Mr Monk besucht Hawaii
führte, der das Mondlicht reflektierte. Vor uns gab es keinen Strand, nur schwarzes, schroffes Lavagestein. Die Wellen schlugen dort mit solcher Kraft an Land, dass die Gischt aufstieg und sich als feiner Nebel auf unsere Haut legte, während wir auf der Hoonani Road weiter an der Küste entlangfuhren. Auf der anderen Seite der Straße hatte man Apartmentkomplexe und kleine Häuser erbaut, die alle zum Meer hin ausgerichtet waren.
»Es ist einfach wunderschön hier, nicht wahr?«, sagte ich. »Auch wenn man im Moment kaum etwas erkennen kann.«
»Nur den Jeep vor uns, den die Frau vom Katamaran fährt.«
»Wie?«, gab ich zurück. Es war das Einzige, was ich unter diesen Umständen herausbrachte.
»Wir folgen einer Touristin, die heute Morgen mit Snorkel Rob den Ausflug unternommen hat.«
»Tatsächlich?« Ich versuchte, überrascht zu klingen und mir meine Schuldgefühle nicht anmerken zu lassen. Jetzt wusste ich, wie sich die Schurken fühlen mussten, wenn Monk ihnen erklärte, wie sie einen Mord begangen hatten.
»Sie stand vorn im Restaurant, als wir gingen.«
»Tatsächlich? Ihre Beobachtungsgabe ist ja wirklich phänomenal. Ich hätte die Frau niemals erkannt.«
»Dann ist es nur ein Zufall, dass wir ihr hinterherfahren?«
»Natürlich«, beharrte ich. »Wir machen nur eine Spazierfahrt.«
»Und warum wurden Sie dann langsamer und ließen zwei andere Wagen vor?«
»Weil ich eine sehr höfliche Fahrerin bin.«
»Ich sehe mir auch Rockford an. Wir sehen uns die Serie gemeinsam an.«
Sie bog in einen Apartmentkomplex ein und stellte den Wagen hinter einem der zum Meer weisenden Gebäude ab. Der Komplex nannte sich Whaler's Hideaway , der Name stand in rostigen Metalllettern auf die niedrige Mauer aus Lavasteinen geschrieben, die um den Komplex herum verlief. Ein weiteres von Swifts Bildern schoss mir durch den Kopf.
Captain Ahab, der sich im Schatten versteckt.
Ein Walfänger, der sich versteckt? Es war schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen, aber diese Frau war jetzt hier im Whaler's Hideaway. Das Bild passte ebenso gut wie im Fall der Tätowierung. Wieder lief mir ein Schauer über den Rücken, und im Geiste hörte ich die ersten Takte der Titelmelodie von Twilight Zone .
Ich fuhr zur Vorderseite des Hauses und parkte den Wagen so auf der Straße, dass wir sehen konnte, welches Apartment sie betrat. Alle hatten sie die Vorhänge aufgezogen, um die Aussicht zu genießen, und so konnten wir nicht nur die Frau, sondern auch jeden anderen im Gebäude beobachten.
Aus dem Grund sahen wir auch Lance Vaughan, der die Frau beim Hereinkommen mit einem Kuss auf den Mund begrüßte. Sie kniff ihn in den Hintern, dann brachte sie das Essen zum Tisch auf der Lanai.
Monk sah mich an. »Woher wussten Sie das?«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich sage, ich habe es gefolgert?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Wenn es etwas zu folgern gegeben hätte, dann wäre ich darauf gekommen. Folgern ist nun mal das, was ich mache.«
Geschlagen seufzte ich. Ich wollte es ihm eigentlich gar nicht erzählen, aber jetzt blieb mir keine andere Wahl. »Ich hatte Hilfe.«
»Von wem?«
»Helen Gruber.«
»Sie ist tot«, gab Monk zurück.
»Ich weiß, aber heute Nachmittag hat sie eine Nachricht für Sie hinterlassen.«
»Wie soll sie das anstellen, wenn sie tot ist?«
»Sie hat mit Dylan Swift gesprochen«, sagte ich schließlich. »Aus dem Jenseits.«
12. Mr Monk zeigt, wie es geht
Auf dem Rückweg zum Hotel berichtete ich Monk von meiner Begegnung mit Dylan Swift. Ich erzählte ihm alles, was er zu dem Mord und zu den Bildern und Empfindungen gesagt hatte, die Helen ihm angeblich aus dem Jenseits geschickt hatte – von dem Geruch von Flieder, dem Holzfäller, der eine Porzellanpuppe festhält, dem leichten, süßlichen Geschmack von Liliko'i-Torte, von Captain Ahab, der sich im Schatten versteckt, dem Stacheldraht auf nackter Haut, der Liebe, die sich verflüchtigt, und von einer Kiefer.
In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich auf die Bettkante, während Monk in einem der beiden Rattansessel Platz nahm. Ich rechnete damit, dass er jeden Moment vor Wut platzte, aber nein. Er saß einfach nur da und sah mich an.
»Ich habe noch nicht nachgesehen, aber ich möchte wetten, es liegen wieder zwei Toblerone in meiner Minibar.«
»Mr Monk, haben Sie ein Wort von dem mitbekommen, was ich gerade gesagt habe?«
Er nickte.
»Und?«
»Ich möchte wissen, wie viele Toblerone Sie in Ihrer Minibar haben.« Er
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