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Mr Monk besucht Hawaii

Mr Monk besucht Hawaii

Titel: Mr Monk besucht Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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habe gestern bei seiner Show beobachtet, wie er vorgeht. Es ist purer Schwindel, weil er einer Person Informationen entlockt, während er gleichzeitig so tut, als würde er seine Fakten aus dem Jenseits erhalten. In einer Menge geht das viel einfacher als bei einer Einzelperson. Was er mit Ihnen gemacht hat, erfordert wahre Finesse.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte ich. Erst allmählich bekam ich mich wieder in den Griff.
    »Lassen Sie mich erst einmal erklären, wie er mit einer Gruppe arbeitet. Gestern Abend bewegte er sich zwischen den Zuschauern hindurch und nahm den Buchstaben ›G‹ wahr. Sofort sprang ein Mann auf und erklärte, sein Name sei Gary. Er fragte, ob die Nachricht für ihn bestimmt sei. Damit hatte er Dylan Swift schon das Wichtigste überhaupt wissen lassen: Dass er bereit war, sich hinters Licht führen zu lassen, und dass er alles tun würde, um Swift dabei auch noch zu helfen. Also wählte er Gary für seine Vorstellung aus.«
    Er erläuterte, dass Swift sich die Person, die als Erste reagiert, genau ansah und auf Alter, Frisur, Schmuck, Kleidung und möglicherweise ihn begleitende Freunde oder Angehörige achtete. Dann holte er sich die nötigen Informationen, indem er seine Fragen geschickt als scheinbare Aussagen tarnte.
    Anstatt Swifts Vermutungen zuzustimmen oder sie zu widerlegen, versuchten die meisten Menschen, ihm auch noch zu helfen. Sie gaben bereitwillig zusätzliche Informationen heraus, womit Swift Stoff bekam, um noch zutreffendere Annahmen als Fakten hinzustellen. Wenn er damit richtig lag, würde man ihm glauben, dass er mit den Toten reden konnte. Wenn er falsch lag, konnte er sich damit rausreden, dass die Verbindung zu den Toten gestört sei. In neun von zehn Fällen würden die Leute ihm dann noch mehr über sich verraten, damit die Leitung ins Jenseits wieder klarer wurde.
    »Swift sagte zu Gary, eine Frau, der er sehr nahegestanden hatte, versuche Kontakt zu ihm aufzunehmen. Gary war derjenige, der seine Schwester ins Spiel brachte«, fuhr Monk fort. »Swift sagte, er ›fühle‹, dass ihr Name mit ›M‹ oder ›E‹ beginnt. Um seine Chancen auf einen Treffer zu verbessern, ergänzte er seine Aussage dahin gehend, dass die beiden Buchstaben vielleicht irgendwo in ihrem Namen vorkämen. Gary war wieder derjenige, der die Information lieferte, Swift könnte mit seiner toten Schwester Margaret Kontakt haben.«
    Ich konnte mich jetzt wieder daran erinnern. Ich begriff, wie Swift Gary dazu brachte, ihm alles zu sagen, was er brauchte, um den Eindruck zu erwecken, er rede mit Geistern. Aber ich wusste nicht, wie er es bei mir gemacht haben sollte.
    »So ist das bei mir nicht gelaufen, Mr Monk. Seine ersten Worte waren, dass ich meinem Mann fehle. Er wusste bereits Dinge …«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte er. »Aber überlegen Sie, was Sie ihm gesagt haben. Die übliche Masche für ein Medium besteht darin, jemandem zu sagen, dass der geliebte Mensch, den er verloren hat, ihm eine Nachricht zukommen lassen will. Das Medium behauptet, dass diesem Menschen Unrecht widerfahren ist, dass Dinge noch nicht ausgesprochen wurden. Sagte Swift etwas in der Art?«
    Schniefend nickte ich.
    »Und was haben Sie gesagt?«
    Ich wusste noch ganz genau, was ich ihm gesagt hatte:
    Mitch wurde zwei Tage vor seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag getötet. Ich würde sagen, das ist genug Unrecht.
    Er wurde Ihnen durch einen Unfall genommen , hatte Swift geantwortet.
    Er wurde von einem feindlichen Schützen vom Himmel geholt. Das kann man wohl kaum als Unfall bezeichnen , war wiederum meine Reaktion gewesen.
    Ich hätte ebenso gut Mitchs Biografie schreiben und sie Swift in die Hand drücken können.
    »Oh Gott, ich war ja so dumm.« Wieder begann ich zu heulen.
    »Nein, das waren Sie nicht.« Monk nahm meine Hand. »Es zeigt nur, wie sehr Ihr Mann Ihnen fehlt.«
    Ich wusste, dass er mir immer noch fehlte und dass sich daran niemals etwas ändern würde. Mir war allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar gewesen, wie dicht unter der Oberfläche diese Gefühle lauerten und wie leicht sie mein Handeln beeinflussen konnten. Ich schämte mich dafür.
    »Taschentuch«, sagte er.
    Ich griff in meine Tasche und holte eines für ihn heraus.
    »Nicht für mich, für Sie«, sagte er.
    Ich schnäuzte meine Nase, und als Zeichen meiner Dankbarkeit, dass Monk so verständnisvoll war, nahm ich ein wiederverschließbares Plastiktütchen aus der Tasche, steckte das Tuch hinein und warf das Ganze

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