Mr Monk besucht Hawaii
es mir so vor, dass Mitch bei uns war, dass er versuchte, mich zu erreichen. Ich konnte seine Präsenz spüren.
Mein Gesichtsausdruck musste mich verraten haben, denn Monk sah mich mit wütender Miene an. So verärgert wie in diesem Moment hatte ich ihn noch nie gesehen. Doch anstatt Swift aggressiv zu antworten, drehte er sich zu ihm und sagte mit sehr leiser, ruhiger Stimme: »Gehen Sie. Auf der Stelle.«
»Nein, warten Sie«, rief ich und schaute Swift in die Augen. »Warum hat seine Crew ihn als Feigling bezeichnet? Er hat doch sein Leben für sie geopfert.«
»Weil sie es nicht verstanden haben. Sie sahen ihn nur davonlaufen. So zeigt er es mir. Er hat nicht erst sein Handeln erklärt, sondern sofort gehandelt. Ich fühle nicht, dass er es seinen Leuten zum Vorwurf macht, wie sie sein Verhalten aufgefasst haben. Und das sollten Sie auch nicht. Er möchte, dass Sie es auf sich beruhen lassen.«
Ich setzte mich auf die Couch, mein Herz raste, und Tränen stiegen mir in die Augen.
Monk packte Swift am Arm und führte ihn zur Haustür. »Kommen Sie nicht wieder hierher.«
»Ich habe Natalie nicht verletzt, Mr Monk. Ich habe ihr Frieden geschenkt. Den können auch Sie bekommen.«
Monk schob ihn nach draußen und warf die Tür ins Schloss, dann kam er zurück in die Küche, sah seine Hände an und sagte: »Tuch.«
Schniefend stand ich auf und holte die Handtasche aus meinem Zimmer, dann gab ich Monk zwei Tücher, mit denen er sich die Hände abwischte, als seien sie völlig dreckig. Es wirkte so, als wolle er nicht nur Krankheitserreger, sondern den ganzen Zwischenfall wegwischen.
»Und wenn Sie sich irren?«, fragte ich. »Was, wenn er wirklich mit den Toten reden kann?«
»Er kann es nicht«, erklärte er. »Er hat Ihnen nur gesagt, was Sie hören wollten. Das ist das, was er immer macht.«
»Aber was Mitch im Kosovo zugestoßen ist, wurde nie öffentlich bekannt. Die Akte ist versiegelt und streng geheim. Swift kann diese Details nicht so schnell in Erfahrung gebracht haben. Das ist einfach nicht möglich.«
»Und dass er mit den Toten redet, das ist möglich?«
»Okay, das ist nicht möglich. Aber dann sagen Sie mir, Mr Monk, woher Swift wissen konnte, was Mitch zugestoßen ist?«
»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Monk. »Aber ich werde es herausfinden.«
16. Mr Monk und die Erdnüsse
Nach dem Zwischenfall mit Swift wollte ich Monk, den Bungalow und alles andere erst einmal für einen Moment vergessen. Ich musste einen klaren Kopf bekommen, also ging ich hinunter zum Strand, wo ich eine Weile schwamm und mich dann von den Wellen zurück Richtung Küste treiben ließ.
Ich sah hinauf zum unendlichen blauen Himmel und ließ meinen Gedanken freien Lauf, bis ich an nichts mehr dachte und eins wurde mit dem Meer. Ich weiß nicht, wie lange ich so im Wasser trieb, als ich plötzlich bemerkte, dass sich irgendjemand in meiner Nähe aufhielt. Als ich den Kopf drehte, entdeckte ich eine Mönchsrobbe, die direkt neben mir auf dem Rücken schwamm und mich mit ihren riesigen Augen neugierig anschaute.
Ich war weder erschrocken, noch bekam ich Angst. Stattdessen blieb ich völlig entspannt, und das Tier schien sich sicher zu fühlen. Einige Sekunden lang trieben wir nebeneinander im Wasser und sahen uns an, dann machte sie eine Rolle im Wasser, tauchte ab und schwamm unter mir davon.
Ich blieb noch ein paar Minuten dort, dann schwamm ich weiter in Richtung Küste und ließ mich von einer Welle an Land tragen. Das machte mir so viel Spaß, dass ich erst noch eine zweite Runde ins Wasser unternahm, ehe ich in den Bungalow zurückkehrte. Ich fühlte mich absolut entspannt, auch wenn ich einen leichten Sonnenbrand abbekommen hatte.
Monk war nicht da, als ich ins Haus kam. Ich ging duschen, rieb meine rote Haut mit etwas Lotion ein, dann zog ich eine ärmellose Bluse und Shorts an.
Als ich aus meinem Zimmer kam, hatte ein heftiger Regen eingesetzt. Die Schiebetüren zum Patio standen noch immer weit offen, sodass die feuchte, warme Luft in die trockenen Räume zog. Das war angenehm, auch wenn der Stoff auf meiner Haut zu kleben begann und ich den Wunsch verspürte, mich zu kratzen.
Monk saß mit dem Rücken zu mir am Küchentisch, vor sich einen Berg Erdnussschalen. Ich ging zu ihm und sah, dass er fast einen ganzen Beutel Erdnüsse geschält hatte. Während ich am Strand war, musste er zum Lebensmittelgeschäft gegangen sein. Wie ich Monk kannte, dürfte der Einkauf für ihn und alle Angestellten ein
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