Mr. K: Thriller (German Edition)
natürlich geschmeichelt, ließ es mir jedoch nicht anmerken. Stattdessen machte ich auf hart, wie es sich gehörte. »Sagen Sie mir bloß nicht, ich bin schuld daran, dass Sie mit Ihrem Beruf unzufrieden sind, Officer. Und jetzt los, oder ich sorge dafür, dass Sie demnächst den Verkehr regeln.«
Sie strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. »Jawohl, Ma’am«, sagte sie und nickte. Dann eilte sie zu ihrem Streifenwagen zurück. Ich überlegte, ob ich in meinen jungen Jahren jemals so leidenschaftlich und dienstbeflissen gewesen war. Wahrscheinlich nicht. Die Ampel schaltete auf Grün. Ich folgte dem Taxi zu einem Club namens Spill. Ich kannte den Laden von einem Fall, an dem ich vor langer Zeit gearbeitet hatte. Es war allgemein bekannt, dass er der Mafia gehörte. Bei seinem Anblick musste ich an einen Mann denken, den ich aus meinen frühen Tagen bei der Mordkommission kannte. Er hatte damals für die Mafia als eine Art Mann fürs Grobe gearbeitet.
Ich parkte in zweiter Reihe und sah zu, wie die drei Männer aus dem Taxi stiegen. Dalton winkte mir zu, bevor er den Club betrat. Mein Kopfhörer klingelte und ich antwortete.
»Daniels.«
»Das Auto war sauber, Jack. Nicht mal ein Benutzerhandbuch im Handschuhfach.«
»Ich bin vor dem Spill, Herb. Hast du Lust auf ein Gläschen Tequila?«
»Ich glaub nicht, dass ich jetzt ‘nen Tequila vertragen kann. Aber gegen ein Bier hab ich nichts einzuwenden.«
»Soll ich dich abholen?«
»Ich nehm mir ein Taxi.«
»Dann bis gleich.«
Ich beendete das Gespräch und parkte vor einem Hydranten. Dann begab ich mich in die größte Mafia-Bar in ganz Chicago. Ich wollte mal sehen, ob es mir gelingen würde, in dem Schuppen Ärger zu machen.
Heute
10. August 2010
Die Aufregung hatte von Phins gesamtem Körper Besitz ergriffen und ließ seine Gliedmaßen kribbeln und zucken. Er brannte darauf, etwas zu unternehmen, um Jack zu finden – egal wie. Aber er wusste nicht, was er tun sollte. Herb untersuchte die Lemonheads-Schachteln und das Zitronenbonbon, das in der Baumrinde gesteckt hatte, auf Fingerabdrücke. Harry saß vor seinem Laptop und arbeitete mithilfe einer speziellen Identifikations-Software an einem Phantombild des gruseligen Typen mit den schwarzen Haaren, den er vor dem Büro gesehen hatte.
Phin konnte nichts anderes tun, als auf und ab zu gehen. Er ballte die Hände immer wieder zu Fäusten und hätte am liebsten jemandem eine reingehauen. Als er nachsah, wie weitMcGlade gekommen war, rechnete er schon damit, den ungehobelten Privatdetektiv dabei zu ertappen, wie er im Internet auf Pornoseiten surfte, doch stattdessen arbeitete dieser konzentriert an dem Phantombild. Als Nächstes ging Phin zu Herb, der in der Küche damit beschäftigt war, die Fingerabdrücke auf Schachtel und Bonbon mit einem Ninhydrin-Spray sichtbar zu machen. Da es stark nach Lösungsmittel roch, hatte Herb bei dem Herd, an dem er arbeitete, die Belüftung eingeschaltet.
Harry hatte inzwischen die beiden unbekannten Telefonnummern auf Jacks Handy überprüft. Beide gehörten Kunden ihrer Privatdetektei, bei denen noch Rechnungen offenstanden.
Phin überlegte, ob er Jacks Mutter Mary anrufen sollte, die wieder mal auf einer Kreuzfahrt unterwegs war – sie machte mehrere im Jahr. Aber dann sah er keinen Sinn darin, der alten Frau den Urlaub zu vermiesen, wenn sie sowieso nichts machen konnte.
»Hab welche gefunden«, sagte Herb. Er trat vom Herd weg und wedelte mit der Hand durch die Luft. »Da sind ein paar gute dabei. Aber sie müssen erst trocknen, bevor ich sie abnehmen kann.«
»Kannst du die Datenbank des Chicago Police Department durchsuchen und feststellen, welcher Polizist wen festgenommen hat?«, fragte Phin.
»Klar. Aber Jack war über zwanzig Jahre bei der Polizei. In dieser Zeit hat sie bestimmt über tausend Verdächtige festgenommen.«
Phin starrte Herb mit hartem Blick an. »Dann sollten wir gleich damit anfangen.«
Einundzwanzig Jahre vorher
16. August 1989
Ich sah Alan an, der auf einem Knie vor mir kauerte. Ich sah auf den diamantenbesetzten Ring. Sah wieder zu Alan. Dann wieder auf den Ring. Dann zu Alan. Dann auf den Ring.
»Du musst mit Ja oder Nein antworten«, sagte Alan. Seine Augen leuchteten, und sein Blick verriet, dass er es ernst meinte und sich Hoffnungen machte.
»Alan … ich … also, mir ist das im Augenblick etwas zu viel.«
Alan wartete.
»Ich meine, wir gehen gerade mal ein paar Monate miteinander«, fuhr ich fort. »Wir wohnen noch
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