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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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»Ich auch nicht.«
    »Wo sind wir?«
    »In unserem Lager.«
    »Es ist so dunkel.«
    »Guck mal nach oben.«
    »Wow.« Sie standen im Freien, sie an ihn gelehnt, in der Beuge seines Arms, und blickten nach oben: über ihnen der Himmel voller Sterne. »So viele habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich weiß.« Sie legten die Köpfe in den Nacken.
    »Man weiß gar nicht, wo oben und wo unten ist.«
    »Zu Hause ist das nie so. Wegen der vielen Lichter der Stadt.« Er drückte sie an sich. »Komm. Du musst ins Warme.«
    Er nahm ihre Sachen und ging ihr voran durch eine schäbige blaue Tür in das Zimmer, das er hinter sich zuschloss. Es roch nach Mief und Zigaretten und Kiefernspray. Lamb stellte die Heizung höher, ging ins Bad und zählte rückwärts, undwährenddessen zog sie sich die Jeans und den gelben Pullover aus, legte beides sorgfältig gefaltet über die Rückenlehne des Stuhls und stieg in eins der großen Betten. Die Toilettenspülung rauschte, die Tür ging auf.
    »Schläfst du schon?«
    »Mmm.«
    »Ich hatte eine Idee.« Er nahm ihren halbleeren Kaffeebecher und brachte ihn zu ihr ans Bett. Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Ich dachte, wir könnten ein paar Postkarten schreiben.«
    Sie machte die Augen auf. »An meine Mom und Jessie?«
    »Und an Jenny und Sid.«
    Sie schob sich am Kissen hoch. »Können wir das nicht morgen machen?«
    Er beugte sich über sie, schüttelte das Kissen auf und hielt ihr den Becher an die Lippen. »Komm schon«, sagte er. »Ein Schluck wird dich aufmuntern, und dann bin ich nicht so einsam, bis ich schlafen gehe.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite und stieß versehentlich mit der Hand an den Becher, und die kalte, dunkelbraune Flüssigkeit ergoss sich über ihre Brust. Eine Kaffeespur rann über die Wolldecke und ihren bloßen Arm.
    »Oh.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Du hast überall Kaffee.«
    Sie hielt die Wolldecke mit beiden Händen fest und machte die Augen zu. Draußen wehte der Wind einen metallenen Mülleimer um, und der Deckel rollte scheppernd quer über den Parkplatz.
    »Gut«, sagte er. »Bleib ganz still liegen. Der Kaffee läuft dir sonst auf die Decke und das Laken, und meine gebe ich dir nicht.« Er nahm den Zipfel der Decke, und sie ließ los. Er zog die Decke weg und wandte den Blick ab. »Komm jetzt«, sagteer. »Schnell ins Bad mit dir.« Sie fasste wieder die Wolldecke. »Tommie, du kannst so nicht schlafen. Jetzt komm schon, ich gucke nicht.« Er streckte die Hand aus und knipste das Licht aus. Dann hob er sie aus dem Bett, und sie machte eine ruckartige Bewegung und stieß ihm den Ellbogen mit aller Wucht gegen das Kinn. Nichts weiter als ein erratischer Ellbogen. Ein Versehen.
    »Verdammt, Tommie.« Er nahm ihr Handgelenk. »Das tat weh.«
    »Entschuldige bitte!« Ihr kleines Gesicht war verzerrt, ihre Augen waren klein und weiß und feucht in der Dunkelheit.
    »Ich halte dich, okay? Und ich kann dich nicht sehen. Also sei jetzt ruhig.« Sie war stocksteif und wurde von lautlosem Schluchzen geschüttelt. »Mann«, sagte er und trug sie durch das Zimmer. »Du hast ganz schön zugeschlagen.« Er ging mit ihr ins Bad, drehte mit dem Fuß das Wasser an und testete die Wärme mit den Zehen. »Magst du es richtig heiß oder lieber etwas kühler?« Jetzt klammerte sie sich an ihn.
    »Ich will nicht baden, bitte, nicht baden.«
    »Du brauchst dich nicht zu genieren.« Irgendwie glaubte er, im Dunklen flüstern zu müssen. »Du bist von oben bis unten mit Kaffee bekleckert. Und es ist dunkel. Ich kann dich nicht sehen.«
    »Aber du kannst mich fühlen.« Ihre Brust hob und senkte sich heftig.
    »Ach, jetzt komm, Tom.« Die Badewanne füllte sich mit Wasser.
    »Bitte geh raus und zähle!«
    »Was soll ich tun? Oh, Tom, wie dumm von mir. Das hätte ich gleich tun sollen. Ich setze dich jetzt ab und gehe raus und zähle, okay? Ich bin’s nur. Dein Freund Gary.«
    Sie nickte.
    »Gut! In Ordnung, aber nicht dass du mich wieder schlägst!« Er schob ihr die Haare aus dem Gesicht und setzte sie ab. »Ist es so gut? Sag, dass es jetzt gut ist. Du badest schnell, danach kannst du besser schlafen. Wenn du willst, kannst du morgen den ganzen Tag schlafen. Okay? Ist das in Ordnung?« Er stellte sie hin. »Willst du das allein machen? Kannst du das? Kann ich dich allein lassen, so durcheinander und unglücklich, wie du bist?« Er hielt sie fest, als sie in die Badewanne steigen wollte, aber sie entwand sich ihm und fiel in die Wanne und stieß

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