Mr Monk besucht Hawaii
ihr bekommen. Viel bessere Motive gibt es wohl kaum«, meinte ich und schöpfte tief aus meiner mangelnden Erfahrung mit Mordermittlungen.
»Er hat so ein erdrückendes Motiv für einen Mord, dass er schon ein Idiot sein müsste, seine Frau umzubringen«, sagte Kealoha.
»Oder er müsste ein perfektes Alibi haben«, warf Monk ein.
»Das hat er auch«, bestätigte der Lieutenant. »Wir konzentrieren uns jetzt auf die Theorie, dass sie von einem Einbrecher getötet wurde, der sie nur hatte niederschlagen wollen.«
»Haben Sie schon Verdächtige?«, fragte ich.
»Noch nicht. Wir sammeln gerade alle bekannten Straftäter auf der Insel ein und quetschen sie aus. Vielleicht weiß ja unser Paketbote, wer sich hier noch so alles als Einbrecher betätigt, und ist bereit, für einen guten Deal die Namen zu nennen.«
»Warum sollte ein Einbrecher versuchen, einen Bungalow auszurauben, wenn er weiß, dass er belegt ist?«, entgegnete Monk. »Wenn er aus dem Garten nebenan kam, musste er sie in der Küche sehen, und er hätte sich aus dem Staub machen können.«
»Vielleicht dachte er, die Beute ist das Risiko wert.«
Monk schüttelte den Kopf. »Das erscheint mir nicht logisch.«
»Mir schon, und es ist mein Fall. Ich weiß die Hilfe zu schätzen, die ich von Ihnen bekommen habe, Mr Monk. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.« Er schüttelte erst mir, dann Monk die Hand. »Ich werde Sie wissen lassen, wie es ausgeht. Genießen Sie den Rest Ihres Urlaubs. Aloha.«
»Aloha«, erwiderte ich.
Kealoha lächelte uns an, dann verließ er das Haus. Monk runzelte die Stirn und rollte mit den Schultern.
»Eine Rose«, sagte ich. »Swift hat es schon wieder gewusst. Er wusste von dem Friseursalon, bevor Kealoha es herausfand.«
»Das überrascht mich nicht. Swift kennt Roxanne Shaw länger als wir, und er hatte mehr Zeit, Nachforschungen über sie anzustellen.«
»Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, Dylan Swift könnte vielleicht doch eine Verbindung zu den Geistern haben?«
»Nein, ist es nicht. Die einfachste und offensichtlichste Erklärung ist üblicherweise auch die richtige.«
»Dann haben Lance Vaughan und Roxanne Shaw mit dem Mord an Helen Gruber nichts zu tun.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil ihre Alibis wasserdicht sind, und weil es die einfachste und offensichtlichste Erklärung ist. Aber das akzeptieren Sie nicht, richtig?«
Monk verzog das Gesicht. »Der Regen hat aufgehört. Gehen wir ein wenig spazieren.«
Ich war weder Hellseherin noch stand ich mit irgendwelchen Geistern in Kontakt, aber ich war mir absolut sicher, wohin unser Spaziergang uns führen würde.
17. Mr Monk macht einen Spaziergang
Hawaiianische Sonnenuntergänge gehören zu den schönsten dieser Welt, und einer ist bezaubernder als der andere. Das habe ich mit eigenen Augen erlebt. Mal versinkt die goldene Sonne hinter elfenbeinfarbigen Wolken im Meer, und schon am nächsten Tag erlebt man einen noch viel spektakuläreren Anblick mit purpurnen Streifen auf kobaltblauem Hintergrund.
Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt, als Monk und ich uns auf unseren Spaziergang machten, und einmal mehr war der Blick zum Horizont atemberaubender als die Tage zuvor. Mein dritter hawaiianischer Sonnenuntergang brachte einen rosafarbenen Himmel mit sich, und auf dem tiefroten Ozean tanzten die Sonne und die gelb leuchtenden Wolken wie ein Schwarm Delfine, die die letzten Sonnenstrahlen zu fangen schienen.
Touristen und Einheimische säumten den Strand und die Mauer entlang der Hoonani Road vor dem Whaler's Hideaway, um den Sonnenuntergang zu betrachten und auf Fotos und Videos statt in ihrem Gedächtnis festzuhalten, damit sie dort mehr Platz für weitere PIN-Nummern und Passwörter hatten.
Wir standen an der flachen Mauer und sahen zum Horizont, aber ich wusste, Monk interessierte sich viel mehr für Roxanne Shaws Apartment gleich hinter uns. Die Jalousien waren geschlossen, was seinem Plan, die beiden weiter auszuspionieren, einen Strich durch die Rechnung machte.
Gerade wollte die Sonne hinter dem Horizont versinken, als ein Hawaiianer mit einer Fackel in der Hand aus dem Grand Kiahuna Poipu gelaufen kam und auf die Lavafelsen stieg, die bis in die Bucht hinausragten. Aus Lautsprechern, die strategisch geschickt und auf den ersten Blick unsichtbar über das Gelände verteilt waren, ertönten schallende Trommeln und dazu Texte auf Hawaiianisch. Ich hatte keine Ahnung, worum es in diesen Texten ging, aber ich wusste, dass es
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