefüllten Köcher bei sich. Sie waren braungebrannt 144
und drahtig, und sie schienen vor Gesundheit und Vitalität von innen her zu leuchten. Darin bildeten sie einen scharfen Kontrast zu den gebückt gehenden, blassen, hohlbrüstigen Professoren.
Manisfree übernahm die Vorstellung der Reisen-den und der Chorowaiter. »Das ist Lunu«, sagte er zu Joenes und zeigte auf den größeren der Männer. »Er ist der Führer der Gemeinde. Bei ihm sehen Sie Gat, an dessen Fähigkeiten im Spurenlesen niemand heranreicht.«
Lunu sprach den Professor in einer Sprache an, die Joenes noch nie gehört hatte.
»Er heißt uns willkommen«, flüsterte Dalton Joenes ins Ohr.
Gat fügte etwas hinzu.
»Er sagt, es gäbe in diesem Monat sehr viele gute Dinge zu essen«, übersetzte Blake. »Und er bittet uns, ihn ins Dorf zu begleiten.«
»Welche Sprache sprechen die denn?« wollte Joenes wissen.
»Chorowaitisch«, antwortete Professor Vishnu von der Sanskrit Abteilung. »Es ist eine künstliche Sprache, die wir für diese Gemeinde entwickelt haben. Dafür hatten wir sehr gewichtige Gründe.«
»Wir gehen davon aus«, erklärte Manisfree, »daß die Eigenarten einer Sprache den Denkprozess sehr nachhaltig beeinflussen und gewisse ethnische und klassenbezogene Charakteristika erhalten. Aus diesen und anderen Gründen hielten wir es für unbe-145
dingt notwendig, für Chorowait eine eigene Sprache zu entwickeln.«
»Es war ziemlich hart, dieses Problem zu lösen«, meinte Blake und grinste vielsagend.
»Einige von uns forderten eine höchstmögliche Einfachheit«, erinnerte Hanley von der Anthropologie sich. »Wir wollten eine Kommunikations-form schaffen, die sich einer Reihe von einsilbigen Grunzlauten bediente. Wir erwarteten uns davon einen direkten Rückschluß auf die jeweiligen ag-gressiven und manchmal auch destruktiven Gedanken der Menschen.«
»Andere in unserem Kreis«, ergriff Chandler von der Philosophie das Wort, »wollten eine Sprache von außerordentlicher Komplexität entwickeln mit einer Vielzahl von verschiedenen Nuancen der Abstraktion. Wir dachten uns, daß eine solche Kom-munikationsform die gleichen Dienste erfüllte wie die einsilbigen Grunzlaute, den Bedürfnissen der Menschen nach Differenzierung aber am nächsten käme.«
»Wir hatten uns dabei manchmal ganz schön in den Haaren«, sagte Dalton.
»Schließlich«,
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