Mr Monk besucht Hawaii
irgendwo anders in diesem Lokal hinsetzen.
»Liebe Muttergottes!«, krächzte Monk.
Wie auf ein Stichwort kam die alte Frau aus der Küche geschlurft, in den Händen ein Tablett mit drei Styroporboxen und drei Plastikbechern Cola ohne Eis. Sie stellte die Getränke ab, dann nahm sie schwungvoll die Deckel der Boxen ab. Die einzelnen Gerichte lagen jeweils in einem eigenen Fach, wie bei einem Tiefkühlmenü. Eine der Boxen platzierte sie vor Monks leerem Stuhl auf dem Tisch, dann warf sie Monk einen eisigen Blick zu und kehrte in die Küche zurück.
»Mahalo nui loa«, wünschte Kealoha uns und machte sich mit Genuss über sein Essen her.
Ich betrachtete meine Mahlzeit. Da war irgendein Fleisch in einer dicken braunen Soße, eine Kugel weißer Reis, ein quadratischer Block aus einer lilafarbenen dicklichen Masse, dazu ein regelrechter Berg von etwas, das aussah wie Relish.
Monk musterte die Gerichte, als hätte er in Formaldehyd eingelegte Proben vor sich. »Ist das Hahn?«
»Nein, das ist Schweinefleisch in Bratensoße, ein Löffel Reis, und dazu Poi«, sagte Kealoha, nahm ein Stück Fleisch, zog es durch den Reis und das Relish, dann steckte er es in den Mund. Essen derart durcheinanderzuwürfeln, war nun überhaupt nicht nach Monks Geschmack.
»Für mich sieht das wie Hahn aus«, sagte er.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte ich.
»Die Köchin macht auf mich nicht den Eindruck, dass sie weit geht, um das beste Fleisch zu finden.«
»Haben Sie schon mal Hahn gegessen?«
»Natürlich nicht.«
»Es könnte doch köstlich schmecken«, gab ich zu bedenken. Ich schnitt ein Stück Fleisch ab und probierte es. Es war ausgesprochen lecker, egal worum es sich eigentlich handelte.
»Was ist Poi?«, fragte ich an Kealoha gewandt und deutete mit der Gabel auf das dickliche Zeugs.
»Das ist gegärtes und gestampftes Taro. Man isst es übrigens so.« Er tauchte zwei Finger in den Poi und leckte ab, was an ihnen hängen geblieben war.
Während Monk mit offenem Mund und voller Abscheu zusah, nahm ich mir an Kealoha ein Beispiel und aß meinen Poi im gleichen Stil wie er.
Monk starrte mich an. »Sind Sie völlig verrückt geworden?«
Der Poi schmeckte eigentlich wie Klebstoff, aber das konnte mich nicht davon abhalten, die Finger wieder einzutauchen und sie dann Monk hinzuhalten. »Wollen Sie auch mal?«
»Haben Sie eine von meinen Tabletten genommen?«
»Was für Tabletten sind denn das?«, fragte Kealoha beiläufig.
»Bewusstseinsverändernde, aber nicht zu Erholungszwecken«, erklärte Monk. »Sie machen kein bisschen Spaß.«
»Schon gar nicht den Leuten, die sich dann in seiner Nähe aufhalten«, warf ich ein und aß weiter meinen Poi.
»Ich habe ein Rezept.«
Ich deutete mit feuchten Fingern auf das Relish. »Und was ist das?«
»Gecko«, erklärte Monk mit Nachdruck.
»Kimchi«, sagte Kealoha. »Gewürztes und eingelegtes Gemüse mit Knoblauch und Chilischoten.«
Monk beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Das behauptet er zumindest.«
»Ein köstliches Essen«, meinte Kealoha. »Aber anschließend sollten Sie niemanden küssen.«
Ich nahm etwas von dem Kimchi mit den Fingern in den Mund und merkte sofort, wie stark es gewürzt war und welche Menge Knoblauch sich darin befand. Dennoch schmeckte es mir. Mein Atem würde grässlich sein, allerdings standen meine Chancen ohnehin gleich null, dass ich irgendjemandem nahe genug kommen würde, der es bemerken könnte.
Kealoha grinste mich an. »Das essen wir mit der Gabel.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich kann heute keinem Menschen mehr gegenübertreten.«
Der Insektenvernichter knisterte erneut und ließ Monk einen Satz nach hinten machen, wobei er gegen die leeren Stühle am Nachbartisch stieß.
»Okay, das reicht, ich habe genug von diesem Spiel«, erklärte Monk und zeigte anklagend mit dem Finger auf Kealoha. »Wir haben mit dem Mord an Helen Gruber nichts zu tun.«
»Wer würde denn auch so etwas behaupten?«, wunderte ich mich.
Monk deutete mit dem Kopf auf Kealoha. »Er glaubt, dass ich deshalb so viel über den Mord weiß. Er hat uns mit in dieses Loch genommen, damit zum einen niemand am Tatort etwas verändert, und er uns zum anderen im Auge behalten kann, während sein Officer Captain Stottlemeyer anruft.«
Ich sah Kealoha an, der mit Kauen beschäftigt war. »Stimmt das?«
Er reagierte mit einem nichtssagenden Schulterzucken. »Ich bin mit Ihnen essen gegangen. Ich hätte Sie auch mit auf die Wache nehmen können,
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