Mr Monk besucht Hawaii
aber das gehört nun mal zum Leben auf der Insel. So etwas passiert hier immer wieder«, sagte der Lieutenant. »Aber hier geschieht nie ein Mord.«
»Jetzt schon«, gab Monk zurück.
Kealoha zog seufzend einen Notizblock aus der Tasche, notierte etwas und winkte einen uniformierten Polizisten zu sich.
»Kimo, lassen Sie noch ein paar Leute herkommen. Das ist jetzt ein Tatort, und ich will nicht, dass hier jemand reinkommt, solange die Spurensicherung noch nicht hier war. Und suchen Sie Dr. Aki. Sagen Sie ihm, wir haben eine Leiche, die aufgeschnitten werden muss.«
»Er ist heute zum Angeln rausgefahren«, antwortete der Officer.
»Dann sagen Sie der Küstenwache Bescheid, sie soll ihn an Land zurückbringen, klar?« Kealoha riss das beschriebene Blatt vom Block ab und gab es dem Mann. »Das ist mein Kontakt bei der Küstenwache.«
Der Polizist ging nach draußen, um seine Telefonate zu erledigen. Monk faltete unterdessen die Serviette zusammen und steckte sie ein.
»Sie haben Ihre Rolle abgelegt«, sagte er schließlich.
»Sie meinen meinen Slang?« Kealoha machte eine beiläufige Geste. »Die Touristen mögen ihre Hawaiianer gern hawaiianisch, also spiele ich meine Rolle. Für den Tourismus ist es gut, und es schreckt die Leute ab, mit denen ich mich sowieso nicht unterhalten will.«
Ich sah zu Monk. »Warum sagen Sie ihm nicht einfach, wer Mrs Gruber ermordet hat? Dann können wir nämlich weitergehen. Es ist schon Mittag, und ich möchte heute noch an den Strand, ich möchte schwimmen gehen und mir dann einen tropischen Drink mit vielen Früchten und einem kleinen Papierschirm bestellen.«
»Ich weiß noch nicht, wer sie umgebracht hat.«
»Noch nicht?«
»Aber ich werde es herausfinden«, versicherte mir Monk. »Ich arbeite an dem Fall.«
Das hatte ich befürchtet, auch wenn er im Grunde nur bestätigte, was mir in dem Moment klar wurde, als Monk einen Blick durch die Hecke warf. Er würde nicht ruhen, bis der Fall gelöst war, was hieß, dass ich auch nicht würde entspannen können.
Toller Urlaub, was?
»Schnappen wir uns einen Teller und halten wir ein Schwätzchen«, sagte Kealoha. »Ich werde Ihnen erzählen, was ich über die Tote weiß.«
»Einen Teller?«, fragte Monk.
»Mittagessen«, meinte der Lieutenant und verließ mit großen Schritten das Haus.
Wir zwängten uns in Kealohas Crown Victoria , das übliche Fahrzeug für alle Cops, und er fuhr mit uns ein paar Kilometer ins Landesinnere nach Koloa. Unterwegs erzählte er uns, dass Helen Gruber aus Cleveland kam, wo ihr verstorbener Mann ein Vermögen in der Straßenbaubranche verdient hatte. Seit Kurzem war sie mit Lance Vaughan verheiratet, ihrem ehemaligen Privattrainer, der gut dreißig Jahre jünger war als sie.
Recht so , dachte ich. Wenn reiche Kerle junge Frauen heiraten können, um mit ihnen zu prahlen, warum soll sich dann eine reiche Frau nicht auch einen jungen Typen angeln?
Hölzerne Fassaden wie aus einem Western säumten eine Seite der Koloa Road, gegenüber befanden sich die Überreste der ersten Zuckerrohrplantage der Inseln. Die Geschäfte sahen noch genauso aus wie in den 1830er-Jahren, nur dass die Händler nicht mehr Taro und Zubehör für die Feldarbeiter anboten, sondern Eis für acht Dollar pro Kugel und T-Shirts für sechzig Dollar an Touristen verkauften.
Wir parkten vor einer alten Hütte am anderen Ende der Straße, am Rand eines Felds, das mit hohem Unkraut und wildem Zuckerrohr bewachsen war. An dem Gebäude hing ein altes Schild mit der Aufschrift Cokie's Grill . Die Holzbohlen der Veranda waren durchgetreten, vor den Fenstern hingen Fliegengitter, und das rostige Wellblechdach war mit Grünspan überzogen.
Als wir ausstiegen, schreckten wir eine Gruppe Hähne auf, die sich unter die Veranda zurückgezogen hatten und nun verärgert in unsere Richtung glucksten. Monk starrte sie an, als hätte er es mit einem Rudel Alligatoren zu tun.
»Was ist das hier?«, fragte er.
Kealoha betrat die Veranda. »Das war mal eine Unterkunft für die Plantagenarbeiter. Viel verändert hat sie sich nicht.«
»Sie sollte abgerissen werden«, meinte Monk. »Warum sind wir hier?«
»Um zu essen«, sagte der Lieutenant und hielt uns die klapprige Tür auf. »Hier gibt's das bestes Tafelgericht auf Kauai.«
Monk war kreidebleich, als er sich zu mir umdrehte. »Tuch.«
Ich holte ihm eines aus meiner Handtasche, während wir das Lokal betraten.
Die beengte Hütte wirkte eher so, als wären wir bei jemandem zu
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